Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Mögliche Zusammenhänge finden
Ärzte des LMU Klinikums starten Online-Studie zu Lebensstil und Covid-19
Covid-19-Erkrankungen verlaufen in vielen Fällen leicht oder sogar ohne Symptome. Es kommen aber auch schwere Verläufe mit Lungenentzündung und Kreislaufversagen vor. Inwieweit Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Sport einen Einfluss auf die Schwere des Krankheitsverlaufs haben, möchte ein Team des Studienzentrums Diabetes am LMU-Klinikum in einer Online-Studie klären. Die Ärzte wollen auch erste Schlüsse ziehen, wie Lebensstilempfehlungen in der Zeit von Covid-19 aussehen könnten. Derzeit werden Teilnehmer für die Studie gesucht.
„Viele Eigenschaften der Covid-19-Erkrankung deuten darauf hin, dass Lebensstilfaktoren für die Schwere des Krankheitsverlaufs bedeutend sein können“, sagt Dr. Andreas Lechner, Leiter des Studienteams an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV und Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung. „Gerade neuere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen metabolischen und kardiovaskulären Erkrankungen und einem schweren Krankheitsverlauf. Diese Krankheiten wiederum lassen sich durch den Lebensstil positiv beeinflussen. Nur den direkten Zusammenhang zwischen Lebensstil und Covid-19 konnte bisher niemand wissenschaftlich belegen.“
Die Online-Studie LIFE & COVID soll mögliche Zusammenhänge zwischen Lebensstilfaktoren und der Schwere des Krankheitsverlaufs von Covid-19 aufdecken. An der Studie können alle teilnehmen, die bereits eine Infektion mit dem Coronavirus hinter sich haben. Es werden Aspekte des Krankheitsverlaufs und Informationen zu unterschiedlichen Lebensstilfaktoren erfragt, außerdem Begleiterkrankungen und eingenommene Medikamente. Im Fokus stehen auch die längerfristigen Folgen der Covid-19-Erkrankung.
Erste Schlüsse zu Lebensstilempfehlungen
Die Ärzte des LMU Klinikums wollen außerdem aus der Studie erste Schlüsse ziehen, wie Lebensstilempfehlungen in der Zeit von Covid-19 aussehen könnten. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, sich durch seine Lebensweise besser vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen, dann möchten wir diese unbedingt finden“, fasst Vanessa Sacco, die die Studie koordiniert, das Ziel der Arbeitsgruppe zusammen. „Das würde Menschen aller Altersgruppen sehr helfen.“
An der Studie sollen innerhalb der nächsten sechs Monate mehrere hundert genesene Covid-19-Patienten teilnehmen. Weiterführende Informationen für Studieninteressenten sowie die Möglichkeit zur Teilnahme gibt es unter: lifeandcovid.de.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Wie es genau bei einem Infizierten zu einem leichten oder schweren Verlauf kommt, ist noch nicht geklärt. „Es sind aber bereits Risikofaktoren bekannt, die schwere Verläufe begünstigen“, sagt Dr. Andreas Lechner, Leiter der Studie LIFE & COVID. Hierzu zählen Gesundheitsprobleme, die durch den Lebensstil des Betroffenen unmittelbar beeinflusst werden, beispielsweise Adipositas, hoher Blutdruck und Diabetes mellitus. Ernährungs- und Bewegungsverhalten können hier sogar kurzfristig große Effekte haben – positive und negative. „Auch mit Blick auf den wesentlichen Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe – ein höheres Alter – sind Lebensstilfaktoren vermutlich relevant“, erklärt Dr. Lechner. Dies begründe sich dadurch, dass die sogenannte Immunseneszenz – eine mit dem Altern verknüpfte Veränderung der Immunfunktion – wahrscheinlich für den Zusammenhang von höherem Alter und schweren Covid-19-Verläufen zentral ist. Die Immunseneszenz wiederum lässt sich durch den Lebensstil, insbesondere durch regelmäßige, moderate Bewegung, günstig beeinflussen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH