"Macht euren Quali!"
Jobrallye in der Mittelschule an der Blumenauer Straße
Simeon ist begeistert. "Da war eben eine Schülerin, die hatte echt Talent", sagt der 16-Jährige. "Diese Arbeit können nämlich auch Mädchen machen." Simeon ist Lehrling bei Strabag, einem Unternehmen für Vekehrswegebau. Dort lässt er sich zum Straßenbauer ausbilden, gemeinsam mit seinem Kollegen Muhammed (18). Doch an diesem Tag sind die beiden nicht auf einer Baustelle tätig, sondern in der Turnhalle der Mittelschule an der Blumenauer Straße. Eine Jobrallye ist an diesem Vormittag angesagt und die beiden Auszubildenden informieren rund 80 Schüler über ihren Beruf.
"Man muss bei jedem Wetter raus"
Neben Jugendlichen aus der Mittelschule an der Blumenauer Straße sind auch Schüler aus der Mittelschule an der Walliser Straße dabei. Sie besuchen die 8. Klasse und die Übergangsklasse 9 (Ü9). An insgesamt zehn Stationen, gestaltet von Wirtschaftsunternehmen und Betrieben, können sie sich über Berufsbild und Lehrzeit informieren.
Bei Simeon und Muhammed liegt eine Mappe mit Mustern, die die Schüler mit Pflastersteinen nachbauen sollen. Klar, man müsse körperlich schon fit sein, sind sich die beiden einig. "Aber vor allem muss man mit dem Wetter zurechtkommen. Egal ob es regnet oder sehr heiß ist, man muss raus", sagt Simeon.
Hochkonzentriert am Tüfteln
Unterdessen richtet Angela Globig von Globig Sanitär einen dringenden Appell an die Schüler an ihrer Station: "Seht zu, dass ihr euren Quali macht! Das ist wirklich wichtig für euch. Das ist euer erster Abschluss." Schließlich erhielten die Auszubildenden mit einem Quali und einer abgeschlossenen Lehrer bei einem Notendurchschnitt von mindesten 3,0 automatisch die Mittlere Reife. Dann ist erst einmal das handwerkliche Geschick der Schüler gefragt. Sie müssen Rohre richtig aneinander stecken. Als Vorlage dient jedem Jugendlichen ein fertiges Bauteil. Hochkonzentriert sind die Schüler am Tüfteln. Es wird überlegt, vermessen, ausgebessert. "Man erkennt recht schnell, ob jemand handwerkliches Geschick hat", sagt Angela Globig. Zum Schluss wirft die Fachfrau einen Blick auf die Arbeiten der Schüler, hilft, das ein oder andere Teil noch zu finden und hofft, dass sie bei den Jugendlichen das Interesse für eine Lehre zum Anlagenmechaniker geweckt hat.
"Mathe ist nicht so schlimm"
"Wir lieben Kultur" steht in großen Lettern auf dem Aufsteller an einem anderen Stand. Michael Grill, Geschäftsführer der Theatergemeinde e.V. München, wirbt für die Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Zur Verstärkung hat er Mona M. Reinhardt mitgebracht, die sich derzeit bei der Theatermeinde ausbilden lässt. "Büromangement klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas trocken, das ist es aber überhaupt nicht. Man muss einfach mal dahinter blicken", sagt Michael Grill. Mona M. Reinhardt bestätigt das. "Man durchläuft alle Abteilungen. Das ist sehr abwechslungsreich und macht einfach Spaß. Außerdem besucht man natürlich die Berufsschule", betont sie. "Ich hatte etwas Bedenken, dass Mathe vielleicht sehr schwierig wird. Aber es ist nicht so schlimm", sagt die junge Frau.
Erste Kontakte
Ganz und gar nicht schlimm ist es auch bei Amelie Gedon. Im Gegenteil. Amelie Gedon ist bei Rewe zuständig für das Auszubildendenmarketing und -recruiting. Für diesen Tag hat sie den Schülern ein Spiel mitgebracht. Pantomime ist angesagt. Auf ihrem Laptop zeigt sie den Jugendlichen einen Begriff, den sie nachspielen sollen, etwa "Regale einräumen". So setzen sich die Schüler mit den vielen verschiedenen Tätigkeitsbereichen, die eine Lehre bietet, auseinander. So eine Jobrallye sei für die Schüler eine gute Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen. "Wir gewinnen viele Azubis über Praktika", sagt sie.
Simeon und Muhammed, die beiden Auszubildenden bei Strabag, blicken nochmal zufrieden auf das Muster aus Pflastersteinen. Ja, diese Schülerin, die habe echt Talent für den Beruf. "Und ich glaube, auch Interesse", sagt Simeon. Und in seinen Augen blitzt ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.
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