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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Jetzt kommt etwas richtig Schönes"
Die Ludlstraße soll eine wirkliche Münchner Mischung werden
49 der ehemals 374 Wohnungen der Gewofag in der Ludlstraße sind derzeit noch belegt, die Mieter der inzwischen leeren oder bereits abgerissenen Gebäude konnten alle in Häusern der städtischen Wohnungsbaugesellschaft untergebracht werden – zum großen Teil in der näheren Umgebung, einige aber auch auf eigenen Wunsch in anderen Stadtteilen. Auch von den verbliebenen Mietern haben etwa die Hälfte schon eine Ersatzwohnung in Aussicht. Das teilte Gewofag-Geschäftsführer Dr. Klaus-Michael Dengler auf einer Baustellenführung durch die Ludlstraße mit.
Alle Bewohner hätten die Option, nach Fertigstellung des neuen Quartiers wieder zurückzuziehen. Dies würden aber wohl nur wenige wahrnehmen, erläuterte Dengler. Wer sich in seiner Umgebung wohlfühle, der wolle meist nicht nach relativ kurzer Zeit wieder einen stressigen Umzug in Kauf nehmen.
"Echte Stadtreparatur"
Der Jurist, der seit 2014 Geschäftsführer der Gewofag ist, ging bei der Führung durch die Ludlstraße vor allem auf die interessante Mischung ein, die hier entstehen wird sowie auf einige ungewöhnliche Details, die zum Teil als wirkliche Neuerungen geplant sind. Besonders freut er sich darüber, dass es von Anfang an, wie er sagte, eine große Akzeptanz für die Neubauten in der Ludlstraße gegeben habe. "Es gibt hier keine negativen Stimmen", konstatierte er. "Der Bestand war so wenig zeitgemäß. Jetzt kommt etwas richtig Schönes. Wir machen hier eine echte Stadtreparatur."
Statt der bisher 374 Wohnungen wird das neue Quartier nur 373 haben, also eine weniger. Die gesamte Wohnfläche wird sich jedoch nahezu verdoppeln. Das heißt, dass künftig auch mehr Menschen als bisher die Ludlstraße bevölkern werden. Waren es bislang etwas über 800 Leute, so werden in den Neubauten etwa 1.200 Menschen Platz finden. Zudem sind eine ganze Reihe sozialer und soziokultureller Einrichtungen vorgesehen: ein Haus für Kinder mit drei Krippen und drei Kindergartengruppen, ein Kindertageszentrum mit acht altersgemischten Gruppen, ein Familien- und Beratungszentrum, ein Quartierstreff, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft sowie zwölf Künstlerateliers. Zu den 373 Wohnungen gehören auch die 19 Wohneinheiten im geplanten Mehrgenerationenhaus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Großhadern.
Nicht auf Kosten der Qualität
Das Stigma der Ludlstraße als sozialer Brennpunkt soll mit dem Abriss des alten Quartiers endgültig der Vergangenheit angehören. Dafür möchte die Gewofag mit ansprechender Architektur und einer Mischung aus dem München Modell Miete, KomProA und KomProB sowie freifinanzierten Wohnungen sorgen. Die verschiedensten Einkommensschichten sollen sich hier wohlfühlen.
Die Vergabe der Wohnungen erfolge durch das Wohnungsamt, erläuterte Klaus-Michael Dengler. Man könne sich dafür bei SOWON (soziales Wohnen online) registrieren. Die Miete werde bei etwa 10 Euro und damit deutlich unter dem Mietspiegel liegen. Das kostengünstige Wohnen solle aber nicht auf Kosten der Qualität gehen, betonte er. Gefragt gewesen seien intelligente Lösungen. Von Vorteil für die Gewofag war dabei auch der Stellplatzschlüssel, der der Wohnungsbaugesellschaft ermöglicht, nur rund 70 Prozent Parkplätze in der von der Menari- zur Senftenauerstraße durchgängigen Tiefgarage zu schaffen. "Wir wollen Wohnraum schaffen, keine Autos", meinte dazu der Gewofag-Geschäftsführer kurz und knapp.
Lebendige Struktur
Etwas ganz Neues sind die Unterflurcontainer für den Müll, die entlang der Ludlstraße platziert werden. Damit kann auf Müllräume in den Gebäuden bzw. auf Müllhäuschen davor verzichtet werden – und es wird eine saubere und geruchsfreie Lösung geschaffen. Die Bewohner müssen ihren Abfall zwar vielleicht ein paar Meter weiter tragen, in den Häusern bleibt aber mehr Nutzfläche, die für andere Dinge verwendet werden kann.
Warum sich die Gewofag die zukünftige Ludlstraße als verkehrsberuhigte Anliegerstraße wünscht, wurde durch die Ausführungen von Robert Zengler, Bereichsleiter Bau der Gewofag Projekt GmbH, deutlich. Für das Binnenleben in der Siedlung sei es von Vorteil, wenn die Fußgänger Vorrecht vor den Autofahrern erhielten, erklärte er. Im Innenbereich solle eine lebendige Struktur und ein wirkliches Miteinander entstehen, das nicht durch eine Straße beeinträchtigt werde, die in der Vergangenheit immer auch von viel Schleichverkehr betroffen gewesen sei.
Der Stadtrat hat die Entscheidung über die Verkehrsberuhigung auf kommendes Jahr vertagt und will sich erst einmal anschauen, wie sich die Sperrung der Straße während der Bauzeit auswirkt. Denn ab Oktober, wenn mit der Bautätigkeit begonnen wird (der Sendlinger Anzeiger berichtete), wird der gesamte Bereich weder für Fußgänger, Radfahrer noch für Autofahrer zugänglich sein.
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