„Hier dürfen Kinder Kind sein“
„Kinderschutz München“ eröffnet zwei stationäre Einrichtungen
Der „Kinderschutz München“ hat die Eröffnung von zwei stationären Einrichtungen in Karlsfeld gefeiert: die Wohngruppe Fliederstraße für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren und das sozialpädagogisch betreute Mutter/Vater-Kind-Wohnen in der Hochstraße. Nach der Begrüßung durch den geschäftsführenden Vorstand des „Kinderschutz München“, Dr. Anna Laux, sprachen Stefan Handl, der zweite Bürgermeister der Gemeinde Karlsfeld, Landrat Stefan Löwl sowie Ingolf Baumgartner vom Amt für Jugend und Familie des Landratsamtes Dachau Grußworte. Ausführliche Besichtigungen beider Häuser haben den Gästen einen detaillierten Einblick in die Konzepte und in die Arbeit mit den Kindern und den alleinsorgenden Eltern ermöglicht.
Seit Herbst letzten Jahres bereits leben sieben Kinder im Sternstundenhaus in der Karlsfelder Fliederstraße. „Dank der großzügigen Unterstützung durch Sternstunden e.V. konnten wir das kindgerecht umbauen und sanieren“, erläutert Dr. Anna Laux, geschäftsführender Vorstand des „Kinderschutz München“, die Finanzierung der Baumaßnahme.
Schutz und Vertrauen für seelisch verletzte Kinder
Schwerwiegende Erfahrungen prägen die Kinder, wenn sie nicht mehr bei ihren Eltern leben können. In der therapeutischen Wohngruppe erleben sie einen geschützten, liebevollen Rahmen. „Wir bieten den Kindern verlässliche, klare Strukturen, die sie zuhause nicht hatten. Sie haben wenig Unterstützung und Förderung erfahren, lebten in Familiensituationen, in denen sie mangelnder Fürsorge, Aggressionen oder Misshandlung ausgesetzt waren“, beschreibt Any Pfleger, Bereichsleitung Stationäre Erziehungsangebote, die Inhalte der pädagogischen Arbeit in der Einrichtung. „Hier dürfen die Kinder Kind sein.“ Die Kinder werden gestärkt, können ihre seelischen Verletzungen überwinden und nach vorn schauen.
Kinder früher und schneller unterstützen
Seit einigen Jahren sinkt das durchschnittliche Alter der vom „Kinderschutz München“ betreuten Kinder. Aus dieser Beobachtung heraus ist das Konzept der neuen Einrichtung entwickelt worden. Die Gründe: Gefährdungssituationen werden heute früher erkannt, die Gesellschaft ist sensibler geworden. Doch auch der Druck, dem Familien ausgesetzt sind, steigt ständig – Leistungsdruck, Angst vor Armut, Existenzängste. Psychische Erkrankungen nehmen zu. Zusätzlich üben soziale Medien Druck auf Familien und Kinder aus. Die Folge fasst Dr. Anna Laux zusammen: „Der Blick für die Kinder geht verloren – und damit die Bindung. Es kommt zu Gewalt, Misshandlung, Verwahrlosung. Für kleine Kinder ist so eine Situation existenzbedrohend, so dass entsprechend schnell gehandelt werden muss.“
Eigenverantwortlich werden
Seit einigen Wochen ist auch der Umbau des kleinen Reiheneckhauses in der Karlsfelder Hochstraße abgeschlossen. Dank diverser Stiftungen und privater Unterstützer konnte das Haus saniert und renoviert werden. In drei Appartements sowie zwei weiteren kleinen Wohnungen in direkter Nachbarschaft betreut der „Kinderschutz München“ alleinsorgende Mütter mit ihren Kindern. Traumatische Erlebnisse, Gewalterfahrungen, Obdachlosigkeit oder andere psychische Verletzungen sind die Hintergründe, weswegen die intensive sozialpädagogische Betreuung, verbunden mit Unterstützung bei Pflege und Erziehung, notwendig ist. Das sozialpädagogisch betreute Wohnen ist ein Angebot für Schwangere (ab 3. Monat) oder Mütter beziehungsweies Väter ab 16 Jahren mit ihren Kindern, um eine eigenverantwortliche Lebensführung zu erlernen, psychische Stabilität zu gewinnen und vor allem eine starke Mutter/Vater-Kind-Bindung aufzubauen.
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