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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Alles andere, nur nicht einfach“
Der Verkehrsentwicklungsplan ist verabschiedet
Der Gemeinderat hat den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für Karlsfeld verabschiedet. Damit ist der Antrag von Bernd Wanka (CSU) aus dem Jahr 2012 auf Erstellung einer umfangreichen Verkehrsuntersuchung und auf Bündelung der Forderungen und Maßnahmen zur Verkehrsentlastung unter Einbindung aller beteiligten Behörden und Abgeordneten erledigt. Christoph Hessel vom Planungsbüro gevas humberg & partner, das seit 2012 Daten gesammelt, Zählungen gemacht und Hausbefragungen durchführt hat, präsentierte den Entwurf in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Die einzelnen Gemeinderatsfraktionen hatten zuvor eine Priorisierung der vorgestellten Maßnahmen vorgenommen. Bereits im Juli ist der Entwurf des VEP allen Teilnehmern der Bürgerarbeitskreise vorgestellt worden.
„Die vergangenen vier Jahre waren eine sehr arbeitsintensive Zeit“, erklärte Bernd Wanka. Es habe sich gezeigt, dass der VEP dringend erforderlich war. „Wir haben viele Haushalte in Karlsfeld zu ihrem Mobilitätsverhalten ebenso befragt wie viele Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV-Benutzer, um ein möglichst realistisches Bild der Verkehrsströme zu erhalten.“ Des Weiteren habe es vier Thementische gegeben, zu denen die Bürger eingeladen waren, um zu den Zwischenschritten und Teilergebnissen ihre Meinung einzubringen.
„Wir haben ein gutes Werk erstellt. Jetzt geht darum, es in die Tat umzusetzen. Doch wenn wir auf die Ergebnisse und Lösungsansätze schauen, werden wir feststellen, dass wir bei einer ganzen Reihe von Themen auf die Unterstützung anderer Behörden und Kommunen angewiesen sind“, so der CSU-Fraktionsvorsitzende. „Wir können es nicht alleine entscheiden oder anordnen. Dazu ist das Verkehrsgeschehen einer Großstadt wie München, die stark in unser Verkehrsgeschehen einstrahlt, zu komplex.“
„Wir dürfen keine Wunderdinge erwarten“
Und Johann Willibald ergänzte: „Es wurden sehr viele Punkte abgearbeitet. Ich finde es hervorragend, wie auch Gemeinde und Verwaltung mitgearbeitet haben. Gleiches gilt für die Bürger, die einen erheblichen Teil der Vorschläge eingebracht haben“, betonte der CSU-Politiker, der als Nachfolger von Bernd Wanka als Verkehrsreferent tätig ist. „ Wir wissen, das Thema Verkehr ist alles andere, nur nicht einfach. Egal, wo man hinkommt: Es brennt an allen Ecken und Enden. Ich glaube aber, dass wir mit dem Verkehrsentwicklungsplan auf einem guten Weg sind.“ Auch er weist darauf hin, dass man bei der Umsetzung des Ganzen auf die umliegenden Gemeinden und Kommunen angewiesen sei. „Wir sind der Flaschenhals. Wenn wir es nicht schaffen, die Leute zum ÖPNV zu bringen oder Carsharing-Modelle zu realisieren, dann werden wir ersticken.“
Der Landkreis Dachau werde laut Prognose in den nächsten Jahren um 15 bis 20 Prozent wachsen. Gibt es hier keine Lösungen, „werden wir auf der Münchner Straße den längsten Parkplatz Bayerns haben.“ Johann Willibald bittet bei der Umsetzung des VEP auch um Geduld. „Wir dürfen keine Wunderdinge erwarten. Es wird eine Herausforderung werden, der wir uns gemeinsam stellen müssen.“
Nun ist erstmal die Verwaltung damit beauftragt, die Planungskonzepte für alle kurzfristig zu realisierenden Maßnahmen, bei denen Übereinstimmung in den Fraktionen besteht, zu erstellen und zur Beschlussfassung vorzulegen. Kurzfristig realisiert sollen unter anderem Maßnahmen entlang der Münchner Straße, wie etwa die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 60 auf 50 km/h (der Werbe-Spiegel berichtete) oder etwa der Umbau an den Knotenpunkten Münchner- / Bajuwarenstraße sowie Münchner- / Allacher Straße. Zudem sollen die Busbuchten entlang der B304 in sogenannte Kap-Haltestellen umgebaut werden. Des Weiteren geht es auch darum, den Schleichverkehr zu reduzieren. Für die Rathaus- und die Nibelungenstraße ist kurz- bis mittelfristig ein Lückenschluss vorgesehen.
Auch das Radwegenetz der Gemeinde soll ausgebaut und verbessert werden, etwa durch mehr Kontrollen der „Geisterradler“, eine bessere Beleuchtung und Beschilderung der Radwege, ein Leihrad-System sowie die Errichtung weiterer Radabstellanlagen. Zudem ist vorgesehen, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu optimieren.
Keine einsame Insel
„Wir haben bei diesem umfassenden Werk gelernt, dass Karlsfeld keine einsame Insel ist“, erklärte Hiltraud Schmidt-Kroll. Das Ganze sei schlussendlich auch eine Kostenfrage. „Ich bin gespannt, was für eine Summe rauskommt“, so die Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Der Verkehrsentwicklungsplan ist immer noch nicht vollständig, bietet aber trotzdem schon sehr viel Stoff um tatsächlich anzufangen – und das wollen wir 2017 schon tun.“ Zudem müsse sich der VEP immer auch weiterentwickeln, denn auch Prioritäten könnten sich ändern. „Grundsätzlich können wir aber zufrieden sein, mit der vielen Arbeit, die wir hier gemeinsam auch mit den Bürgern geleistet haben.“
Auch Adrian Heim vom „Bündnis für Karlsfeld“ betonte, dass man bei der Umsetzung des VEP keine Wunder erwarten dürfe. „In Einzelmaßnahmen wie der Förderung des Radverkehrs können wir bestimmt sehr viel erreichen. Doch im Hinblick auf die Gesamtsituation des Verkehrs in Karlsfeld können wir die Situation maximal so gestalten, dass sie erträglich ist. Karlsfeld wird keine Fußgängerzone werden.“ Und die Fraktionssprecherin des Bündnisses, Mechthild Hofner, erklärte: „Ich freue mich, dass wir dieses Gesamtpaket abgeschlossen haben. Wenn wir einen Teil der Verkehrsprobleme lösen, ist das meist auch im Sinne der Umwelt. Wir haben in dieser Gesamtschau ein großes Bündel an Maßnahmen, die wir auf den Weg bringen“, so die Umweltreferentin der Gemeinde. „Ich erhoffe mir insgesamt, dass wir Instrumente an der Hand haben, mit denen wir es schaffen, dass die Verkehrssituation nicht schlimmer wird.“
Der detaillierte Verkehrsentwicklungsplan kann im Internet unter www.karlsfeld.de abgerufen werden.
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