„Können es uns nicht leisten“
Bayernwerkstraße: Gemeinderat lehnt Änderungskonzept ab
Der Gemeinderat hat das Änderungskonzept der Firma Erlbau zur weiteren Vorgehensweise auf dem Gelände an der Bayernwerkstraße einstimmig abgelehnt. Die Erlbau wollte weitere 180 Wohnungen, ein großes Pflegeheim sowie ein Parkhaus statt des im Bebauungsplan vorgesehenen Gewerbes errichten. „Uns bleibt unklar, warum wir – ohne dass die Kompromissgegenleistung eingelöst wurde – schon wieder Zugeständnisse machen sollen, die die Gemeinde hoch belasten“, erklärt Gemeinderat Bernd Wanka. „Die Firma Erlbau hat in einem Brief im Februar an jeden Gemeinderat die Verpflichtung einen Supermarkt zu errichten in Frage gestellt.“
Die Gemeinde Karlsfeld leide an einer chronischen Unterfinanzierung des Haushaltes und benötige dringend Gewerbesteuereinnahmen, so der CSU-Fraktionsvorsitzende weiter. Dies zeige der im April verabschiedete Haushalt des Jahres 2019 mit einem Kreditbedarf von 13,8 Millionen Euro. „Wir können uns schlicht weg nicht leisten, die wenigen Gewerbeflächen mit Wohnbebauung, die wieder hohe Infrastrukturfolgelasten nach sich ziehen, zu tauschen. Wir wünschen uns, dass der von der Firma Erlbau versprochene Supermarkt endlich errichtet wird. Das der Bebauungsplan marktgerecht ist, hat die von uns unabhängig beauftragte Firma Cima bestätigt.“ Man habe Bürgermeister Stefan Kolbe zudem beauftragt, den Dialog mit Erlbau aufrecht zu erhalten und Möglichkeiten für eine Lösung auszuloten. „Wir werden weiter für eine Umsetzung des Konzeptes kämpfen“, betont Bernd Wanka.
„Gemeinderat mauert nicht“
Das sieht Franz Trinkl (SPD) ähnlich: Der Gemeinderat Karlsfeld habe es sich gut überlegt, wie er mit den Wünschen von Erlbau, die im Januar vorgestellt wurden, umgehe. Schließlich habe man sie einstimmig abgelehnt. „Auf dem Tisch lagen die Vorschläge vom Januar und nichts anderes. Wenn Erl nun weitere Vorschläge macht, werden wir natürlich im Gespräch bleiben. Es ist keineswegs so, dass der Gemeinderat mauert, wie teilweise vorgeworfen wird. Wir haben uns mit allem intensiv auseinandergesetzt“, versichert der Baureferent der Gemeinde Karlsfeld.
Städtebauliche Ziele
Man habe an dieser Stelle städtebauliche Ziele. „Wir sind in dem langen Prozess schon von vielem abgerückt und haben uns da schon viel vorwerfen lassen müssen“, so der SPD-Gemeinderat weiter. „Wir haben das betreute Wohnen zugelassen, was dem Investor viel Geld brachte. Wir haben die Erhöhung des Baugebietes zugelassen, was dem Investor viel Geld sparte. Und mit diesem Entgegenkommen sind wir unseren Zielen kein Stück nähergekommen. Und nun erbittet der Investor weitere Zugeständnisse, weil sich sonst alles nicht rechnet. Weniger Stellplätze und die noch im Parkhaus statt unterirdisch. Mehr Wohnen, mehr Pflege, das ist heute ja auch sehr lukrativ.“
Die Entwicklung der Baulandpreise in den vergangenen Jahren habe dem Investor genug Vermögenszuwachs gebracht. „Da braucht er kein Mitleid“, meint der Baureferent. „Die Cima hat untersucht und festgestellt, dass das, was der Gemeinderat Karlsfeld möchte und im Bebauungsplan steht, funktioniert. Also soll Erl nun anfangen. Die Bewohner seiner Wohnstange gegen den Gemeinderat in Stellung zu bringen, ist nicht hilfreich. Briefe an die einzelnen Gemeinderäte auch nicht.“
Auch beim „Bündnis für Karlsfeld“ fragt man sich, warum der Investor nicht schon längst den Nahversorger gebaut hat. „Wir vermuten, Erlbau spekuliert darauf, in weiteren Bereichen des Geländes Wohnbebauung genehmigt zu bekommen. Das zeigt der aktuelle Vorstoß mit einem Konzept, das weitere 180 Wohnungen und eine Pflegeeinrichtung beinhaltet“, erläutert Adrian Heim, Fraktionssprecher im Gemeinderat. „Wer im Internet recherchiert, wird feststellen, dass das genau die Kernkompetenz von Erlbau ist – für die Entwicklung von Gewerbeflächen finden sich dort kaum Referenzen.“
Von Seiten des „Bündnisses für Karlsfeld“ wünsche man sich, „dass Erlbau endlich akzeptiert, dass unsere Gemeinde auf die geplanten Gewerbeflächen nicht verzichten kann – immerhin ist für den Bau des betreuten Wohnens schon eine nicht unerhebliche Teilfläche für die Gewerbeentwicklung verloren gegangen. Es muss Schluss sein mit der Spekulation auf die Genehmigung weiterer Wohnungen, mit dem Bau des Nahversorgers muss unverzüglich begonnen werden.“
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