Sühnestein gestohlen
Diebe entwenden eine von vier Skulpturen
Jahrelang standen die Steinskulpturen an vier Himmelsrichtungen im Germeringer Stadtgebiet verteilt. Jetzt fehlt der „Norden“. Wann er abhanden gekommen ist, kann niemand so genau sagen. „Die Skulptur lag etwas abseits“, erklärte Thomas Wieser von der Stadt Germering. Der gestohlene Stein stand am Rundwanderweg 1, der von der Augsburger Straße über die B2 führt, direkt nach der Brücke der B2 links an der ersten Kreuzung der geteerten Wanderwege. Die Künstlerin Ingrid Wuttke hatte vor kurzem wieder einmal nach ihren Steinen geschaut. Da sei der Verlust aufgefallen, erklärte Wieser. Das letzte Mal, an dem die Skulptur bewusst gesehen worden ist, war in den Sommerferien 2016.
„Vielleicht liegt er ja in einem Garten?“
Da der Stein rund 250 Kilo wiegt, kann er nicht so einfach weggerollt worden sein. „Um den Sühnestein zu entfernen, mussten kräftig gebaute Männer eine erhebliche Kraftanstrengung aufwenden, beziehungsweise sich eines technischen Hilfsmittels bedienen“, folgerte Ruch. Er hofft nun auf Zeugen, die Hinweise auf den Verbleib des Steines geben können. „Vielleicht liegt er ja in einem Garten und wird entdeckt“, hofft auch Wieser. Schließlich sei das Schild mit der Inschrift mitgenommen worden. Der Verkaufswert der Skulptur liegt bei etwa 1.800 Euro (Telefon der Germeringer Polizei: 089/89 41 57 110).
Seit 1998 lagen die vier Steinskulpturen der Künstlerin Ingrid Wuttke in Germering. Dabei hat sich die Bildhauerin aus Puchheim von den Sühnekreuzen des Mittelalters inspirieren lassen. Zur Sühne für schwerwiegende Vergehen wurden damals Kreuze aufgestellt, „um so öffentliche Reue zu zeigen“, erklärte die Künstlerin. Ihre Sühnezeichen, die das Mitglied des Kunstkreises Germering der Stadt gespendet hatte, erinnern an die schwere Schuld, die „die Menschheit mit den schlimmen Umweltzerstörungen vor allem der letzten zwei Jahrhunderte auf sich geladen hat“. Die vier Steine haben eine Einheit gebildet. Das nördliche Sühnezeichen war dem „Leben“ zugeordnet. Das östliche der „Harmonie“, dem westlichen war der Begriff „Zusammenführen“ gewidmet worden und dem südlichen die „Zuwendung“. Hier war vor Jahren schon einmal die Inschrift zerstört worden. Sie wurde aber wieder ersetzt.
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