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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Nun wird es Jahre dauern“
Weiter keine Einkaufsmöglichkeiten in Karlsfeld-West
„Es gibt hier nichts zu beschönigen: Der Stillstand im Erl-Gelände am Bahnhof ist für die Gemeinde Karlsfeld und insbesondere für die Bürger in Karlsfeld West ein Desaster“, betont Adrian Heim und bezieht sich auf die Tatsache, dass die Erlbau & Streicher Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft als Inhaber des Geländes an der Bayernwerkstraße seine bisherige Planung mit einem weiteren „Betreuten Wohnen“, einem Parkhaus und einem Supermarkt nicht weiter verfolgt. „Die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten beeinträchtigen die Lebensqualität unserer Mitbürger. Und durch die ausstehende Ansiedlung von Gewerbe fehlen Karlsfeld dringend benötigte Gewerbesteuereinnahmen“, erklärt der Fraktionssprecher des „Bündnis für Karlsfeld“ weiter.
Dass Erlbau seine Planungen nicht weiterverfolge, habe nicht wirklich überrascht, meint Franz Trinkl. „Es hat sich angedeutet, dass die Investoren etwas Neues machen wollen. Nur das, was sie bisher auf den Tisch gelegt haben, hat unseren Zielen in diesem Gebiet widersprochen“, so der SPD-Fraktionssprecher. Von Seiten des Gemeinderates sei man für ein Konzept auf diesem Grundstück einen Gewerbestandort mit nicht störendem Gewerbe zu machen und den Karlsfelder Westen mit den Dingen des täglichen Bedarfes zu versorgen. „Erl könnte heute mit dem Bau des Supermarktes beginnen. Erl behauptet, die Gemeinde verhindere das. Das stimmt nicht. Daran hindert ihn nicht der Gemeinderat Karlsfeld. Das ist heute geltendes Baurecht. Wir haben unseren Standpunkt unabhängig überprüfen lassen und sind der Auffassung: Das geht“, betont Franz Trink.
„Interims-Supermarkt als Zeichen des guten Willens“
Man habe aber in der Vergangenheit wenig davon gemerkt, dass Erlbau & Streicher das Areal offensiv und pfiffig vermarktet hätten. „Im Großraum München gelegen, direkt an der S-Bahnstation, mit einer hohen Frequenz an Laufkundschaft auch durch das neue Gymnasium – warum man so ein Objekt nicht gewuppt bekommt, verstehe ich nicht.“ Für Karlsfelder vor allem westlich der Bahn sei das schlimm – besonders für die Bewohner des bereits vorhandenen „Betreuten Wohnens“. „Nun wird es noch Jahre dauern“, so der SPD-Fraktionssprecher. „Nach meiner Einschätzung kann hier in den nächsten fünf Jahren keiner einkaufen. Es sei denn, Erl errichtet auf seiner brach liegenden Fläche einen Interims-Supermarkt als Zeichen des guten Willens. Dann wäre zumindest den Anwohnern geholfen.“
"Kein tragfähiger Kompromiss"
Das eine erneute Verzögerung durch die Neuplanung seitens der Firma Erl unweigerlich eintritt, bedauere man sehr. Man habe trotz ausführlicher Verhandlung keinen tragfähigen Kompromiss auf Basis des vorgelegten Konzeptes erreichen können, betont auch Bernd Wanka. „Die Gemeinde Karlsfeld benötigt dringendst mehr Gewerbesteuereinnahmen und wir haben mit den Bürgern lange die noch möglichen Gewerbegebiete ermittelt. Mangels alternativer Gewerbeflächen und sich zuspitzenden Verkehrs- sowie Infrastrukturproblemen war für uns der Spielraum leider sehr eingeschränkt“, so der Fraktionssprecher der CSU im Gemeinderat.
"Stehen weiter im Austausch"
„Für Karlsfeld bedeutet die Verzögerung, dass unsere Bürger westlich der Bahn weiter auf eine Einkaufsmöglichkeit warten müssen, obwohl für den Discounter oder Supermarkt weiter sofort Baurecht besteht. Auch fehlen uns längst einkalkulierte Gewerbesteuereinnahmen schmerzlich in unserer Kasse. Wir müssen aber beraten, wie wir alle älteren und mobilitätseingeschränkten Senioren beim Einkauf unterstützen können.“ Bernd Wanka rechnet mit einer Planungszeit von ein bis zwei Jahren. „Darin sind sicherlich auch schon erforderliche Abstimmungen mit Bauamt und Gemeinderat eingerechnet. Wir sind aber nicht zerstritten und stehen weiter im Austausch und werden uns natürlich einsetzen, dass alles so schnell wie möglich vorankommt.“
Und Adrian Heim hofft eigenen Angaben zufolge, „dass Erl-Bau nun wirklich verstanden hat, dass die Gemeinde Karlsfeld am gültigen Bebauungsplan und den damit verbundenen Zielen festhält. Leider haben wir aber Jahre dadurch verloren, dass Erl-Bau Konzepte vorgelegt hat, die nicht den Zielen der Gemeinde entsprochen haben. Wie es nun weiter geht liegt ganz in der Hand des Investors. Ich bin mir sicher, dass der Gemeinderat Bauanträge, die den Vorgaben des Bebauungsplans entsprechen, zügig genehmigen wird.“
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