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"Die arbeiten am dritten Toten"

Baustelle am Stiftsbogen ist nach wie vor gefährlich

Leben auf der Baustelle: Die neue Kindertagesstätte, in der laut dem Träger der Einrichtung 36 Krippenkinder und 75 Kindergartenkinder Platz finden sollen, ist direkt vor die Wohnhäuser gebaut worden. Links entsteht das Punkthaus. (Bild: job)

Sie bleibt eine unendliche Geschichte – die Baustelle am Stiftsbogen 152-166. Dort werden die bestehenden Häuser aufgestockt sowie auf engstem Raum ein neues Punkthaus und eine Kindertagesstätte errichtet. Zwei Menschen sind im Laufe der Bauarbeiten bereits zu Tode gekommen. Die Bewohner klagten von Anfang an über Stolperfallen, gefährlich ungesicherte Teile, mangelnde Information und unerträglichen Lärm, der zum Teil auch an den Sonn- und Feiertagen anhält. Obwohl der Bezirksausschuss (BA) Hadern die Sorgen der Anwohner sehr ernst nimmt und immer wieder alle möglichen Stellen anschreibt, um eine Verbesserung herbeizuführen, hat sich an der Situation augenscheinlich wenig geändert.

Anwohnerspielplatz ja oder nein?

Im Gegenteil: Die Sprecherin der dortigen Mietergemeinschaft, Birgit König, berichtete auf der Mai-Sitzung des Stadtteilgremiums, dass sie kürzlich einen Bauzaun auf den Kopf bekommen habe. Dieser sei – ebenso wie dort übereinander geschichtete Paletten – ungesichert gewesen. Und das an einer Stelle, an der auch die Kinder der Anwohner vorbeiliefen. "So ein Ding auf den Kopf zu bekommen, ist nicht spaßig", meinte sie, und zitierte den Satz eines Nachbarn, der lakonisch gesagt hatte: "Die arbeiten am dritten Toten."

Die Gefahrenpunkte sind aber nicht der einzige Ärger, mit dem die Bewohner konfrontiert werden. Birgit König führte aus, dass nun schon seit fast einem halben Jahr der Lift nicht mehr funktioniere, dass an den Sonntagen und sogar am Karfreitag lautstark auf der Baustelle gearbeitet werde ("die Leute, die dort wohnen, sind alle fix und fertig") und dass der Abluftschacht der Tiefgarage innerhalb des Spielplatzes der neuen Kindertagesstätte angelegt sei. Wo die Kinder aus der Wohnanlage, deren Spielplatz aufgelöst wurde, künftig spielen sollen, scheint immer noch nicht klar, obwohl in der BA-Sitzung die Rede von einem Anwohnerspielplatz im Bereich zur Guardinistraße hin die Rede war. Angesichts der massiven Verdichtung ist hier jedoch nicht wirklich viel Platz. Außerdem verläuft hier eine Feuerwehranfahrtszone.

"Ein paar Etagen höher gehen"

Während Anke Wittmann (parteifrei), die den Tagesordnungspunkt wegen der persönlichen Betroffenheit von BA-Chef Johannes Stadler leitete (seine Ehefrau ist Mitgesellschafterin des Bauherrn), mehrfach betonte, dass man die Klagen und Anfragen nur weiterleiten könne, scheint bei anderen Mitgliedern des Lokalparlaments die Geduld erschöpft. Sie fühle sich "verarscht", stellte Lydia Ulke-Foag (FDP) fest und forderte, mehr Druck zu machen. "Wir stellen Fragen und bekommen keine Antworten." Isabella Fiorentino und Didona Weippert (beide SPD), die die Baustelle besucht hatten und die Aussagen von Birgit König bestätigten, äußerten sich in der gleichen Richtung und sprachen sich dafür aus, "ein paar Etagen höher" zu gehen und das Büro des Oberbürgermeisters einzubinden, was auch so beschlossen wurde und mittels eines Schreibens inzwischen geschehen ist. Außerdem wird das Referat für Bildung und Sport bezüglich der Ausgleichsflächen für die Kita angefragt.

 

Auf Nachfrage der Wochenanzeiger hat das Planungsreferat mitgeteilt, dass der große, etwa 630 Quadratmeter umfassende Spielplatz, der nordwestlich hinter dem Haus entsteht und bereits umzäunt ist, sowohl von der Kindertagesstätte als auch von den Anwohnerkindern genutzt werden soll. Der zweite geplante Spielplatz ist der Kleinkindspielplatz bzw. Krabbelspielplatz, der direkt neben der Kita über der Tiefgarageneinfahrt entsteht. Er soll den Krippenkindern vorbehalten sein. Von einem Spielplatz nur für die Anwohnerkinder weiß das Planungsreferat nichts.

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