„Ankommen in der Gesellschaft“
Helferkreis Karlsfeld zieht Resümee
Vier Jahre Helferkreis Karlsfeld – für die Ehrenamtlichen ein Grund, einen Blick zurückzuwerfen. Als im November 2015 die ersten Asylbewerber nach Karlsfeld kamen, mussten viele erst mit dem Nötigsten versorgt werden. In einem Lagerraum wurden und werden regelmäßig Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs gesammelt und ausgegeben. Es gründete sich eine eigene Fahrradgruppe, die bis heute gespendete Räder überprüft und den Geflüchteten Verkehrs- und Fahrrad-Unterricht gibt. Unzählige Beratungsgespräche und konkrete Hilfeleistungen, wie zum Beispiel Übersetzungen, Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen waren in den ersten Jahren notwendig. Diese individuelle Betreuung wird auch jetzt noch nahezu täglich von den engagierten ehrenamtlichen Lotsen im Helferkreis geleistet.
„2015 hätten wir es ohne die vielen Ehrenamtlichen in den Helferkreisen oder den Hilfsorganisationen ganz bestimmt nicht geschafft. Aber auch heute ist die Arbeit der Helferkreise bei der Integration unerlässlich“, sagt Silvia Reiter. „Deutschkurse und Nachhilfe für Schüler und Auszubildende ermöglichen erst eine erfolgreiche Ausbildung. Die Integrationslotsen sind für viele der Geflüchteten das Bindeglied zu unserer Gesellschaft, die nicht nur beim Umgang mit Behörden etc. helfen, sondern auch Werte und Wissen über das Zusammenleben bei uns vermitteln.“ Silvia Reiter ist im Helferkreis für die Pressearbeit und die Betreuung der Homepage zuständig. „Es hilft Ängste und Vorbehalte abzubauen, wenn die Bevölkerung über das Leben der Geflüchteten besser Bescheid weiß und über die Arbeit der Helferkreise informiert ist“, sagt sie. Die Informationen nach außen seien sehr wichtig.
„Große Bereicherung“
Und Elfriede Peil, die von Anfang an dabei ist, ergänzt: „Es war für mich eine Bereicherung in vieler Hinsicht. Wenn die Hausaufgabenkinder mir fröhlich auf der Straße zuwinken, dann wärmt es das Herz. Oder wenn sich Flüchtlinge bedanken über einen Artikel, den ich als Mitglied des Presseteams über Erfolge von ihnen geschrieben habe. Im Helferkreis habe ich viele nette und engagierte Menschen kennengelernt und erfahren, wie sie über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten.“
Fast täglich Deutschkurse
Schon von Anfang an finden fast täglich Deutschkurse statt. Weitere Schulungen, beispielsweise über Verkehrsregeln oder die Anforderungen an eine Integration in den Arbeitsmarkt, helfen den Neubürgern, sich zurechtzufinden. Durch gemeinsame Unternehmungen und Veranstaltungen lernen die Flüchtlinge Deutschland kennen und werden mit dem Leben hier vertraut gemacht. Einen bedeutenden Beitrag zur Integration hat zudem der Sport. So beteiligt sich etwa der TSV Eintracht Karlsfeld bis heute mit Schwimmkursen, durch die Integration von Geflüchteten im Rahmen seines Kursangebotes oder indem er ihnen ein Fußballtraining ermöglicht. Es gibt eine eigene Fußballmannschaft, die schon öfter und teilweise erfolgreich an Fußballturnieren für Geflüchtete teilgenommen hat.
Hausaufgabenhilfe
Fast jeden Tag gibt es Hausaufgabenhilfe für die Schulkinder. Eine besondere Herausforderung für die Helfer sei die Unterstützung der Berufsschüler, da diese wegen der unterschiedlichen Ausbildungsinhalte oft individuellen Unterricht brauchen. Häufig werde konkretes Fachwissen benötigt, mancher Helfer sei damit überfordert. Umso größer ist die Freude über erste Erfolge, denn mittlerweile haben einige Geflüchtete die Berufsschule teilweise sogar mit Auszeichnung abgeschlossen.
Manchmal komme man als Helferkreis aber auch an seine Grenzen bei der Aufgabe, die Geflüchteten zu integrieren. Karlsfeld habe sowohl absolut als auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Flüchtlinge im Landkreis Dachau aufgenommen. Die Anzahl der Helfer gehe zurück, für die verbleibenden steige die psychische und physische Belastung. Es gebe viele Rückschläge, die Gesetzeslage wird von einigen Helfern als sehr problematisch und nicht zielführend empfunden. Einige der Geflüchteten seien traumatisiert und die Helfer damit oft emotional und fachlich überfordert. Aus diesem Grund bemühe man sich schon lange um einen Asylstreetworker.
Vertrauensperson
Man habe als Helferkreis Karlsfeld in den vergangenen vier Jahren einiges bewirken können. Auch wenn es Rückschläge und Enttäuschungen gab, konnte schlussendlich doch vielen Menschen bei der Integration geholfen werden, einige haben Arbeit gefunden, andere erfolgreich eine Berufsausbildung absolviert oder einen Ausbildungsplatz gefunden. Die Fortschritte der Kinder bereiten immer wieder viel Freude. „Wenn wir nicht von Anfang an dabei gewesen wären – wer hätte es dann gemacht, sie mit warmer Kleidung versorgen, mit ihnen Deutsch lernen, ihnen die neue Heimat näherbringen?“, erklärt Elfriede Peil. „Es zeigte sich auch, dass wir als Ehrenamtliche als Vertrauensperson und nicht als Vertreter eines Amtes angesehen wurden und werden, vor dem sie oft Angst haben. Die immer rigider werdende Landespolitik hat dazu beigetragen, wobei bei uns im Landkreis Dachau vieles humaner geregelt wurde.“ Es werde auch in Zukunft noch einiges zu tun geben, weshalb sich der Helferkreis über weitere Unterstützer freut.
Weitere Informationen können im Internet unter www.hk-karlsfeld.de abgerufen werden.
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