„Finanzsituation zwingt uns dazu“
Gemeinde plant auf einer Naturfläche ein Gewerbegebiet
Geht es nach der Gemeinde Karlsfeld dann soll auf dem Grundstück an der Schleißheimer Straße / Ecke Bajuwarenstraße ein rund sieben Hektar großes Gewerbegebiet sowie ein etwa 14 Hektar umfassender Grünzug zur Naherholung entstehen. Der Gemeinderat hält dabei mehrheitlich – gegen die Stimmen der Grünen und des „Bündnis für Karlsfeld“ – an einem Entwurf des Landschaftsarchitekten-Büros Topos fest, dessen Konzept zumindest als Grundlage für die weitere Planung dienen soll.
Die CSU-Fraktion sieht das neue Gewerbegebiet nach Angaben des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, Stefan Theil, für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Karlsfeld als alternativlos. Zusätzliche Flächen für Gewerbe seien unabdingbar, schon allein im Hinblick auf die stetig steigende Anzahl an Gewerbeanfragen für den attraktiven Standort Karlsfeld. „Auch die bislang unterdurchschnittlichen Gewerbesteuereinnahmen, wollen wir durch aktive Wirtschaftsförderung steigern“, betont der Finanz- und Wirtschaftsreferent der Gemeinde. „Eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Karlsfeld ist, ohne zusätzliche Einnahmen im Bereich der Gewerbesteuer, nicht umsetzbar. Neben den steigenden Gewerbeeinnahmen entstehen in Karlsfeld zusätzliche Arbeitsplätze.“
Mehr Gewerbepark als Gewebegebiet
Von Seiten der CSU sehe man das neue Gewerbegebiet letztlich mehr als einen Gewebepark. Zielsetzung sei es, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. „Durch die großzügige Ausweisung von Grün- und Ausgleichsflächen entstehen echte Naherholungsgebiete für die Bürger und damit weitere Möglichkeiten, Erholung in der Karlsfelder Umgebung und Natur zu finden. Mit diesem wichtigen Zukunftsprojekt setzen wir nun die Ergebnisse des intensiven Dialogprozesses mit den Bürgern zum Thema Gewerbegebiet konsequent um“, erklärt Stefan Theil.
„Flächen ressourcenschonend entwickeln“
Karlsfeld sei eine Gemeinde mit wenig Fläche, mit gut 15 Quadratkilometer gegenüber der gut 59 Quadratkilometern etwa von zu Bergkirchen, wie Franz Trinkl betont. Zusätzlich liege Karlsfeld im regionalen Grünzug. „Das Gemeindegebiet ist von vielen schützenswerten Flächen geprägt. Das setzt der baulichen Entwicklung enge Grenzen“, so der Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat. „Die Flächen in Karlsfeld müssen daher ressourcenschonend entwickelt werden. Für Gewerbe gab es im Wesentlichen zwei Gebiete in Karlsfeld, die noch übrigbleiben: Mitte und das kleine Gebiet an der Schleißheimer Straße.“ Nun gelte es, das Gebiet an der Schleißheimer Straße zu einem „Grünen Gewerbegebiet“ zu machen – und zwar so umweltfreundlich wie möglich, ohne zubetonierte Flächen. „Die Ausgleichsfläche kommt gleich daneben und wird gegen heute aufgewertet. Langfristig ist das die einzige Möglichkeit für eine Gemeinde, Einnahmen zu erzeugen. Die gegenwärtige Finanzordnung zwingt uns dazu.“
„Ökologisches Desaster“
Kritik an den Planungen kommt unter anderem vom „Bündnis für Karlsfeld“. „Als Umweltreferentin lehne ich nach wie vor das Gewerbegebiet an dieser Stelle kategorisch ab. Dieser Eingriff ist ein ‚ökologisches‘ Desaster an dieser Stelle und widerspricht in allen Punkten den Grundsätzen der Regionalplanung in diesem Grünzug“, sagt Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld), die Umweltreferentin der Gemeinde Karlsfeld. Sie befürchtet, dass so die Siedlungstrennung zu Dachau verloren gehe und auch, dass die Frischluftentstehung in dem einzig verbliebenen Kaltluftentstehungsgebiet der Gemeinde in ihrer derzeitigen Funktion unwiederbringlich zerstört werde. „Wir werden versuchen, dieses Gewerbegebiet nicht zum Türöffnet für weitere Bebauungen in diesem Areal werden zu lassen.“
„Auswirkungen auf die Umwelt minimieren“
Die grundsätzliche Position der Bündnis-Fraktion zu einem Gewerbegebiet im Grünzug zwischen Dachau und Karlsfeld sei seit dem Bürgerentscheid 2010 unverändert, ergänzt Adrian Heim. „Wir sind der Meinung, dass dieses Gebiet aus lufthygienischer und kleinklimatischer Sicht für Karlsfeld so wichtig ist, dass der Grünzug keinesfalls geschmälert werden sollte. Die Mehrheit des Karlsfelder Gemeinderats hat aber entschieden, genau dort ein neues Gewerbegebiet auszuweisen“, erklärt der Bündnis-Fraktionssprecher. „Wir werden nun – trotz grundsätzlicher Ablehnung – wie gewohnt konstruktiv an der Planung mitwirken, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und um ein Gewerbegebiet zu erhalten, das Karlsfeld langfristig Nutzen bringt. Insbesondere werden wir unser Augenmerk auf die geplanten Landschaftsschutzgebiete und die nötigen Ausgleichsflächen richten.“
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