Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Dem Auto Platz wegnehmen"
Radverkehr in Karlsfeld soll gefördert werden
Die Gemeinde möchte die Fahrradinfrastruktur in Karlsfeld verbessern. Dafür soll noch diesen Monat der Auftrag zur Erstellung eines entsprechenden Konzeptes an ein Fachbüro erfolgen. "Wir arbeiten schon seit dem Jahr 2012 an einer Verbesserung der komplexen Verkehrssituation in Karlsfeld. Im Bereich Parken und ÖPNV haben wir schon einige Verbesserungen im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes realisieren können", erklärt Bernd Wanka, dessen CSU-Fraktion im Gemeinderat ein Radverkehrskonzept beantragt hat, "da in Karlsfeld nach dem Ergebnis der Verkehrsanalyse viele Fahrten unter drei Kilometern viel zu oft mit dem Auto erledigt werden."
Man wolle die Attraktivität des Radfahrens deutlich verbessern und damit nicht nur den Innerortsverkehr entlasten, sondern auch das Karlsfelder Mikroklima aufwerten. "Das Fahrrad soll in Karlsfeld gleichberechtigtes Verkehrsmittel werden", betont der CSU-Fraktionssprecher weiter. "Dass dabei auch noch gesundheitliche Aspekte durch Bewegung im Alltag jeden Radfahrer erreichen, zeigt, wie wichtig dieser Ansatz ist." Nach Angaben des Gemeinderates soll das Radverkehrskonzept dann voraussichtlich im Mai vorgelegt werden. Zudem soll unter anderem ein Radverkehrsbeauftragter ernannt und auch die Bürger an der Diskussion beteiligt werden. Gleichzeitig werde im Auftrag des Landkreises an einem Radschnellweg Dachau-Karlsfeld-München gearbeitet.
"Teilentwicklungen vorantreiben"
Schwieriger sieht es jedoch mit der Finanzierung des Ganzen aus. "Nach Vorlage des Radverkehrskonzeptes müssen erforderliche Gelder in die Haushalte der kommenden Jahre eingestellt werden", sagt Bernd Wanka. "Da unsere Finanzen nicht so rosig sind, können wir nur immer Teilentwicklungen vorantreiben, es soll aber in jedem Jahr ein Projekt geben."
Es sei dringend nötig, beim Thema Radverkehr weiter zu kommen, meint Franz Trinkl. Das helfe dem Verkehr in der Gemeinde. "Karlsfeld hat leider noch kein Fahrradkonzept. Bisher werden immer nur Einzelmaßnahmen umgesetzt. Auch die Radverkehr-Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungsplan sind leider kaum vorangetrieben worden. Andere sind hier weiter", so der Fraktionsvorsitzende der SPD. "30 Prozent des Verkehrs ist innerhalb Karlsfeld. Karlsfeld ist flach und nicht groß. Daher ist es problemlos möglich, die täglichen Wege mit dem Rad zu erledigen. Nicht jeder, aber viele könnten das."
"Ganzheitliche Betrachtung ermöglichen"
Doch die Wege seien zu eng. Man habe als Radler an den Kreuzungen keinen Platz und müsse auf der Straße um sein Recht als Verkehrsteilnehmer kämpfen. Und am Ziel könne man sein Rad nicht sicher einstellen. "Das Konzept soll eine ganzheitliche Betrachtung ermöglichen. Was wollen wir in Karlsfeld in den nächsten Jahren zugunsten des Radverkehrs unternehmen? Momentan ist nur der Beschluss gefasst worden, die Erarbeitung des Konzeptes zu beauftragen. Eines kann man aber sicher sagen: Es wird nur funktionieren, wenn wir dem Auto Platz wegnehmen", betont Franz Tinkl. Klar ist nach Ansicht des SPD-Gemeinderats auch, dass alle Maßnahmen zugunsten des Radverkehrs billiger seien als Maßnahmen für den PKW – "Stichwort Parkhaus und Straßenbau. Daher geht es nicht um Mehrkosten. 2020 wird es also erst mal das Konzept geben. Und dann vielleicht wieder in der Schublade verschwinden. Ich setze auf die neue Rathausmehrheit, hier mutig voranzugehen."
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH