„Großes Potenzial für die Zukunft“
Bürgerdialog zum Radverkehr im Landkreis Dachau
Haben mit Bürgern über die Zukunft des Radverkehrs im Landkreis Dachau diskutiert (von links): Prof. Dr. Heiner Monheim (Mobilitätsexperte), Sabrina Perlitius (Verkehrsplanerin, PGV Alrutz), Florian Haas (Kreisentwicklung, Landkreis Dachau), Julia Hauser (Verkehrsplanerin, PGV Alrutz), Svenja Schreiber (Verkehrsplanerin, Inovaplan) Landrat Stefan Löwl und Eva Mast (Verkehrsplanerin, topplan). (Foto: Silke Lein/LRA Dachau)
Zahlreiche Bürger sind der Einladung von Landrat Stefan Löwl zum Bürgerdialog ins Adolf-Hölzel-Haus in Dachau gefolgt und haben über die Zukunft des Radverkehrs im Landkreis diskutiert. Zum Einstieg des Abends gelang dem emeritierten Professor und Fahrradexperten Heiner Monheim ein abwechslungsreicher Ritt durch die Geschichte der Fahrradkultur in Deutschland. Das Fahrrad habe im 19. Jahrhundert eine immense Bedeutung als Fortbewegungs- und Transportmittel für die Bevölkerung gehabt. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts schaffte es das Auto, dem Fahrrad den Rang abzulaufen. Aktuell gewinne der Radverkehr zwar wieder an Bedeutung, besitzt aber noch großes Entwicklungspotenzial.
Neue Trends
Heiner Monheim mahnte an, dass das öffentliche Bewusstsein für die Vorzüge des Radfahrens weiter gestärkt werden müsse und es daher insbesondere auch ein besseres Marketing brauche: „In der öffentlichen Wahrnehmung verspricht bisher eher das Auto ‚Freude am Fahren‘, davon kann die Fahrradlobby noch etwas lernen.“ Durch neue Trends werde das Fahrradfahren aber attraktiver: Pedelecs vergrößern die Reichweite und erleichtern das Radfahren in hügeligem Terrain. Moderne „Bike & Ride“-Stationen sowie „Bike Sharing“-Konzepte sorgen für eine optimale Verknüpfung von Radverkehr und ÖPNV. Auch Arbeitgeber können durch entsprechende Angebote, wie zum Beispiel geeignete Abstellanlagen oder Duschmöglichkeiten, Anreize zum Umstieg aufs Fahrrad schaffen.
Bessere Infrastruktur
Um den Radverkehr im Landkreis Dachau wirkungsvoll zu fördern bedarf es allerdings auch einer besseren Radwegeinfrastruktur. Hierfür erarbeitet Eva Mast (Büro topplan) derzeit ein neues Radverkehrskonzept, dessen aktuellen Stand sie beim Bürgerdialog präsentierte. Sie stellte den Gemeinden und dem Landkreis Dachau zwar grundsätzlich ein positives Zeugnis aus; gleichermaßen sieht sie in notwendigen Lückenschlüssen im Wegenetz sowie einer professionellen Beschilderung auch deutlichen Handlungsbedarf.
Radschnellweg
Svenja Schreiber und Sabrina Perlitius von den Planungsbüros PGV Alrutz und Inovaplan ergänzten die Thematik mit der Vorstellung der neuen Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg zwischen Dachau und München. Bis Mitte 2020 wird eine realisierbare Route für eine Radschnellverbindung ins Münchener Stadtzentrum erarbeitet. Diese soll durch eine möglichst durchgängige Vorfahrt für Radfahrer und eine großzügige Wegebreite das tägliche Pendeln in den Münchner Norden per Fahrrad erleichtern.
Nach den Vorträgen nahmen die anwesenden Bürger die Möglichkeit aktiv wahr, an Karten und Konzepten ihr lokales Know-How direkt mit einzubringen. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine offene Diskussion in Form eines sogenannten „Fish Bowl“. Hierbei durften sich die Bürger abwechselnd mit in den Expertenkreis auf das Podium setzen und mitdiskutieren beziehungsweise Fragen einbringen.
"Mehr Leute aufs Fahrrad"
Stefan Löwl freute sich über die konstruktiven Diskussionen. „Insgesamt sehe ich im Radverkehr ein großes Potenzial für die Zukunft. Durch ein gutes Radwegeangebot können wir Pendler zum Umstieg bewegen und mehr Leute aufs Fahrrad bringen“, so der Landrat. Neben neuen Radwegen stellen auch Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung wichtige Bausteine dar. „Wir brauchen mehr Werbung für die Vorzüge des Radfahrens. Hier wünsche ich mir einen positiveren Grundansatz, bei dem nicht immer zuerst Bedenken und Zweifel angebracht werden, sondern gefragt wird: Wie kann ich zum Gelingen der Radverkehrsförderung beitragen?“
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