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Landkreis startet Experiment

Kühe statt Maschinen und Chemie

Beate Wild von der Unteren Naturschutzbehörde betreut die tierische Kooperation zwischen Landratsamt und Landwirt. (Bild: Landratsamt Dachau)

Es ist ein Experiment und Neuland für den Landkreis Dachau, aber es ist vielversprechend: Kühe statt Maschinen und Chemie, so lautet der Plan. Denn anstatt Wiesen mit menschlicher Hand, Spritzmitteln und Maschinen zu bearbeiten, setzt der Landkreis bei der Aufwertung einer neuen Landkreisfläche nun auf Kühe. Auf einer etwa 2,4 Hektar großen Fläche bei Hirtlbach, die der Landkreis Dachau in diesem Jahr gekauft hat, sind aktuell zwölf Kühe beheimatet.

„Die Tiere gehören einem Biohof aus Eisenhofen und befinden sich im Moment im Trockenstadium. Das bedeutet: Die Kühe sind hochträchtig und werden ab einem Zeitraum von acht Wochen vor der Geburt nicht mehr gemolken“, so Wolfgang Reichelt, Sprecher des Dachauer Landratsamtes. „In dieser Zeit steht das Fleckvieh auf unserer Landkreisfläche und hilft so, die von Ampfer überwucherte Wiese in eine höherwertige Fläche umzuwandeln." Denn die Kühe fressen den schwer zu entfernenden Ampfer ab – und zwar genau da, wo er am effektivsten bekämpft werden kann: ganz kurz über dem Boden. „Der Ampfer hat tiefe und weit verzweigte Wurzeln und treibt schnell immer wieder aus. Deswegen muss er kontinuierlich ganz kurz abgefressen werden. Dann stirbt die Wurzel langsam ab“, heißt es von Seiten des Landratsamtes weiter.

Artenreiche Wiese für Tiere und Pflanzen

Man wolle aus der aktuell wenig wertvollen Fläche wieder eine artenreiche Wiese für Tiere und Pflanzen machen. „Der Niedermoorboden ist eigentlich ein wertvoller Standort mit einem guten Artenpotenzial – und deswegen gut geeignet für Naturschutzmaßnahmen“, erklärt Beate Wild von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Und genau daran arbeiten die Kühe. „Es ist das erste Mal, dass wir Tiere auf eine gekaufte Fläche stellen und diese dadurch langsam und behutsam aufgewertet wird“, sagt sie. Langfristig könnte die Wiese möglicherweise sogar als Ausgleichsfläche dienen. Doch das dauere. Aber es könnte sich gleich mehrfach lohnen: Denn Beate Wild kann sich vorstellen, dass auf dieser Fläche in Zukunft nicht nur viele verschiedene heimische Pflanzenarten wachsen und gedeihen, sondern hier auch jede Menge Bienen, Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten wohnen werden. Diese wiederrum ziehe Vögel an – „und so vielleicht auch den bei uns gefährdeten Kiebitz.“


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