Unzählige Leben gerettet
Germering feiert 50 Jahre BRK-Bereitschaft
Man hätte meinen können eine Zeitmaschine wäre am Vorplatz der Germeringer Stadthalle am Werk gewesen. BRK-Leute in alten Uniformen standen um die cremeweißen VW-Oldtimer-Busse, Jeep und Motorrad. Im Zelt gab es Sanitätsutensilien aus den verschiedensten Epochen. Das Bayerische Rote Kreuz feierte 50-jähriges Gründungsjubiläum seiner Rot-Kreuz-Bereitschaft Germering.
Die historischen Fahrzeuge und Rettungsgeräte waren einer der Programmpunkte der Feierlichkeiten. Viele Germeringer waren mit ihren Familien zu der Leistungsschau gekommen. „Ich würde nicht da stehen, wenn mir die BRK-Bereitschaft nicht vor 30 Jahren geholfen hätte“, erklärte Gabriele Pichlmaier. An den Unfall erinnert sich die CSU-Stadträtin noch genau. In der Küche sei sie umgefallen und hätte eine schwere Kopfverletzung davongetragen. „Wenn die Helfer nicht so vorsichtig gewesen wären, wäre ich heute vom Hals ab gelähmt.“ Aus Dank ist Pichlmaier seit langem Fördermitglied.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Helfer unzählige Menschenleben gerettet. Das ist auch die Motivation für die meisten in die BRK-Bereitschaft einzutreten. „Es ist schön ehrenamtlich etwas für andere Menschen tun zu können“, erklärte Alexander Becker, Bereitschaftsleiter in Germering. Seit 1991 engagiert sich der IT-Unternehmer in der Bereitschaft. Daniel Pröbstl, Stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter, und Gründungsmitglied Kurt Haban stimmten zu. Für das Jubiläum hatte Haban seine uralte Uniform hervorgezogen, die immer noch perfekt passt. Auch wenn der mittlerweile nach Niederbayern umgezogene Rot-Kreuzler nicht mehr im aktiven Dienst steht, „als Heftpflastersanitäter bin ich immer noch im Einsatz“, erklärte er schmunzelnd.
Geiselnahme und Papstbesuch
In der Festbroschüre konnten die Germeringer die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren lassen. 1966 wurde ein Sanitätszug von Franz Raith und Bürgermeister Josef Kistler gegründet. „Es dauerte ihm einfach zu lange, bis die Hilfe aus Fürstenfeldbruck ankam“, erinnerte sich Gründungsmitglied Hans Alger. Erstes Fahrzeug war ein gebrauchter Krankenwagen.
Viele Rettungsmaßnahmen über die Landkreisgrenze hinaus folgten, aber auch schreckliche Ereignisse wie 1972 die Geiselnahme im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, der Terroranschlag auf dem Münchner Oktoberfest 1980, das Pfingsthochwasser 1999 und zuletzt der Amok-Lauf im Münchner OEZ, bei der alle verfügbaren Fahrzeuge zur Absicherung nach München geordert worden waren. Die Bereitschaft hat ankommende Flüchtlinge unterstützt, bei der Fußball-WM und beim Papst-Besuch mitgeholfen, die Helfer waren sogar in Dresden beim Elb-Hochwasser im Einsatz.
Helfer und Förderer sind willkommen
Derzeit wird die Bereitschaft von Alexander Becker und Sabrina Schwaiger geleitet. Die Diensträume befinden sich in der Dorfstraße 6. 81 Mitglieder, 42 aktive Helfer und 15 im Rettungsdienst engagieren sich. Vor fünf Jahren wurde der neue Rettungswagen eingeweiht. Blitzblank geputzt war er bei der Jubiläumsfeier ein Publikumsmagnet. Vor allem Kinder nutzten die Gelegenheit hineinzuklettern.
Im Zelt demonstrierte eine Helferin einen Defibrillator. „Achtung, beachten Sie die Anweisungen“, tönte es aus dem orangefarbenen Kasten. An einem anderen Stand warben Mitarbeiter um Blutspender, es gab eine Hüpfburg, Basteln und Kinderschminken sowie den beliebten „Glückshafen“ mit seinen Losen – eine wichtige Einnahmequelle des BRK. Im Gegensatz zu Feuerwehren muss das Bayerische Rote Kreuz nämlich viele Eigenleistungen übernehmen. „Spenden und Mitgliedsbeiträge reichen dafür nicht, deswegen bieten wir auch kostenpflichtige Dienstleistungen an“, erklärte Becker. Zum Beispiel können Sanitäter bei Veranstaltungen angefordert werden und es gibt Erste-Hilfe-Kurse. Übrigens: Neue Helfer und Förderer sind willkommen. Auf der Homepage www.brk-germeringde gibt es Informationen.
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