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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Leserbrief
zum Artikel „Das ist kein Pappenstiel“ im Karlsfelder Werbe-Spiegel vom 6. Februar 2019:
„Es beruhigt mich ungemein, dass der Gemeinderat von Karlsfeld mit den neuen Plänen für das ehemalige Bayernwerkgelände des Investors Erlbau nicht einverstanden ist. In den letzten 20 Jahren ist dort nämlich vieles falsch gelaufen. Das will ich mal im Zusammenhang darstellen. Karlsfeld hatte westlich der Bahn ein florierendes Gewerbegebiet, das Bayernwerk – zuletzt im Besitz von Eon. Nach der Aufgabe dieses Standortes gelang es Eon, die Gemeinderäte von SPD und CSU davon zu überzeugen, das Gewerbegebiet zum großen Teil in ein Wohngebiet umzuwandeln. Damit konnte Eon beim Verkauf einen Riesengewinn einfahren.
Die Gemeinde dagegen finanzierte die Erschließungsstraße (die Bayernwerkstraße) und nahm riesige Infrastrukturkosten in Kauf für Schule und Kindergartenbau usw. (Ursache für heutigen und zukünftigen riesigen Schuldenberg!). Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Karlsfeld“ versuchte dieses Großprojekt mit einem Bürgerbegehren abzuwenden, konnte aber die Mehrheit der Bürger leider nicht überzeugen, da auf dem Rest des Geländes an der S-Bahn ein Gewerbegebiet mit 3.000 Arbeitsplätzen mit den entsprechenden Gewerbesteuereinnahmen im Bebauungsplan versprochen und auch vorgesehen wurde.
Dieses Gelände wurde dann aber von Eon an die Firma Erlbau verkauft. Und Erlbau entwickelte mit Zustimmung der Gemeinderatsmehrheit in diesem Gebiet sogenanntes „Betreutes Wohnen“ auch wieder mit enormen Gewinnen für sich. Das „Betreute Wohnen“ ist in einem monströsen Gebäuderiegel untergebracht, der als gewerblich genutzter Schallschutzriegel für das dahinterliegende Wohngebiet vorgesehen war. Gleichzeitig versprach Erlbau aber, auf dem restlichen Gelände Gewerbe und auch einen Nahversorger für die mindestens 2.800 Menschen (2016) der Siedlung zu bauen. Allerdings geschah nichts. Unverfroren beantragt Erlbau nun einen neuen Bebauungsplan: Statt endlich auf dem Gebiet die vorgesehen und versprochenen Gewerbesteuereinnahmen generieren zu lassen, beantragt er weiteren Wohnungsbau mit der Folge von hohen Infrastrukturkosten, ein Hotel mit niedrigerem Stellplatzschlüssel als zulässig – ein Parkhaus und, und, und…
Ich hoffe inständig, dass die Gemeinderäte bei ihrer ablehnenden Haltung bleiben und sich nicht wieder mit irgendeinem Trick über den Tisch ziehen lassen.“
Erika Seidenspinner, 85757 Karlsfeld
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