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Thema ins Bewusstsein rücken

Zweiter Armutsbericht für den Landkreis vorgestellt

Haben zusammen den Armutsbericht für den Landkreis Dachau vorgestellt (v.l.): Brigitte Detering (Landratsamt Dachau), Lena Wirthmüller (Caritas), Landrat Stefan Löwl, Heidi Schaitl (Caritas), Sabrina Hutner (Caritas) und Beate Deuter (Caritas). (Bild: LRA Dachau)

Für den Landkreis Dachau ist kürzlich der zweite Armutsbericht vorgestellt worden. „Auch wenn wir im direkten Umkreis von München in einer seit Jahren wirtschaftlich prosperierenden Region mit einer hervorragenden Arbeitsmarktlage und einer sehr geringen Arbeitslosenquote im Vergleich zu vielen anderen Regionen in Deutschland und somit in einem vermeintlich ‚reichen‘ Landkreis leben, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Thema Armut auch in unserem Landkreis Realität ist“, erklärt Landrat Stefan Löwl.

Im Dezember 2015 habe sich der Landkreis Dachau für eine Fortschreibung des ersten, vom Kreiskatholikenrat 2012 beauftragten Armutsberichts durch das Caritas-Zentrum Dachau, entschieden. In der nun erstellten Fortschreibung des Armutsberichts, der sich auf Zahlenmaterial aus dem Jahr 2015 stützt, werde die Situation im Landkreis anhand der verfügbaren Daten analysiert, Problemstellungen aufgezeigt und Handlungsempfehlungen entwickelt. „Leider war es nicht möglich, sämtliche relevanten Bereiche statistisch mit Daten abzubilden, dennoch gibt der Bericht ein aussagekräftiges Bild über die Situation im Landkreis sowie die Herausforderungen für alle relevanten Akteure und schlägt mögliche Konzepte und Handlungsfelder für die vielfältigen von Armut betroffenen Bereiche im Landkreis Dachau vor“, betont Stefan Löwl.

Ziel des Berichts ist es, das Thema Armut ins Bewusstsein von Politik und Bevölkerung im Landkreis zu rücken, um damit einer Stigmatisierung entgegenzuwirken und das Selbsthilfepotential Betroffener zu stärken. Aufgrund der ermittelten Daten und erarbeiteten Vorschläge können nach Ansicht des Landrats Ansätze in einem gesellschaftlichen Diskurs gesucht und gefunden werden, um in Zusammenarbeit mit allen Akteuren gemeinsame Strategien zur Prävention sowie zur Bekämpfung der Armut zu entwickeln. „Sicherlich lassen sich nicht alle Handlungsempfehlungen und Vorschläge zeitnah und vollumfänglich umsetzen, doch es ist wichtig, Schritt für Schritt gemeinsam daran zu arbeiten.“ Als arm gilt, wer im Monat nicht mehr als 1350 Euro zum Leben hat.

"Folgen der Armut abmildern"

Armutsarbeit gehöre zu den Kernaufgaben des Caritas-Zentrums Dachau, betont Heidi Schaitl. „Insbesondere in der Allgemeinen Sozialen Beratung sowie der Schuldner- und Insolvenzberatung, aber auch in den vielseitigen weiteren Fachdiensten der Caritas im Landkreis Dachau arbeiten die Mitarbeiter zusammen mit den von Armut betroffenen oder bedrohten Klienten daran, Ursachen nachhaltig zu bekämpfen oder zumindest Folgen der Armut abzumildern“, so die Kreisgeschäftsführerin Caritas-Zentrum Dachau weiter. Die Armutsberichterstattung sei eine wichtige Ergänzung dieser Armutsarbeit: „Während wir in der alltäglichen Arbeit die jeweils individuellen Ursachen der Armut analysieren und Handlungsmöglichkeiten mit einzelnen Klienten entwickeln, dient die Armutsberichterstattung dazu, die Gesamtsituation im Landkreis zu analysieren, strukturelle Armut zu erkennen und Handlungsempfehlungen auf kommunaler Ebene zu entwickeln, um Armut systematisch zu verhindern beziehungsweise zu bekämpfen.“

„Lebenssituation nachhaltig verbessern“

Der Landkreis Dachau habe diesen zweiten Armutsbericht in Auftrag gegeben und zeige damit, dass ihm die von Armut bedrohten und betroffenen Bürger in einem der reichsten Landkreise am Herzen liegen und er deren Lebenssituation nachhaltig verbessern möchte. „Mit unserem Dank für die Beauftragung verbunden ist die dringende Bitte an alle benannten Akteure, die Handlungsempfehlungen nun auch umzusetzen.“ Insbesondere dem neu zu gründenden Netzwerk „Armutsarbeit im Landkreis Dachau“ kommt nach Ansicht von Heidi Schaitl eine besondere Bedeutung zu, denn das Netzwerk werde unter anderem dafür verantwortlich sein, die Handlungsempfehlungen weiterzuentwickeln und nachhaltig umzusetzen beziehungsweise deren Umsetzung bei den zuständigen Akteuren einzufordern. Damit trage es ganz entscheidend zur zielgerichteten Armutsarbeit im Landkreis Dachau bei.


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