„Kinder freuen sich“
Flüchtlinge bedanken sich beim Kindergarten „Zwergerlstube“
Dankeschön für die Spende zu Weihnachten: Elfriede Peil (l.) und Helmut Blahusch vom Helferkreis Karlsfeld zusammen mit Petra Diesen (2.v.l.), der stellvertretenden Leiterin der "Zwergerlstube", Christina Scholz vom Elternbeirat und einigen Kindergartenkindern. (Foto: Cyriakus Wimmer / Helferkreis Karlsfeld)
Zu Weihnachten hatten die Eltern des Kindergartens „Zwergerlstube“ den Flüchtlingskindern in den Unterkünften an der Hochstraße und an der Parzivalstraße mit liebevoll gefüllten Päckchen eine Freude gemacht. „Christina Scholz, eine Mutter aus dem Elternbeirat, hat sich am 1. Dezember bei mir gemeldet und gefragt, ob die Kinder, deren Eltern und auch die Erzieherinnen mit Geschenken und Päckchen etwas für die Flüchtlingskinder machen können“, erzählt Helmut Blahusch vom Helferkreis. „Daraus ist nach einigen Telefonaten die Aktion entstanden. Sie wollten nicht nur ihre eigenen Kinder beschenken, sondern auch an die denken, die wenig oder gar nichts haben.“
Nun gab es von Seiten der Flüchtlingskinder einen Dank zurück, den Helmut Blahusch zusammen mit Elfriede Peil der Hauptorganisatorin Christina Scholz und der stellvertretenden Leiterin der "Zwergerlstube", Petra Diesen, überreichten. Das Foto von der Weihnachtsaktion umrahmen Namen wie Mohammad aus Syrien oder Ngozi aus Nigeria oder Milad aus Afghanistan. Die Aktion kam bei den Flüchtlingsfamilien sehr gut an. „Die Kinder freuen sich. Vor allem über die Geschenke“, weiß Helmut Blahusch. „Und es hat den Kindergartenkindern auch riesigen Spaß gemacht, als sie kurz vor Weihnachten die Pakete selbst in der Hochstraße abgeliefert und sich an der Verteilung beteiligt haben.“
Es sei sehr wichtig, schon die Jüngsten mit dem Thema Integration vertraut zu machen, sagt auch Dieter Zabel, ebenfalls Mitglied im Helferkreis, „weil sie in der Regel ohne Vorbehalte die Anwesenheit von Kindern mit Migrationshintergrund in ihrer Umgebung wahrnehmen, ohne Scheu mit ihnen in Kontakt treten und ihre Familien sich so ebenfalls aufgeschlossen mit deren Situation befassen.“ Das sieht auch Evi Wimmer so: „Kinder gehen viel unbedarfter, direkter und unverkrampfter an alles heran als Erwachsene. Je früher sie mit dem Thema und vor allem den anderen Kindern zu tun haben, umso selbstverständlicher ist es für sie“, erzählt das ehrenamtliche Helferkreismitglied.
Weitere Kooperationen
Kooperationen in der Gemeinde hat der Helferkreis Karlsfeld einige. „Letztes Weihnachten hatten wir mit der Fachoberschule Karlsfeld eine ähnliche Aktion wie mit dem Kindergarten“, betont Elfriede Peil. Außerdem stellt eine Firma kostenlos die Räume in der Dieselstraße zur Verfügung, die der Helferkreis als Spendenlager eingerichtet hat. Zudem habe es eine gute Zusammenarbeit mit der DLRG gegeben. „Mit der Unterstützung des Senegalesen Seydou Sane haben sie einen Schwimmkurs für Flüchtlingskinder durchgeführt. Sedou ist inzwischen aktives Mitglied der Wasserwacht am Karlsfelder See“, berichtet Elfriede Peil weiter.
Zum „Tag der offenen Tür“ in den neuen Unterkünften an der Hochstraße habe im vergangenen Jahr die Blaskapelle Karlsfeld ehrenamtlich aufgespielt und beim TSV Eintracht spielen viele Flüchtlingskinder und junge Männer Fußball. „Der Verein ist ein ganz wichtiger Partner bei der Integration.“ Und heuer werde der Helferkreis wieder bei der Aktion „Sauberes Karlsfeld“ zusammen mit dem griechischen Verein mitmachen und an der Gewerbeschau teilnehmen, „uns als Helferkreis vorstellen und mit einigen Flüchtlingen Kontakte für Arbeit suchen“, so Elfriede Peil.
Sinnvoll und wichtig
Insgesamt sei die Arbeit im Helferkreis „manchmal sehr anstrengend und traurig, aber oft auch schön und auf jeden Fall bereichernd“, betont Evi Wimmer. „Und ich würde es auf keinen Fall missen wollen.“ Man habe zudem oft den Eindruck, so Helmut Blahusch, "dass die notwendige Integrationsleistung ohne Helferkreise nur von staatlichen Stellen nicht geleistet werden kann. Insoweit ist das, was wir tun, nicht nur für die Bewohner der Unterkünfte sinnvoll und wichtig, sondern auch gesellschaftspolitisch in Deutschland wichtig.“
Und Petra Binsmaier erzählt, was sie in ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Lotsin alles so macht – unter anderem geht es um Fragen zum Thema allgemeine Integration: „Warum feiern wir Ostern oder Weihnachten, wie leben wir Deutsche, warum wird Ramadan gefeiert, gemeinsames Fastenbrechen, Vorschläge für Freizeitgestaltung machen, also die ‚netten‘ Dinge“, meint sie. Auch das Gespräch mit den Lehrern sei sehr wichtig. „Wie geht es weiter in der Schule, welche Probleme gibt es? Wie früher bei unseren eigenen Kindern“, so Petra Binsmaier. Nach einem Job in der Zeitung suchen, zum Bewerbungsgespräch mitgehen, den Prozess bis zum Arbeitsvertrag begleiten, diverse Bescheide erörtern, an die Caritas verweisen beziehungsweise selber Widersprüche schreiben, seien nur einige weitere Bereiche, mit denen sie sich als Lotsin auseinandersetzt. „Also eigentlich machen wir mit unseren Jungs vieles, was wir auch für unsere eigenen Kinder gemacht haben und noch machen“, betont Petra Binsmaier. Und manchmal gehe es auch darum, Konflikte zwischen den Bewohnern zu erörtern.
Weitere Lotsen gesucht
Der Helferkreis Karlsfeld ist im Übrigen immer auf der Suche nach weiteren Lotsen, „die uns bei der Integration unterstützen und bei der Betreuung von Familien oder Alleinreisenden helfen“, sagt Elfriede Peil. „Wir haben viele Frauen, die sehr gerne Deutsch lernen würden, aber wegen der kleinen Kinder nicht zu den Deutschkursen kommen können. Es wäre wunderbar, wenn sie jemanden hätten, der mit ihnen Deutsch übt, als Sprachpaten.“ Und auch die Berufsschüler bräuchten jemanden, der sich um Nachhilfe kümmert.
Weitere Informationen können im Internet unter www.hk-karlsfeld.de abgerufen werden.
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