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Mit "Uga Uga“ zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung

"Freestyle-Gorillas" besuchen das Sonderpädagogische Förderzentrum am Westpark

Um Verletzungen zu vermeiden ist die richtige Vorbereitung das A und O. Deshalb ist Dehnen beim Skate- und Longboardfahren Pflicht, denn der nächste Sturz kommt bestimmt. (Bild: Arno v. Buxhoeveden)

Über 100 Schüler des SFZ München Mitte 3 – Am Westpark und der Mittelschule an der Weilerstraße erleben einen abwechslungsreichen Bewegungstag mit europäischen Freestyle-Stars.

Sportunterricht mal ganz anders

Es ist bereits nach 8 Uhr. Der Unterricht hat begonnen. Eigentlich hätte die Klasse 4b jetzt eine Doppelstunde Sport bei Frau Eichmann, doch statt in der Umkleidekabine befinden sich die Schüler immer noch in ihrem Klassenzimmer und schreiben aufgeregt ihren Namen auf Kreppbänder, um sie an die Brust zu kleben.

Dann geht es doch noch los Richtung Turnhalle. Die hat die Klasse 4b heute allerdings nicht für sich alleine, sie teilt sie mit ihren Mitschülern der 3. bis 6. Klassen und einer Klasse der Mittelschule an der Weilerstraße. Auch wenn hier heute kein klassischer Sportunterricht stattfindet, dreht sich alles um Bewegung. Nur heißt die Sportlehrerin heute nicht Frau Eichmann, die Schüler werden von Nynja, Moses, Guleed, Ramon, Candy, Oliver, Esther, Toby, Mehrdad, Teo, Andy, Patrick und Michi unterrichtet. Um Sportlehrer handelt es sich dabei auch nicht, sondern um Koryphäen aus den unterschiedlichen Freestyle-Sportarten, die eins eint: die Liebe, zu dem was sie machen, die Bereitschaft, ihre Begeisterung und ihr Wissen mit der nächsten Generation zu teilen und der Wunsch, den Kindern und Jugendlichen die Themen Ernährung und Umwelt näher zu bringen. Sie gehören zum sogenannten „Gorilla-Projekt“, das ursprünglich aus der Schweiz kommt, aber bereits seit mehreren Jahren auch in Deutschland aktiv ist und – so der eigene Slogan – das Ziel verfolgt mehr „Uga Uga“ ins Leben von Kindern und Jugendlichen zu bringen. Im Mai sind die „Gorillas“ in einer Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport an zehn Münchner Förderzentren und Mittelschulen zu Gast.

Weltmeister in der Turnhalle

So kommt es, dass sich an diesem sonnigen Morgen ehemalige Weltmeister, Vizeweltmeister, Europa- und Deutschlandmeister zu HipHop-Beats in der Turnhalle in der Droste-Hülshoff-Straße aufwärmen. Boards rattern, Frisbees drehen Pirouetten, Fußbälle werden trickreich in der Luft gehalten und B-Boys vollziehen akrobatische Moves, während sich die Schüler einfinden und andächtig auf dem Boden Platz nehmen.

Nachdem die Protagonisten sowohl sich als auch eindrucksvoll die von ihnen angebotene Sportart vorgestellt haben, dürfen sich die Kinder und Jugendlichen für den Vormittag frei in einen der sechs unterschiedlichen Workshops einwählen. Angeboten werden Skateboard, Longboard, Frisbee, Freestyle Soccer und Footbag, Parkour und Breakdance. Doch bevor es in die Gruppen geht, gibt es noch ein erstes Präsent für die Teilnehmer: eine Trinkflasche aus Glas in Schutzummantelung mit dem Gorilla-Logo. „Ihr werdet euch heute viel bewegen und müsst deshalb viel trinken – Leitungswasser ist da ideal“, gibt Tobias den Schülerinnen und Schülern noch mit auf den Weg. „Jeder von euch sollte schauen, dass er heute die Flasche mindestens viermal auffüllt.“

Die Turnhalle leert sich, an den Waschbecken in den Toiletten bilden sich Schlangen, nur die Breakdancer kehren in die Turnhalle zurück, während sich die anderen Gruppen auf Pausenhof und Sportplatz verteilen. Während die Boarder noch Helme und Protektoren anlegen, beginnen die anderen schon mit dem Warm-up. Denn ohne entsprechendes Dehnen und Aufwärmen, das machen die Profis von Anfang an klar, geht nichts.

Schnippeln, was das Zeug hält

Zeitgleich schnippelt das Gorilla-Ernährungsteam, unterstützt durch mehrere Lehrerinnen, was das Zeug hält, denn nach einer Stunde heißt es: Müslipause. Hans stellt den Schülern die Ernährungspyramide vor und erklärt ihnen, worauf man bei einer ausgewogenen Ernährung achten muss. Anschließend darf sich jeder sein eigenes Müsli zusammenstellen und hat auf mehreren Metern die Qual der Wahl. Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Bananen-, Apfel-, Birnenstücke, Nüsse, Haferflocken, Cornflakes, getrocknete Feigen oder Datteln aber auch exotisches wie Goji-Beeren oder Papayas, unterschiedliche Joghurts und Milch stehen zur Auswahl.

Anschließend ist es mal wieder an der Zeit, die Flaschen aufzufüllen, bevor es zurück in die unterschiedlichen Gruppen geht. Bei den Skatern und Longboardern wird weiter an unterschiedlichen Tricks auf und mit den Boards gearbeitet. Bei der Parkour-Gruppe gilt weiterhin das Motto „Suche dir ein Ziel und erreiche es“: Es wird auf Bäume geklettert, Bänke werden übersprungen und einzelne Bewegungsabläufe kunstvoll verbunden. In der Turnhalle überlegen sich die Breaker Choreographien in Kleingruppen und auch die Frisbee- und Soccer-Jungs haben noch den einen oder anderen Trick in der Hinterhand.

Viele kreative Stationen

Zeitgleich wird diesmal im Buffet-Bereich im Akkord Brot ebenso wie Käse aufgeschnitten, Gemüse gestiftelt, Dips angerührt und Salate bereitet, denn ausgepowert von der zweiten Praxiseinheit wollen zur Mittagszeit wieder über 100 Kinder und Jugendliche versorgt werden. Und wie schon nach der Vormittagspause stellen sich die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an das Mittagessen geduldig in der Schlange an, um ihr Geschirr zu spülen.

Nach dem Mittagessen versammeln sich wieder alle in der Turnhalle, und die Kinder und Jugendlichen werden in vier neue Gruppen eingeteilt, um anschließend unterschiedlichste Stationen zu durchlaufen. So werden beispielsweise im Upcycling-Atelier von den Schülern mitgebrachte alte T-Shirts mittels Stencils (=Schablonen) und Sprühdose individuell mit dem „Gorilla“-Logo verziert. An der Smoothies-Station kommen das restliche Obst und Gemüse des Tages zum Einsatz, und jede Kleingruppe mixt – unter Anleitung der Coaches – einen leckeren und vor allem gesunden Drink.

Tricks und Geschenke

Der Tag endet in der Turnhalle. Die Breakdance-Gruppe führt unter Applaus ihre Choreographie auf und auch drei Jungs aus Olivers Skateboard-Team lassen es sich nicht nehmen, bei einer Vorführung diverse Tricks zu präsentieren. Abschließend verlässt eine ausgepowerte, aber glückliche, Polonaise der Teilnehmer die Turnhalle, um sich per Shake-Hands bei allen Coaches einzeln zu verabschieden und noch diverse Präsente wie einen eigenen Footbag, Aufkleber und das „Gorilla“-Kochbuch in Empfang zu nehmen.

Zufrieden und von den Eindrücken des Tages überwältigt ziehen die Schüler von dannen. Und die „Gorillas“? Die packen alles ein, um bereits am nächsten Tag einer anderen Schule einen unvergesslichen Tag zu bescheren.

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