"Seine Ideen werden fehlen"
Der "Brückenbauer" Volker Wettmann ist verstorben
"Vom Glück verwöhnt" beschrieb sich Volker Wettmann vor fünf Jahren, als er seinen 75. Geburtstag feierte. Unaufgeregt, aber nachhaltig brachte er in Hadern vieles in Bewegung. Er war Vorsitzender des VdK Hadern-Neuried, der unter seiner Führung zu einem der stärksten VdK-Ortsverbände wurde. Er führte den Verein Kultur in Hadern, als dessen Vorsitzender er noch im August wiedergewählt wurde. In der Nacht zum vergangenen Mittwoch ist Volker Wettmann in seinem 81. Lebensjahr verstorben.
"Er war das Herz und die Seele"
"Volker Wettmanns Tod ist ein großer Verlust für den Sozialverband VdK Bayern", trauert VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. "Er war das Herz und die Seele des VdK-Ortsverbands Hadern-Neuried, dessen Geschicke er als Vorsitzender seit 2001 gelenkt hat. Für die 2.000 Mitglieder seines Ortsverbands war er stets ein zuverlässiger Ansprechpartner. Seine Ideen und seine Energie werden dort sehr fehlen. Unvergessen ist sein Einsatz auch innerhalb des VdK-Kreisverbands München. Wir verdanken seinem Organisationstalent das hochkarätig besetzte Programm des VdK-Nachmittags auf dem Haderner Dorffest, der jährlich fast 1.000 Menschen anzieht. Als Redner konnte er unter anderem Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, den Bundestagsabgeordneten Peter Gauweiler, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und zuletzt Sozialministerin Emilia Müller gewinnen. Wir werden Volker Wettmann sehr vermissen. Der VdK Bayern wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren."
"Schräge" Wege, elegante Lösungen
Volker Wettmann wurde in Freiburg geboren und war Bauingenieur. Die Vorbereitung der Olympischen Spiele 1972 führte ihn nach München, wo er u.a. die Statik der Brücken im Olympiagelände berechnete. Auch beim Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals gestaltete er Brücken, u.a. den bemerkenswerten Übergang in Plankstetten. Der Kanal teilt den Ort, der Brückenbau wurde durch die dichte Uferbebauung erschwert. Wettmann konstruierte eine ungewöhnliche, damals europaweit beispiellose Verbindung, indem er dasTragwerk vom Überbau der Brücke trennte und diagonal zueinander über den Kanal führte.
Mit solchen "schrägen" Ansätzen fand er elegante Lösungen. Bei ihm bedeutete Hartnäckigkeit nicht Sturheit, vielmehr fand er mit analytischem Blick, unerschütterlich scheinender Gelassenheit und manchmal einem Augenzwinkern gangbare Wege, die anderen verborgen blieben: Aus dem Fehlen von Kulturräumen im Viertel machte er ein Modell für andere Stadtteile: Er wob mit vielen Einrichtungen, Kirchen und Schulen über Kultur in Hadern ein Netz von Veranstaltungsorten. Ein Kulturhaus bekam Hadern so nicht - stattdessen wuchs ein kulturell überaus lebendiges Miteinander unter Nachbarn, das seinesgleichen sucht.
Als er feststellte, dass in seiner Straße der Sendlinger Anzeiger nicht immer optimal ausgetragen wurde, beließ er es nicht bei Reklamationen, sondern übernahm selbst den Nebenjob und stellte den Anzeiger mehr als sechs Jahre lang zuverlässig zu.
Eine Gabe als Brückenbauer
Als "Brückenbauer" würdigte der frühere Bürgermeister Winfried Zehetmeier schon vor Jahren Volker Wettmann: Mit "freundlicher Beharrlichkeit" habe dieser viele neue Verbindungen geschaffen. Diese Gabe würdigte auch Franz Bock (SPD Hadern / Kultur in Hadern): "Volker Wettmann hat über viele Jahre versucht, die Menschen zusammenzubringen, die in Hadern aktiv sind. Er hat ein Bewusstsein für unser Stadtviertel geweckt und dabei nie die etwas abgetrennten Randgebiete Haderns vergessen." Als strategischer Kopf hinter dem Wahlkampf Christoph Moosbauers, der 1998 für die SPD das Bundestagsdirektmandat im Münchner Süden holte, habe Wettmann den gesamten Münchner Süden aufgewertet.
Streiten, ohne Groll zu hegen
Volker Wettmann lebte 45 Jahre in Hadern. 30 Jahre war er für die SPD Mitglied im dortigen Bezirksausschuss (davon 1990 bis 1996 als Vorsitzender). Für seine Arbeit verlieh ihm die Münchner SPD ihre höchste Aufzeichnung, die Thomas-Wimmer-Medaille. Anerkennung fand er über die Parteigrenzen hinweg.
Volker Wettmann scheute weder Auseinandersetzungen noch deutliche Worte. Er vertrat seine Überzeugungen als Lokalpolitiker, als engagierter Bürger und als VdK-Funktionär, der immer wieder auf die drohende Altersarmut vieler Senioren hinwies. Er konnte jedoch streiten, ohne Groll zu hegen.
"Für lange Zeit etwas bewirkt"
"Es gibt so viele kleine Dinge, die in der Summe nachhaltig wirken", fasste Franz Bock die unermüdliche Tätigkeit Wettmanns zusammen: "Er hat unheimlich viel bewegt und ist kulturpolitisch unersetzbar. Er hat etwas für lange Zeit bewirkt."
Volker Wettmann hinterlässt eine Lücke, die in Hadern lange spürbar bleiben wird. In Erinnerung wird er auch als ein Mensch bleiben, dem man wie nur Wenigen ansehen konnte, dass er vor allem eines war: Glücklich.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH