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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Eine Herzensangelegenheit“
Das Hallenbad soll saniert werden
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die nächsten Schritte zur Sanierung des Karlsfelder Hallenbades eingeleitet. Zuvor stand sogar eine Schließung des Bades im Raum, da die Gemeinde aufgrund ihrer klammen Finanzsituation das rund elf Millionen Euro schwere Projekt nur schwer stemmen kann. „Für uns ist die entscheidende Frage nicht ob, sondern wie die Gemeinde Karlsfeld die Sanierung des Hallenbads finanzieren kann“, erklärt Adrian Heim, Fraktionssprecher des „Bündnis für Karlsfeld“. „Das Hallenbad ist unverzichtbar dafür, dass unsere Kinder schwimmen lernen können – das ist im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig, angesichts der vielen Badeseen in Karlsfeld und Umgebung.“
Auch für den Sport in Karlsfeld wäre die Schließung des Hallenbads ein massiver Einschnitt. „Egal ob die erfolgreichen Triathleten, die Synchronschwimmerinnen und die Wettkampfschwimmer, oder die Rettungsschwimmer von DLRG und Wasserwacht – alle sind auf Trainingsmöglichkeiten im Hallenbad angewiesen. Ausweichmöglichkeiten in anderen Gemeinden gibt es nicht und würden auch wegen der langen Anfahrtswege auf Dauer von den Sportlern nicht akzeptiert. Die Schließung des Hallenbads würde daher das Ende für eine ganze Sportsparte in Karlsfeld bedeuten“, betont die Sportreferentin der Gemeinde, Birgit Piroué.
„Sanierung ist möglich und sinnvoll“
Über den Vereinssport hinaus habe das Hallenbad natürlich auch große Bedeutung im Bereich Gesundheitsprävention und Reha, sowie für die Naherholung. Dass eine Sanierung möglich und sinnvoll sei, haben nach Angaben des „Bündnis für Karlsfeld“ Fachplaner bereits bestätigt. „Auch aus Klimaschutzgründen sei es sinnvoller, das Bad zu sanieren, als komplett neu zu bauen, da bei der Betonherstellung immens viel Klimagase entstehen. Die sogenannte ‚graue Energie‘ wo immer möglich zu erhalten ist daher in Zeiten der Klimakatastrophe ein Gebot der Stunde.“
„Lebensnotwendiges Muss“
Auch die Fraktion der Grünen im Gemeinderat unterstützt die Sanierung des Hallenbades – unter der Maßgabe, dass für den Haushalt insgesamt ein tragfähiges Konzept zur Auflösung des Sanierungsstaus in Höhe von zirka 50 Millionen Euro gefunden werde. „Das Hallenbad ist eine Herzensangelegenheit für alle BürgerInnen unserer Gemeinde. Es hilft SchülerInnen und Kleinkindern schwimmen zu lernen, es hilft unserem Sportverein bei den Sportarten Schwimmen, Sychronschwimmen, Triathlon und bei diversen Kursen“, heißt es von Seiten der Partei. Es nütze Senioren und Kranken bei der Rehabilitation. Und es unterstütze DLRG sowie Wasserwacht, fit zu bleiben bei lebensrettenden Maßnahmen. „Kurz gesagt, es ist nicht nur ein Freizeitangebot, sondern für eine Gemeinde mit Seen ein lebensnotwendiges Muss.“
„Das Hallenbad gehört nach Karlsfeld“
Die Grünen haben deshalb noch einmal die Wichtigkeit einer langfristigen Strategie betont. Sie müsse aufzeigen, wie das Defizit des Karlsfelder Haushalts ausgeglichen und der Sanierungsstau zur Vermeidung von Folgekosten aufgelöst werden könne. Auch Zukunftsprojekte wie Klimaschutz und Verkehrswende dürften darunter nicht leiden. „Das Konzept zur Aufrechterhaltung des Hallenbades soll in transparenter Weise auch eventuelle Auswirkungen zum Beispiel auf die Vergünstigungen, Belegpläne, Eintrittsgelder etc. umfassen. Es soll ferner allen Bürgern transparent zur Verfügung gestellt werden“, so die Grünen weiter. „Das Hallenbad gehört nach Karlsfeld. Solide Gemeindefinanzen und eine nachhaltige Gemeindeentwicklung auch.“
„Bedeutender Bestandteil unseres Gemeindelebens“
Auch von Seiten der CSU-Fraktion bekenne man sich klar zum weiteren Betrieb des Hallenbades und sei bestrebt, diese Einrichtung in eine gute Zukunft zu führen. Die CSU‐Gemeinderatsfraktion ist eigenen Angaben zufolge der festen Überzeugung, „dass das Karlsfelder Hallenbad einen bedeutenden Bestandteil unseres Gemeindelebens darstellt und dies auch zukünftig bleiben soll. Mit dem Hallenbad Karlsfeld wird täglich ein wichtiger Beitrag für alle geleistet.“ Neben der Bedeutung für den TSV Eintracht Karlsfeld sowie die Wasserwacht und die DLRG sei das Hallenbad wichtig für den Schwimmunterricht an den Schulen. „Kinder, die nicht schwimmen können, sind beim Baden in unseren Seen ständigen Gefahren ausgesetzt.“
„Finanzierung ist eine große Herausforderung“
Der CSU-Fraktion sei es aber bewusst, dass man die große Herausforderung bezüglich der Finanzierung des Hallenbades nicht wegdiskutieren könne. „Leider wurden vonseiten des Bundes bislang noch keine finanziellen Zuschüsse in Aussicht gestellt. Die zu erwartenden Sanierungskosten in Höhe von bis zu elf Millionen Euro sind nur über zusätzliche Kreditaufnahmen zu stemmen.“ Eine andere Möglichkeit ergebe sich aktuell nicht. Die Kosten für dieses Projekt seien, soweit wie möglich, zu strecken, um die Zins‐ und Tilgungslast so gering wie möglich zu halten. Alternative Finanzierungsmodelle, wie zum Beispiel eine Karlsfelder „Crowdfunding‐Aktion“ seien zu prüfen und gegebenenfalls weiter zu fördern.
„Zusätzliche Einnahmen“
Von Seiten der CSU‐Fraktion gehe man davon aus, dass sich die Finanzen nach der aktuellen Corona‐Lage wieder auf dem Niveau von 2019 bewegen werden. Die Gemeinde Karlsfeld benötige für dieses und für zukünftige Projekte allerdings dringend zusätzliche Einnahmen. „Der Gemeinde stehen per Gesetz nur wenige Möglichkeiten offen, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Die gemeindlichen Ausgaben sind weitgehend minimiert. Mit der geplanten neuen Ansiedlung von Gewerbe im Ludl‐Areal und mit dem Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße können über die Gewerbesteuer notwendige zusätzliche Einnahmen erzielt werden.“
Man rechne in den kommenden Jahren auch nach den Steuerschätzungen durch einen Einwohnerzuwachs der Jahre 2015 bis 2018 mit einem leicht steigenden Anteil an der Einkommensteuer. „Dazu müssen nochmals alle Einnahmepositionen überprüft und eventuell angepasst werden. Ohne moderate zusätzliche Belastungen für die BürgerInnen wird dies jedoch nicht möglich sein. Darum gilt es, intensiv an der Realisierung zu arbeiten, um die finanzielle Durststrecke bis dahin mit Krediten zu überbrücken.“
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