„Sozial verträglich gestalten“
Bundesumweltministerin Svenja Schulze zu Gast in Karlsfeld
Klima, Umwelt, Naturschutz – so lautete der Titel einer Veranstaltung, im Rahmen derer Bundesumweltministerin Svenja Schulze in der vergangenen Woche bei einer Diskussionsveranstaltung im Bürgerhaus zu Gast war. Ebenfalls dabei waren Bernhard Goodwin, Bürgermeisterkandidat der Karlsfelder SPD, der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi sowie Hubert Böck, der für die SPD bei der Kommunalwahl am 15. März für das Amt des Landrates kandidiert.
Ihm persönlich sei das Thema sehr wichtig, betonte Bernhard Goodwin. „Die Bereiche Nachhaltigkeit und Klima stellen die Politik vor große Herausforderungen. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, den Klimaschutz voranzubringen. Wir dürfen nicht die Augen vor der Realität verschließen“, sagte der 41-Jährige, der seit 2010 Geschäftsführer des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und eigenen Angaben zufolge auch bei „Scientists For Future“ aktiv ist.
Auf kommunaler Ebene habe man in Bezug auf die Klimapolitik die Verantwortung, das Ganze für die Gesellschaft wirtschaftlich verträglich umzustellen. „Es geht darum, dass wir zusammen dieses Problem mit aller Kraft angehen. Dafür werde ich mich als Bürgermeister auch auseinandersetzen“, erklärte Bernhard Goodwin. Karlsfeld als Kommune müsse es schaffen, das klimafreundliche Verhalten zu stärken. „Dafür brauchen wir unter anderem einen zuverlässigen ÖPNV und eine Taktverbesserung.“ Zudem müsse die Infrastruktur in der Gemeinde fahrradfreundlicher werden.
"Positive Bilder"
Svenja Schulze, die aufgrund des Sturmtiefs und wegen verstopfter Zufahrtsstraßen mit 50 Minuten Verspätung eingetroffen war, betonte, dass ihr die Klimadebatte aktuell etwas Sorgen mache, da sie sehr polarisierend geführt werde. „Wir müssen bezüglich des Klimaschutzes positive Bilder zeigen, ohne alles rosarot zu malen“, so die Bundesumweltministerin. „Und dafür brauchen wir die kommunale Ebene. Wir können in Berlin viel beschließen, doch umgesetzt wird es vor Ort. Es ist wichtig, dass man in den Gemeinden andere Möglichkeiten aufzeigt – zum Beispiel im Verkehr mit sauberen Bussen, die umweltfreundlicher und leiser sind.“ Damit entstehe ein anderes Ortsbild, das wiederum ein Mehr an Lebensqualität ermögliche.
"Kommunale Ebene ist entscheidend"
Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie stehe nun der Ausstieg aus der Kohleverstromung an. Dies erfordere erhebliche Anstrengungen, um es sozial verträglich zu gestalten. „Deshalb müssen wir massiv die erneuerbaren Energien ausbauen und auch hier ist die kommunale Ebene ganz entscheidet“, betonte Svenja Schulze. „Wir dürfen nicht nur in Berlin oder Brüssel über den Klimawandel diskutieren, sondern eben auch mit den Menschen vor Ort. Und zwar nicht nur mit Leuten, die Angst haben vor Veränderung, sondern mit Leuten, die vorangehen und zeigen, dass man hier gemeinsam etwas machen kann.“
"Langstreckenlauf, kein Sprint"
Als SPD wolle man zudem klimafreundliches Verhalten belohnen. „Wir wollen alle ermutigen umzusteigen. Das Ganze ist aber kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, den wir gemeinsam machen“, sagte Svenja Schulze. Und eines sei auch klar: klimaschädliches Verhalten werde teurer werden. In der anschließenden Diskussionsrunde beantwortete die Bundesumweltministerin die Fragen der anwesenden Bürger. Themen waren unter anderem der Radverkehr, der Dieselskandal, die Feinstaubdiskussion, die Sicherstellung der Energieversorgung insgesamt sowie die Suche nach einem Atommüllendlager.
Anwesend waren unter anderem auch etliche Landwirte aus der Region, die zwischenzeitlich versuchten, die Diskussion an sich zu reißen. Eines ihrer Hauptthemen war das aktuelle Düngerecht. „Deutschland hält seit 15 Jahren die Grenzwerte für Nitrat nicht ein“, sagte Svenja Schulze. „Deshalb müssen wir das Düngerecht ändern – das ist eine gemeinsame europäische Regel.“ Sie wisse, dass die Landwirte insgesamt unter Druck seien. Bei der Verteilung der Gelder aus der EU würden kleine Betriebe benachteiligt. „Wir setzen uns aber dafür ein, dass künftig nicht mehr nur nach Fläche, sondern nach Leistung gefördert wird.“ Man werde den Landwirten helfen, müsse aber auch darauf achten, dass das Trinkwasser sauber bleibe, „denn es ist eines unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel.“
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