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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Immer wieder schön“
Helferkreis Karlsfeld engagiert sich in vielfältiger Weise
„Die Kleinen kommen nach vorne, deshalb sollen wir auch die Kinderstühle ganz vorne aufstellen", sagt Gahzal, sieben Jahre alt und aus Afghanistan. Sie kommt jetzt in die erste Klasse und spricht prima deutsch. Sie hilft mit, alles für einen Kinoabend in der Flüchtlingsunterkunft an der Parzivalstraße vorzubereiten. Im Schulungsraum müssen die Arbeitstische an die Seite gestellt und die Stühle für die Großen wie im richtigen Kinosaal in Reih und Glied gestellt werden. Außer Gahzal schieben und rücken noch Samad, acht Jahre, und seine neunjährige Schwester Samina aus Tschetschenien mit. Auch Mohammad aus dem Senegal ist tatkräftig mit dabei. In der Pause gibt es noch Popcorn, süß oder salzig. Es ist immer ein ziemlicher Aufwand. Hinterher noch aufräumen. Da sind dann erwachsene Helfer gefragt. Evi Wimmer vom Helferkreis bietet diese Abende gerne an: „Trotzdem ist es wie immer sehr schön, ich liebe diese Abende. Die Kinder sind ein paar Stunden beschäftigt, sie haben ja sonst keine Ferienangebote.“
In der Gemeinde Karlsfeld leben nach Angaben des Helferkreises derzeit rund 370 Geflüchtete. Großes Anliegen der ehrenamtlichen Helfer ist es, deren Integration zu unterstützen. Aus diesem Grund ist der Helferkreis immer auf der Suche nach weiteren freiwilligen Helfern. Alle, die zum Beispiel gerne Kindern bei den Hausaufgaben helfen, als Lotse den Familien und Alleinstehenden mit Rat und Tat das neue Leben erleichtern, die deutsche Sprache vermitteln, dolmetschen (Englisch, Französisch oder andere Sprachen), Räder reparieren und anderen Radfahren (und -reparieren) beibringen, die Sachspenden mit organisieren, ihre Kenntnisse am Computer vermitteln, sind beim Helferkreis Karlsfeld genau richtig und herzlich willkommen.
Computerkurs
Die ehrenamtlichen Helfer unterstützen die Geflüchteten auf ganz unterschiedliche Weise. Erst kürzlich hat zum Beispiel ein Computerkurs stattgefunden – unter dem Motto: „Lernen und klüger werden.“ Ebenso stolz wie klug hielten die sieben Flüchtlinge ihr Zertifikat in den Händen. Sie hatten elf Wochen lang an einem Computerkurs teilgenommen, den der Helferkreis Karlsfeld in Kooperation einem Unternehmen angeboten hat. Sie lernten Grundlagen der Textverarbeitung, Tabellen erstellen, das Internet sinnvoll nutzen, Emails schreiben und versenden. „Sie erfuhren, wie wichtig Regeln für die Sicherheit im Netz sind“, erzählt Elfriede Peil vom Helferkreis. Insgesamt waren es acht Lektionen. Das Karlsfelder Helferkreis-Team hängte noch zwei Lektionen an: Ein Tipptraining, um das Schreiben mit zehn Fingern kennenzulernen, statt des Zwei-Finger-Suchsystems. Und einen Tag noch für das Schreiben von Bewerbungen und ihres tabellarischen Lebenslaufs. Abschließend, am letzten Tag des Kurses, haben die Schüler einen kleinen Online-Test absolviert, den alle erfolgreich bestanden haben.
„Riesenspaß“
Von Seiten des Helferkreises haben sich Horst Bokelmann, Ramona Freis und Barbara Pscherer, eigentlich keine Computer-Lehrer, selbst in die Kunst der Vermittlung eingearbeitet. Unterstützt wurden sie von weiteren Helfern aus dem Karlsfelder Helferkreis, die sich bei den Lektionen neben den Schülern platzierten und direkt Unterstützung gaben. „Es hat allen einen Riesenspaß gemacht“, betont Horst Bokelmann. Die Schüler, die aus dem Senegal, aus Tschetschenien und Nigeria stammen, hatten besonderen Spaß an den zwei kleinen Online-Schatzsuchen, die die Lektion ‚Suchen im Internet‘ beinhaltete.“ Es wurden Aufgaben gestellt, wie zum Beispiel „suche die Bevölkerungszahl von Zimbabwe“ oder „suche ein Bild der Kapverdischen Inseln“ und „schicke dein Ergebnis per Mail an den Übungsleiter“. „Da wurde schon mal gespickt, was der Nachbar gefunden hat“, erzählen die ehrenamtlichen Helfer, „viel gelacht und die zeitliche Vorgabe von 30 Minuten gerne mit besonderen Ausreden verlängert.“
Weitere Informationen können im Internet unter www.hk-karlsfeld.de abgerufen werden.
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