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"Traurige Rangliste"

Miete in Karlsfeld teurer als in München

Karlsfeld ist laut einem Bericht des Forschungsinstituts F+B die Kommune mit den höchsten Mietpreisen in Deutschland. (Bild: sb)

Karlsfeld als Vorort von München hat die Landeshauptstadt in der Auswertung der Mietpreisspiegel von Platz 1 verdrängt. Was kann Karlsfeld dagegen tun? „Nur eine andere Bodenpolitik hilft uns hier weiter,“ meint der SPD Ortsvorsitzende Thomas Kirmse. Karlsfeld befinde sich im Speckgürtel von München und zahle im wahrsten Sinne des Wortes die Miete für fehlenden Wohnraum in der Landeshauptstadt. Die Gemeinde sei mit ihrer Nähe zu München, der sehr guten Grundversorgung und seiner verkehrstechnischen Anbindung an München zu einem interessanten Wohnort geworden.

Laut dem Forschungsinstitut F+B zahlt man in Karlsfeld eine Nettokaltmiete von 10,62 Euro pro Quadratmeter für eine 65 Quadratmeterwohnung in mittlerer Lage und mit mittlerer Ausstattung in Karlsfeld und ist damit für Mieter laut Mietspiegelindex die teuerste deutsche Kommune. Laut öffentlich zugänglich und zu lesendem Mietspiegel auf der Gemeinde-Homepage, koste eine vergleichbare Wohnung sogar über 12 Euro pro Quadratmeter, erklärt Thomas Kirmse. Ein in Frage stellen der Werte des Forschungsinstituts F+B löse das Problem auch nicht. „Ob Karlsfeld nun den 1. Platz oder 2. Platz in dieser traurigen Rangliste belegt, spielt keine Rolle. Das Nachsehen haben die Menschen mit geringerem Einkommen“, so der SPD-Ortsvorsitzende weiter.

"Freier Lauf für Bodenspekulation"

Das wirtschaftliche Wachstum in München und seiner angrenzenden Gemeinden und Regionen lasse der Bodenspekulation freien Lauf. „Die Preise für Bauland haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Eigentumswohnungen sind für die Mehrheit der Bevölkerung unerschwinglich geworden. Ein wachsender Teil der Bevölkerung kann sich bereits auf dem freien Mietmarkt nicht mehr mit bezahlbaren Mietwohnungen versorgen und muss Sozialleistungen in Anspruch nehmen“, betont Thomas Kirmse.

"Das ist nicht aktzeptabel"

Seiner Ansicht nach ermögliche die mehrheitlich CSU regierte Gemeinde seit vielen Jahren, trotz Veto der SPD-Gemeinderäte, den Verkauf von Gemeindegrundstücken und veräußere somit das Tafelsilber der Gemeinde. Die SoBoN – „Sozialgerechte Bodennutzung“ mit der Möglichkeit der Gemeinde, städtebauliche Verträge mit einer durch den Eigentümer zu erbringenden Anteils an gefördertem Wohnbau in Höhe von 30 Prozent bei einer Grundstücksgröße größer 500 Quadratmeter – „wird nicht durchgängig angewendet und selbst zum Verkauf stehende Grundstücke überlassen die CSU-Gemeinderäte lieber Spekulanten und investieren damit nicht in die Zukunft von Karlsfeld und dessen Bürger“, so Thoma Kirmse. „Unter diesen Voraussetzungen weiterhin Gemeindegrund zu verkaufen, ist nicht akzeptabel. Leisten können sich diese Grundstücke eh nur Besserverdienende. Wo bitte soll denn geförderter Wohnungsbau entstehen, wenn die Gemeinde keinen Baugrund mehr besitzt. Nicht verkaufen, sondern Erhalten und Kaufen wäre die Devise.“

"Vorrausschauende Bodenpolitik"

Mietpreise werden nach Ansicht des Karlsfelder SPD-Chefs maßgeblich und in der Hauptsache durch den Grundstückspreis und nur marginal durch den Baupreis definiert. Eine Kommune wie Karlsfeld sollte eine vorrausschauende Bodenpolitik betreiben um für die Daseinsvorsorge, sprich geförderter Wohnungsbau, soziale und technische Infrastruktur, gerüstet zu sein. Gemeindlicher Grundbesitz müsse dauerhaft im öffentlichen Eigentum bleiben und Dritten vorrangig im Erbbaurecht befristet zur Nutzung überlassen werden. „Heute müssen wir die Gelegenheiten beim Schopf packen, um morgen etwas für unsere Bürger tun zu können“, meint Thomas Kirmse. „Es wird wohl nicht mehr lange dauern, und die Karlsfelder Bürger müssen ihre Kinder in den Kitas selbst beaufsichtigen und ihre älteren Generationen in den Altenheimen selbst pflegen, denn die Erzieher und Kranken‐ und Altenpfleger können sich eine Wohnung in Karlsfeld nicht mehr leisten.“


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