„Unmöglich-Variante“
Radschnellverbindung: Karlsfeld hat eigene Pläne
Der Gemeinderat unterstützt die Idee für einen Radschnellweg nach München, lehnt aber die sogenannte „beste Variante“, die die Stadt Dachau vorgestellt hat, ab. Geplant wäre demnach den Radverkehr von der Augustenfelder Straße in Dachau über die Theodor-Heuß-Brücke durch die Rothschaige zu führen. An der Kreuzung zur Hochstraße soll es dann von der alten Münchner Straße weiter über die Bayernwerkstraße in Richtung Süden gehen, zwischen Würm und Bahnlinie auf den Erlenweg, die Leinor- und Wehrstaudenstraße bis zum am Karlsfelder S-Bahnhof nach München.
„Die Best-Variante der Stadt Dachau ist genau das – eine Best-Variante für Dachau. In Karlsfeld hätten wir sie ‚Unmöglich-Variante‘ genannt“, erklärt Grünen-Fraktionssprecher Michael Fritsch. „Zum Glück konnte eine C-Variante gefunden werden. In der Praxis wird diese Strecke noch wesentlich mehr Nutzen bringen, als die positive Statistik dies aktuell bereits aufzeigt. Jetzt gilt es, die Radbegeisterung der Bürger mitzunehmen und zeitnah mit der Umsetzung zu beginnen“, so der Klimaschutzreferent der Gemeinde weiter.
Geht es nach dem Verkehrsausschuss im Gemeinderat Karlsfeld, dann sieht die Alternative folgende Routenführung für den Radverkehr vor: von der Augustenfelder Straße über die Wallbergstraße auf dem Rothschwaigweg in die Reschenbachstraße und dann weiter über die Bayernwerk- und Nibelungenstraße weiter in die Hans-Carossa-Straße zum Würmkanal und dann weiter in Richtung München zur Dachauer Straße.
Im Verkehrsausschuss des Gemeinderats, in dem die „Best-Variante“ abgelehnt wurde, war man sich einig, dass die standardgerechte Herstellung eines Radschnellweges in der Rothschwaige unmöglich ist. Sie sei viel zu eng, eine Bushauptstrecke, es gebe geschützte Bäume und Bebauung am Straßenrand und zudem sei ein Grundstückankauf nötig, wie Michael Fritsch betont. Auch die Strecke durch die Wehrstaudenstraße sei unpassend, da hier Parkplätze ohne Kompensationsmöglichkeiten wegfallen würden. Zudem werde bei dem Vorschlag aus Dachau das Karlsfelder Gemeindezentrum sowie MAN und MTU nicht eingebunden.
"Wir brauchen gut ausgebaute Radwege"
Das sieht das „Bündnis für Karlsfeld“ ähnlich. Grundsätzlich begrüße man es sehr, dass es endlich konkret wird mit dem lange geplanten Radschnellweg von Dachau nach München. „Wir brauchen gut ausgebaute Radwege, damit Fahrradfahrer schneller vorankommen“, betont Adrian Heim. „Um einen Vergleich mit dem Autoverkehr zu machen: Fahrradfahrer leben heute quasi in einer Zeit vor der Erfindung der Autobahnen – kaum vorstellbar wie es wäre, wenn der komplette Autoverkehr noch ausschließlich über Landstraßen laufen würde.“
Umweg
Leider erfülle aber die vom Landkreis bevorzugte „Best-Variante“ weder die Erwartungen noch die aufgestellten Kriterien für Radschnellverbindungen: Sie sollen nach Angaben des Bündnis-Fraktionssprechers unter anderem direkt geführte Verbindungen sein und wichtige Quell- und Zielbereiche mit hohen Potenzialen verknüpfen. Die sogenannte „Bestvariante“ nehme aber nicht den direkten Weg nach München, sondern mache einen Umweg Richtung Westen – und verpasse damit auch noch die Anbindung an MAN und MTU, den größten Arbeitgeber weit und breit, an der Dachauer Straße.
"Absolut ungeeignete Straßen"
„Zudem soll die Route in Karlsfeld durch zu enge und dafür absolut ungeeignete Straßen führen, wo Konflikte mit Anwohnern und Linienbusverkehr vorprogrammiert sind. Die von Karlsfeld vorgeschlagene und von uns unterstützte Alternativroute vermeidet diese Nachteile, nimmt einen direkteren Weg nach München und bindet auch MAN und MTU mit an“, erklärt Adrian Heim. „Diese Variante hat sogar auf 83 Prozent der Strecke ein Potential von über 2.000 Radfahrern pro Tag – besser als die sogenannte „Bestvariante“, die nur auf 67 Prozent der Strecke auf diesen Wert kommt.“
"Radschnellweg viel zu schmal"
Und auch die CSU-Fraktion unterstützt den Ausbau des Radverkehrs. „Dieser fördert die Gesundheit der Bevölkerung und schützt durch CO2-Einsparung das Klima. Jedoch muss ein Radschnellweg neben der Wirtschaftlichkeit auch das versprechen, für was er errichtet wird“, meint Bernd Wanka. Unter anderem hätte die „Best-Variante“ bedeutet, dass dort kein Busverkehr mehr möglich gewesen wäre. „Der Radweg neben der Straße ist als Radschnellweg viel zu schmal, so dass eine Fahrradstraße erforderlich wäre. Nach den Richtlinien ist die Straße für einen Radschnellweg mit zuzulassender landwirtschaftlicher und ÖPNV-Nutzung zu schmal. Das Naturdenkmal Eschenallee darf nicht beeinträchtigt werden, so dass ein Straßenausbau unmöglich ist.“
"Halbes Viertel ohne Parkplätze"
Im Bereich des Erlenweges, der Leinor- und Wehrstaudenstraße hätte nach Angaben des CSU-Fraktionssprechers kein Auto mehr auf der Straße parken dürfen, was praktisch ein halbes Viertel ohne Parkplätze bedeutet hätte. Auch hier würde es zu Konflikten mit dem Busverkehr kommen. Weite Teile der Strecke seien zudem verbaut und können nicht auf die für einen Radschnellweg erforderliche Breite ausgebaut werden. „Wir würden aus diesen Gründen erheblich weniger Zuschüsse kriegen. Dazu wären das Karlsfelder Zentrum und die großen Betriebe der MAN und MTU nicht berücksichtigt worden.“
"Ampelfreie, schnelle und geradlinige Verbindung"
Die von Karlsfeld bevorzugte Variante komme dem Wunsch einer ampelfreien, schnellen und geradlinigen Verbindung von Dachau über Karlsfeld nach München am nächsten, wenn auch unter Einsatz von mehr Geld. Die bestehenden Straßen und Radwege für Millionen unter anderem für die „Best-Variante“ etwas aufzuhübschen und das dann als innovativen Radschnellweg trotz ständiger Konfrontation mit Autos und Ampeln zu verkaufen, habe ihn eigenen Angaben zufolge nicht überzeugen können, so Bernd Wanka weiter.
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