Rund um die Uhr beim kranken Kind bleiben können
Sicherheit in Krisensituationen schaffen: Bau des Kinderpalliativzentrums hat begonnen
"Als Mutter dreier Kinder liegt mir die Errichtung eines Kinderpalliativzentrums in Bayern sehr am Herzen. Familien mit schwer- und todkranken Kindern brauchen unsere Hilfe und Unterstützung!" so Karin Seehofer. Bayerns "First Lady" unterstützt als Schirmherrin den Förderverein für das neue zentrum, ebenso wie u.a. der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück.
Platz für acht Familien
Mit dem ersten Spatenstich begann nun der Bau des Kinderpalliativzentrums am Klinikum der LMU, das bis Ende 2015 fertig sein soll. Damit wird erstmals eine stationäre Betreuung mit familiärem Umfeld in einem Haus ermöglicht. Das Münchner Zentrum wäre dann die erste Einrichtung dieser Art an einem Universitätsklinikum und insgesamt erst die zweite überhaupt in Deutschland. Dieses Zentrum soll für bis zu acht unheilbar kranke Kinder und ihre Familien zu einem Ort der Sicherheit und Geborgenheit bei optimaler Palliativtherapie werden. In großzügigen Einzelzimmern, die alle Möglichkeiten einer Intensivstation bieten, können die Eltern rund um die Uhr bei ihrem Kind bleiben.
Bau kostet 9 Millionen Euro
Eigens für dieses Projekt wurde der Förderverein Kinderpalliativzentrum München e.V. gegründet: Innerhalb von nur neun Monaten konnten 5,5 Millionen Euro Spendengelder eingesammelt werden. 9,05 Millionen Euro kostet das Zentrum; das Klinikum der LMU trägt 3,55 Millionen Euro, der Förderverein beteiligt sich mit 5,5 Millionen Euro.
„Wir wollen mit diesem Kinderpalliativzentrum eine umfassende menschliche Begleitung und eine optimale medizinische Versorgung für schwerstkranke Kinder und ihre Familien in den schwierigsten Stunden ihres Lebens ermöglichen“, betont Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle.
"Familien Sicherheit geben"
Für Prof. Dr. Monika Führer, Leiterin der Kinderpalliativmedizin im Dr. von Haunerschen Kinderspital, geht mit dem Zentrum ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Hier wird ein großer Traum wahr – ein Ort, der Familien mit schwerstkranken Kindern in Krisensituationen Sicherheit gibt. Das ambulante Kinderpalliativteam kann Hand in Hand mit der Station arbeiten, die Forscher nehmen die Fragen aus der täglichen Arbeit auf, und ihre Ergebnisse können unmittelbar in die Versorgung der Kinder und in die Aus- und Weiterbildung der Ärzte einfließen.“
Bisher nur "Notlösungen"
Die Kinderärztin und Spezialistin für Kinderpalliativmedizin am Klinikum der LMU hat in den letzten zehn Jahren neue Versorgungsstrukturen für schwerstkranke Kinder und Jugendliche aufgebaut, um ihre Betreuung zu verbessern. Zusammen mit Prof. Dr. Gian Domenico Borasio, dem früheren Lehrstuhlinhaber für Palliativmedizin (heute: Prof. Dr. Claudia Bausewein), gründete Monika Führer 2004 das Projekt HOMe (Hospiz ohne Mauern) – Koordinationsstelle für Kinderpalliativmedizin (KKiP) am Klinikum der Universität München: „Der größte Wunsch schwerstkranker und sterbender Kinder ist es, zuhause in der Familie zu sein. Das Team von HOMe unterstützt die Familien in dieser schweren Zeit zuhause rund um die Uhr medizinisch, pflegerisch und psychosozial. Jedoch ist in Krisen mit starken Schmerzen oder schwerer Atemnot die notwendige intensive Therapie bei einem Teil der Kinder in ihrem Elternhaus nicht möglich. Bisher mussten diese Kinder dann meist auf eine Kinderintensivstation aufgenommen werden – für alle Beteiligten nur eine Notlösung“, sagt Monika Führer. Das neue Kinderpalliativzentrum vervollständigt den Ansatz der häuslichen Palliativversorgung um die stationäre Betreuung – so können kleine Patienten in einem familiären Umfeld intensiv palliativmedizinisch behandelt werden. Dabei wird besonderer Wert auf die Betreuung und den Zusammenhalt der Familien gelegt.
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