Leserbrief zur geplanten Bebauung des Ludl-Geländes in Karlsfeld
„Der Grund für meine sehr späte Reaktion auf den Artikel zur Bebauung des Ludl-Geländes in Karlsfeld ist meine Sorge, dass einiges für die Bürger schief laufen wird. Durch die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans erfuhr ich genaue Details, die es mir zur Pflicht machen, meine Mitbürger zu informieren. In meinen Augen wird wieder einmal einem Investor die Möglichkeit geboten auf dem Rücken der Gemeindebürger große Gewinne zu machen. Jeder Bürger kann im Bauamt oder auf der Homepage der Gemeinde unter ‚Bürgerservice/ Bauleitpläne in Aufstellung‘ Einsicht nehmen, sich überzeugen und Einspruch erheben. Vielleicht überdenken dann die Gemeinderäte die Planung nochmals. Sie können einen besseren Bebauungsplan einfordern.
Nun führe ich die gravierendsten Punkte auf: Jeder Bürger hat sich an den satzungsmäßig festgelegten Stellplatzschlüssel zu halten, aber dieser Investor darf weniger Stellplätze bauen als jeder normale Bürger. Begründet wird das mit einem Mobilitätskonzept, das noch nicht vorliegt. Solche Konzepte haben sich zwar in München halbwegs bewährt, wo sichere und beständige öffentliche Verkehrsverbindungen vorhanden sind. Von diesen Verhältnissen sind wir in Karlsfeld aber um Lichtjahre entfernt, wie jeder weiß. Die daher zwingend notwendigen Autos werden dann in anderen Gebieten abgestellt, wie wir es schon vom Mediamarkt her kennen. Dort wurde die Stellplatzordnung auch nicht angewendet. Dabei gibt es urbane Lösungen für dieses Problem: Parkhäuser im Anschluss an Gebäude wie beim Mona in Moosach und beim Mira im Hasenbergl. Das hätte im Ludl-Areal den Vorteil, dass der zentrale Raum kein Parkplatz werden muss.
Die Außenanlage für die Kinderbetreuung liegt auf einem Dach, gleich neben dem zentralen Parkplatz! Er ist an zwei Seiten mit hohen Hauswänden und am Rest von sehr hohen transparenten Lärmschutzwänden eingerahmt. Das ist in meinen Augen ein Gefängnis, das im Sommer zum menschenunwürdigen Schwitzkasten wird. Empörend ist, dass das vorgesehene Gewerbegebiet vom Grünkorridor und der vorgesehenen gehobenen Wohnbebauung begleitet wird, während der soziale Wohnungsbau neben dem Heizkraftwerk positioniert ist. Daher ist zu befürchten, dass – wenn wieder kein Gewerbe gefunden wird, wie westlich der Bahn – auch hier der Investor pokert, um rentable hochwertige Wohnbebauung genehmigt zu bekommen, die natürlich nicht ans Heizkraftwerk grenzen darf. Das würde bedeuten, dass der Investor höchste Gewinne macht und der Gemeinde die Gewerbesteuern fehlen. Es ist auch nicht sicher, ob das kleinteilige Gewerbe, die Läden und die Gastronomie sich ansiedeln werden, wie die Erfahrung im ehemaligen Postgelände und der ‚Neuen Mitte‘ zeigen.
Verantwortungslos ist es, die jetzt schon drastische Verkehrsbelastung der Münchner Straße durch zusätzlichen Verkehr aus diesem Zentrum zu belasten, aber Halt! Die Leute werden schnurstracks in die Gartenstraße weiterfahren, eine Straße, die jetzt schon überlastet ist. Östlich der Ostenstraße ist der Gehweg teils so schmal, dass Leute mit Rollator und Personen mit Kinderwagen auf die Straße ausweichen. Die Straße selbst ist aber auch schmal, sodass sich kaum zwei Busse, die dort reichlich verkehren, begegnen können ohne den Gehweg zu benutzen. Aber, wie schon gesagt, der Investor ist wichtiger als menschenwürdige Verhältnisse für Bürger.
Nun das Wichtigste zum Schluss: Karlsfeld ist jetzt schon durch die Infrastrukturkosten (Schulen, Straße usw.) infolge der vielen Neubauten völlig überschuldet. Durch weitere gewaltige Neubauten wird das noch schlimmer werden, aber der Gewinn des Investors ist bei dieser Bebauung sicher. Es gibt Gemeinden, wo es anders läuft.“
Erika Seidenspinner, Karlsfeld
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