"Die Menschen verlassen sich auf uns"
Die Freiwillige Feuerwehr ist rund um die Uhr ehrenamtlich im Einsatz
Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr. Das weiß jedes Kind. Doch wer sind die Männer und Frauen, die für Sicherheit in Karlsfeld sorgen? Sie sind Nachbarn, Kollegen und Mitbürger. „Die wenigstens in Karlsfeld wissen, dass wir eine Freiwillige Feuerwehr haben. Dass es vielleicht der Nachbar ist, der neben einem wohnt, der kommt wenn’s brennt.“ Karl Russo ist seit sieben Jahren bei der Feuerwehr Karlsfeld. Wie seine 74 aktiven Kollegen arbeitet er freiwillig, ehrenamtlich und unendgeldlich - und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
"Wer soll denn die Leute retten?"
Mal ist es einer, mal sind es zehn Einsätze pro Woche, zu denen er und seine Kollegen gerufen werden. „Heute Abend ist es ein Verkehrsunfall, morgen sind es Bienen und übermorgen hat ein Kind seinen Kopf in einem Geländer eingezwickt. Es ist kein Tag wie der andere“, erklärt Jürgen Conk. Er ist erster Vorsitzender und kam vor knapp 30 Jahren durch einen Bekannten zur Feuerwehr. Die Tragweite seines Ehrenamtes wurde ihm erst mit der Zeit bewusst: „Als ich noch jünger war, habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht, aber man wächst eben mit seinen Aufgaben. Wer soll denn die Leute in der Nacht raus holen? Die Menschen verlassen sich auf uns.“
"Unbeschreibliches Gefühl"
Auch Karl Russo und seine gleichaltrigen Kollegen kamen eher des Spaßes halber zur Feuerwehr. Dass es hier aber anders zugeht als im Sportclub oder dem Schützenverein, wurde ihnen schnell bewusst. Er erklärt das so: „Wenn ich aamstags am Platz stehe und ein Fußballspiel verliere, dann ist das eben Pech. Aber bei der Feuerwehr geht es wirklich um etwas.“ Auch für seinen 23-jährigen Kollegen Moritz Diendorf ist das Ehrenamt eine Herzensangelegenheit: „Der Erfolg, wenn ein Einsatz gut abgeschlossen ist und wir jemandem wirklich helfen konnten, ist unbeschreiblich.“
Arbeitgeber muss mitspielen
Ihre Berufung sehen viele der freiwilligen Helfer zwar im Feuerwehrdienst, ihr Geld verdienen sie aber anderswo. Dass rund die Hälfte der etwa 170 Einsätze jährlich während der Arbeitszeit stattfindet, kann da schnell zum Problem werden. Ohne das Wohlwollen des Arbeitgebers ist der Freiwilligendienst unmöglich, weiß auch Jürgen Conk: „Mittlerweile sagen einige Arbeitgeber: ‚Dein Geld verdienst Du hier bei mir, nicht bei der Feuerwehr’.“ Thomas Theil hingegen hat mit seinem Chef nur gute Erfahrungen gemacht: „Mein Arbeitgeber nimmt das sehr gut an. Aber er ist vielleicht eine Ausnahme“, so der 26-jährige.
Zeiteinteilung flexibel
Wie viel Zeit ein Mitglied für das Ehrenamt aufbringen möchte, bleibt deshalb jedem selbst überlassen. „In dem Sinne ist es wie bei jedem anderen Verein auch. Es gibt Mitglieder, die mehr Zeit, und andere, die weniger Zeit investieren“, erklärt Moritz Diendorfer. Im Unterschied zu anderen Ehrenämtern, welche eine relativ freie Zeiteinteilung erlauben, kennt die Feuerwache jedoch weder Feierabend noch Ferien. Wer sich regelmäßig gemeinsam die Nächte um die Ohren schlägt, um anderen Menschen zu helfen, wächst da schnell zusammen.
Emotionaler Zusammenhalt
Kameradschaft und Zusammenhalt spielt für die Truppe deshalb eine wichtige Rolle - auch emotional. Denn wenn sie gerufen werden, geht es oft um Menschenleben. Die belastenden Erfahrungen zu verarbeiten bedarf der Unterstützung von Familie, Freunden und nicht zuletzt den Kameraden. „Es ist wichtig, dass man Menschen hat, die hinter einem stehen und mit denen man über die Einsätze sprechen kann“, weiß Moritz Diendorfer.
"Wer macht nach uns die Arbeit?"
Er ist seit acht Jahren dabei und kam wie viele seiner Kollegen als Teenager zur Feuerwehr. In der Jugendgruppe sind derzeit acht Mädchen und Jungen ab 12 Jahren aktiv und lernen die Grundkenntnisse über Fahrzeuge, Geräte und erste Hilfe. Die Nachwuchspflege ist dem Verein sehr wichtig, denn, fragt Conk: „Wer macht nach uns die Arbeit weiter?“
Feuerwehrmann: lebenslang!
Bis es soweit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren haben viele Mitglieder noch einige Jahre Freiwilligendienst vor sich. Denn wer einmal dabei ist, hört so schnell nicht mehr auf. Das meint auch Sebastian Neubert. Er ist erst 24 Jahre alt; fast die Hälfte seines Lebens ist er Feuerwehrmann. Er ist sich sicher: „So lange wie man kann, so lange ist man auch bei der Feuerwehr“.
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