Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Verbrecherjagd im Internet
Mit gesundem Menschenverstand gegen Cyber-Betrüger
Im Nachhinein sind viele Bürger selbst entsetzt darüber wie leichtgläubig und naiv sie sein konnten. Wenn es jedoch um ein angeblich lukratives Geschäft oder ein „Schnäppchen“ aus dem Internet geht, dann würde bei vielen die Gier den gesunden Menschenverstand ausschalten. Diese Erfahrung hat jedenfalls Alexander Fuß gemacht. Bei der Polizeiinspektion Germering ist der Polizeioberkommissar seit einiger Zeit Ansprechpartner in Sachen Internet-Kriminalität. Fuß ist sozusagen „Cyber-Cop“. Im vergangenen Jahr haben die angezeigten Internetbetrügereien im Dienstbereich der PI Germering einen Schaden von rund 675.000 Euro verursacht. Fuß kennt erschütternde Fälle, bei denen Betrüger an das sauer ersparte Geld der Opfer gekommen sind. „Am meisten ärgert mich dabei, dass die Gauner ein schönes Leben führen auf Kosten derer, die hart gearbeitet haben“.
Beinahe täglich flattert eine Anzeige in die Dienststelle. Die Dunkelziffer ist wohl noch viel höher. Vielen Bürgern wäre es peinlich zuzugeben, dass sie Internet-Kriminellen auf den Leim gegangen sind. Dabei könnte man deren Maschen häufig mit ein wenig Menschenverstand durchschauen. „Wird beispielsweise eine Ware in einer Internet-Börse auffallend billig angeboten, dann kann etwas nicht stimmen“, so Fuß. Riskant sei es auch auf Kleinanzeigen hin Geld für einen Artikel zu überweisen, ohne zu wissen wer hinter der Aktion steckt. Im schlimmsten Fall kommt keine Ware und das Geld ist fort. Auch der sogenannte „Enkeltrick“ funktioniere immer noch. Dabei heben vor allem gutgläubige ältere Damen hohe Summen von der Bank ab, um sie über einen Boten dem angeblichen Enkel für einen Notfall zukommen zu lassen. Auch Gewinnversprechen sind oft nur eine Finte und alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn mit verführerisch hohen Anlagemöglichkeiten geworben wird. „Darüber erst einmal mit Vertrauensleuten, Familie oder Nachbarn sprechen“, empfiehlt Fuß, „oder gleich die Polizei kontaktieren“.
IBAN-Ziffern verstehen
Ein anderes Beispiel sind die IBAN-Ziffern. Sie sind eigentlich als Schutz gegen Betrüger gedacht. Wer sich mit den Ziffern auskennt - und das sei gar nicht so schwer - könnte beispielsweise schnell erkennen, ob hier eine deutsche Länderkennung verwendet wird oder ob ein Betrag auf ein ausländisches Konto überwiesen werden soll. Ist das Geld übertragen, könne es nicht mehr zurückgeholt werden und ist im schlimmsten Fall verloren. Immer wieder melden sich auch Germeringer bei Alexander Fuß, die unberechtigte Rechnungen, Forderungen und Mahnbescheide erhalten haben. Sie wirken völlig echt. Wer genauer hinschaut, könnte bei Rechtschreibfehlern stutzig werden. „Mahnungen kommen auch heute noch ganz altmodisch per Post“, sagt Fuß. Auch wenn mit Hausbesuchen gedroht werde, sollte man sich nicht einschüchtern lassen, „vor allem wenn auf den Schreiben weder Telefonnummern noch Internetadressen stehen“. Und natürlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, seine sensiblen Daten zu schützen. Ins Internet sollten weder Adressen noch PIN-Nummern eingegeben werden. „Hier muss die Antwort ‚nein‘, lauten“, empfiehlt Fuß. Das gelte ebenso für die Aufforderung bei hohen Rechnungssummern für weitere Auskünfte Anhänge zu öffnen. Dabei hole man sich leicht eine Schadsoftware, „Trojaner“ oder „Viren“ auf den Computer. Aber auch wenn alle Tipps beachtet werden, „eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht“, bedauert Fuß.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH