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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Alternative zur Autonutzung“
Gemeinderat denkt über ein Leihfahrrad-Modell nach
Gibt es in Karlsfeld bald auch Leihfahrräder? Zumindest denkt die Gemeinde darüber nach, das Leihfahrrad-Modell der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auch in Karlsfeld anzubieten. „Die Gemeinde hat Interesse an MVG Rad signalisiert“, erklärt MVG-Sprecher Matthias Korte. „Durch die Ausweitung von MVG Rad in die Umlandgemeinden soll ein nachhaltiges, flexibles Mobilitätsangebot geschaffen werden, welches mit dem öffentlichen Verkehr verknüpft ist. Das System ist sowohl gemeindeübergreifend nutzbar als auch mit dem Münchner Mietradsystem kompatibel. Dadurch soll eine attraktive Alternative zur Autonutzung geschaffen und so ein Beitrag zu einer nachhaltigen Verkehrswende geleistet werden.“
Doch für die Gemeinde ist das Ganze auch mit bestimmten Voraussetzungen verbunden, denn sie muss die Kosten für die Infrastruktur und für den Bau der Stationen tragen und auch die Flächen für die Mietstationen zur Verfügung stellen. „Sie trägt außerdem das Betriebskostendefizit, welches durch Einnahmen nicht gedeckt wird“, erläutert Matthias Korte. Das System von „MVG Rad“ ließe sich allerdings nicht Eins-zu-Eins auf Karlsfeld übertragen. Aufgrund des Betriebsaufwands wäre nach Angaben des MVG-Sprechers in der Gemeinde nur ein stationsbasiertes Mietradsystem möglich, das heißt: eine Rückgabe außerhalb von Stationen, so wie in München, sei nicht möglich.
Franz Trinkl hält ein Leihradsystem grundsätzlich für eine gute Sache. „Leihradsysteme werden den innerstädtischen Verkehr auf ganz neue Beine stellen. Der innerstädtische Verkehr muss viel stärker auf Fahrräder setzen. Und wie beim Car Sharing, das in aller Munde ist, werden Leihsysteme neue Nutzungen ermöglichen. Wenn Sie mich fragen, ob das auch in Karlsfeld klappen kann, sage ich: kommt drauf an“, erklärt der Vorsitzende der Karlsfelder SPD. Seiner Ansicht nach sei es nicht damit getan, ein paar Stationen zu bauen. „Was nutzt ein Leihradsystem, wenn zu wenige Räder im Umlauf sind oder zu wenige Stationen zum Mieten und Zurückgeben? Das führt zu keiner Akzeptanz. Man muss eine kritische Masse erreichen.“
„Wir müssen den Weg auch zu Ende gehen“
Die Organisation „Institute for Transportation and Development Policy“ kalkuliere mit etwa 20 Leihrädern pro 1000 Einwohnern. „Der ADFC meint, dass Leihstationen nicht mehr als 400 Meter voneinander entfernt sein sollten“, so Franz Trinkl weiter. „Egal wie man rechnet, müssten dafür in Karlsfeld erhebliche Investitionen getätigt werden. Das muss man wissen.“ Was momentan diskutiert werde, könne nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Fahrradmobilität sein. „Wir müssen den Mut haben, diesen Weg auch bis zum Ende zu gehen. Und besser wir gehen diesen Weg mit der MVG, als dass uns chinesische Billiganbieter mit Schrotträdern überschwemmen.“
Hohe Investitionskosten
Auch Bernd Wanka gefällt die Idee eines Leihradsystems für die Gemeinde grundsätzlich. „Im Rahmen unseres Verkehrsentwicklungsplanes wurde festgestellt, dass in Karlsfeld viele Bürger innerorts immer noch auf das Auto zurückgreifen. Wir haben im Fahrradverkehr noch ein großes Ausbaupotential. Neben einer Optimierung der Buslinien prüfen wir nun, ob das in München schon gut angenommene Leihfahrradsystem der MVG uns diesem Ziel näherbringen kann“, erklärt der CSU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. „Ich sehe darin eine gute Chance aufgrund der dezentralen Lage unseres S-Bahnhofs und den nahen Großbetrieben von MAN und MTU, die wir gerne mit in dieses Projekt bringen wollen.“ Der Weg von Karlsfeld zu MAN und MTU sei prädestiniert dafür, auf das Rad zurückzugreifen und man sei schneller und günstiger in der Arbeit oder am Bahnhof. „Ein noch intensiv zu diskutierendes Problem sind die mit etwa 150.000 Euro relativ hohen Investitionskosten, weil wir ausreichend viele Stationen brauchen, aber kein gemeindliches Personal zum Unterhalt haben.“
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