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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Es geht um Gerechtigkeit"
VdK will endlich mit "gerechter Rente für alle" anfangen
Der VdK Bayern lud zum sozialpolitischen Nachmittag auf dem Haderner Dorffest ein: VdK-Kreisvorsitzender Günter Jockisch und VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher (beide vorne links) griffen u.a. mit MdL Georg Eisenreich und Familienministerin Kerstin Schreyer (beide vorne rechts) aktuelle Fragen auf. (Foto: job)
"Die Rente muss für alle Generationen zum Leben reichen" - eine Selbstverständlichkeit ist es, die Ulrike Mascher (sie steht an der Spitze des VdK Bayern) beim Haderner Dorffest fordert. "Wie hoch wird meine Rente einmal sein? Wie gut werde ich davon später leben können?", fragen sich viele junge Leute. "Alle Generationen brauchen eine Antwort, wie es mit der Rente weitergeht", sagte Mascher. Sie drängt auf "Reformen und mutige Schritte".
Der VdK will, dass alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherungen einzahlen - also auch Beamte, Selbständige, Politiker. Dass man bei der Rente zwischen Arbeitnehmern, Selbständigen und Beamten unterscheide, habe vielleicht vor 100 Jahren Sinn gemacht, so Mascher. Heute nicht mehr: "Heute müssen wir alle gemeinsam absichern", erklärte die VdK-Chefin und nannte ein Beispiel: Eine angestellte Lehrerin zahle in die gesetzliche Rentenversicherung ein, ihre beamtete Kollegin hingegen nicht. Nach 45 Jahren erhalte die Beamtin trotzdem fast das Doppelte an Pension wie ihre angestellte Kollegin an Rente. "Das kann niemand erklären!", so Mascher.
"Niemandem wird etwas weggenommen"
"Irgendwann muss man damit anfangen, dass alle gemeinsam in die Rentenversicherung einzahlen", so Mascher. Dabei gehe nicht um eine Neiddebatte, sondern um Gerechtigkeit. Niemandem werde deswegen etwas weggenommen, erklärte sie, denn es gebe für die bestehenden Pensionen Bestandschutz.
Gerechtigkeit statt Gießkanne
"Von der Rente muss man leben können", sagte Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer, "das ist das Ziel." Auch für sie gilt: "Egal, an welchen Stellschrauben man dreht, muss man aufpassen, dass es am Ende gerecht ausgeht." Das sei nicht einfach. "Man kann nicht nur mehr Geld ausgeben", erläuterte sie, "sondern es muss gerecht sein." Das bedeute: Die Rente muss auch abbilden, ob jemand viel gearbeitet hat, ob er Kinder erzogen hat, ob er Eltern gepflegt hat.
Eine Gleichbehandlung für alle ohne Bedürftigkeitsprüfung lehnt sie daher ab. Das sei unsozial. Es gehe eher darum, dass die Rente finanzierbar und gerecht sei - nicht darum, "dass jeder ein bisserl mehr bekommt". Schreyer will zielgerichtet den Bedürftigen helfen - nicht "mit der Gießkanne" Leistungen verteilen.
"Sonst wird das nichts!"
Gerecht soll es auch bei den sozialen Berufen zugehen. Die Ministerin kündigte eine Fachkäfteoffensive an, um der unübersehbaren Herausforderung zu begegnen. "Wir müssen diese Leute anständig bezahlen", so Schreyer. Die Qualität der Arbeit dürfe man hingegen nicht senken, um Lücken zu schließen. "Mich ärgert, dass wir bei der Autoreparatur selbstverständlich bezahlen, aber dass wir darüber diskutieren, was Erzieher und Pfleger bekommen", meinte sie. "Was ist uns die Arbeit dieser Menschen wert?" Diese Frage müsse die Gesellschaft diskutieren. Schreyers Antwort ist klar: "Soziale Berufe brauchen eine andere Bezahlung, sonst wird das nichts!"
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