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„Anwohner schützen“

Parkhaus Karlsfeld-West: Kritik an Plänen der Stadt

Geht es nach Plänen der Landeshauptstadt München, dann soll am Karlsfelder S-Bahnhof ein Park & Ride-Parkhaus entstehen. (Bild: sb)

Die Pläne der Landeshauptstadt München, am Karlsfelder S-Bahnhof ein Parkhaus zu errichten, stößt im Gemeinderat auf völliges Unverständnis. „Dieser Idee aus München kann ich aus Karlsfelder Sicht gar nichts abgewinnen“, betont etwa Franz Trinkl. „Parkplätze ziehen Autos an. Das Gebiet um den Karlsfelder Bahnhof eignet sich von seiner Struktur her überhaupt nicht für hochfliegende Pläne. Es gibt keine zusätzlich belastbare Straße für neuen Verkehr“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende des Karlsfelder Gemeinderats. „Die Bayernwerkstraße wollen wir entlasten und nicht zusätzlich belasten.“ Man habe im Gemeinderat bereits die Idee der Firma Erl/Streicher abgelehnt, hier am Ortseingang ein Parkhaus zu bauen. „Wir wollen durch die angedachte Parkraumbewirtschaftung den Autos von außerhalb weniger Raum geben und die Anwohner schützen. Ein Parkhaus würde das konterkarieren.“

Neuerdings gebe es Pläne, eine zusätzliche S-Bahn über den Nordring in Karlsfeld enden zu lassen. „Wo sollen die Fahrgäste denn hierherfahren, ankommen, parken und umsteigen? All das widerspricht unseren Zielen für diesen Ortsteil. Karlsfeld kann kein Umsteigebahnhof werden“, erklärt Franz Trinkl weiter. „Die Flächen sind nicht da. Warum hängt der Bürgermeister nicht längst am Telefon und erklärt das den Münchnern“, fragt sich der SPD-Fraktionssprecher.

„Nicht in der Lage zusätzlichen Verkehr aufzufangen“

Auch Bernd Wanka kann den Plänen aus München nichts abgewinnen. „Grundsätzlich ist die derzeitige verkehrliche Erschließung der Bahnhofwestseite nicht in der Lage, den zusätzlichen Verkehr, den zusätzliche Parkhausparkplätze verursachen, aufzunehmen“, betont der Fraktionssprecher der CSU im Gemeinderat. „Im Berufsverkehr stauen sich die Pendler regelmäßig bis zur Ackerstraße zurück. Die Landeshauptstadt plant mit der Hirmerei ein Großbaugebiet direkt angrenzend und muss die Verkehrserschließung dem Bedarf anpassen, insbesondere die Kreuzung Otto-Warburg-Straße/Eversbuschstraße.“

Erst wenn das erledigt sei, könne über einen bedarfsgerechten Umbau der aktuell 102 Parkplätze mit einem moderaten Zuwachs gesprochen werden. „Da dieses Parkhaus vom Karlsfelder Osten per Auto sinnvoll kaum erreichbar ist und in erster Linie Pendler aus dem Landkreis anzieht, stehen wir einem Ausbau auf 300 bis 400 Plätzen sehr kritisch gegenüber“, so Bernd Wanka weiter. „Der Landkreisbürger soll nicht in Karlsfeld in die S-Bahn einsteigen, sondern am Wohnort.“

„Es ist viel zu spät, wenn die Pendler erst in Karlsfeld umsteigen“

Ähnlich sieht dies Adrian Heim, Fraktionssprecher des „Bündnis für Karlsfeld“: „Oberflächlich betrachtet scheint es eine gute Idee zu sein, am Karlsfelder S-Bahnhof ein Parkhaus zu bauen. Der Park & Ride-Parkplatz auf der Westseite ist nicht wirklich ansehnlich, und viele Pendler aus dem Dachauer Landkreis würden sich bestimmt über weitere Parkplätze freuen. Aber: Es ist viel zu spät, wenn die Pendler erst in Karlsfeld umsteigen.“ Dies entlaste zwar die Stadt München, aber Karlsfeld und die Stadt Dachau würden nur zusätzlich belastet, wenn in Karlsfeld neue Parkplätze entstehen. „Wir brauchen daher Park & Ride-Stationen mit einer attraktiven S-Bahn Anbindung schon vor Dachau. Idealerweise mit einer Verlängerung der Taktverstärker-S-Bahnen zur neuen Mobilitätsdrehscheibe in Breitenau und der Anbindung des Bahn-Nord-Rings über die Fernzuggleise ab Petershausen“, schlägt Adrian Heim vor. Die Anzahl der Parkplätze am S-Bahnhof Karlsfeld dürften aber keinesfalls erhöht werden.

„Verkehr am Stadtrand abfangen“

Angestoßen hatte die Idee für ein Parkhaus auf dem Park & Ride-Parkplatz am S-Bahnhof Karlsfeld, der auf Münchner Gebiet liegt, der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23). „Der Straßenverkehr in München und im Umland nimmt in erheblichem Umfang immer mehr zu“, erklärte die Vorsitzende des BA 23, Heike Kainz, in ihrem Antrag, den das Lokalparlament im November vergangenen Jahres einstimmig so beschlossen hatte. „Ein wesentlicher Anteil entfällt auf Pendlerverkehre.“ Deshalb ist es aus Sicht der CSU-Stadträtin besonders wichtig, den Individualverkehr am Stadtrand abzufangen.

„Insofern können nur Fortschritte erzielt werden, wenn attraktivere Angebote mit konkreten Maßnahmen geschaffen werden“, betonte sie. Es stehe mittlerweile fest, dass eine Tangentialverbindung auf den Schienen der Deutschen Bahn vom Karlsfelder S-Bahnhof zum FIZ Future im Münchner Osten in einem überschaubaren Zeitfenster geschaffen werde. „Es ist auch einhellige Meinung, dass viele Berufstätige und sonstige Nutzer diese Verbindung nutzen würden, vor allem aus dem Umland. Dies wiederum würde sowohl die innerörtlichen Straßen als auch den sternförmig organisierten ÖPNV deutlich entlasten. Es würde für viele Menschen ein attraktives Angebot entstehen“, so die Antraginitiatorin weiter. „Um diesen positiven Effekt zu erzielen, müssen aber Auto- und Radfahrer, auch aus dem Umland, ihr Fahrzeug in der Nähe des Karlsfelder Bahnhofs abstellen können.“

Vierstöckiges Parkhaus mit 300 Plätzen

Von Seiten des Referates für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München heißt es, dass im Zuge einer maximal möglichen Ausnutzung der Grundstücksfläche und unter Berücksichtigung der möglichen Höhenentwicklung die angestrebte Stellplatzzahl von 300 in einem vierstöckigen Parkhaus realisiert werden könne. Man sei zusammen mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) bemüht, die Bestrebungen für ein Park & Ride-/Bike & Ride-Parkhaus Karlsfeld-West baldmöglichst zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, „um dem Stadtrat alsdann eine entsprechende Beschlussvorlage vorzulegen.“


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