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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Sie wollen in den Bundestag
Direktkandidaten des Wahlkreises 224 stellen sich vor
In drei Monaten, am Sonntag, 24. September, werden die Bürger an die Wahlurnen gerufen. Es geht um die Wahl des Bundestags. Die Stadt Germering, die Landkreise Starnberg und Landsberg am Lech werden erstmals ihr Kreuz auf der Liste des neuen Wahlkreises 224 machen. Elf Direktkandidaten stellen sich zur Wahl. Die genaue Zahl der Bewerber steht erst zum Ende der Bewerbungsfrist am 17. Juli fest.
Der Wahlkampf hat aber bereits begonnen. Auf einer ersten Veranstaltung stellten sich die Kandidaten vor. Moderatorin Erika Schalper von der Starnberger Agenda 21 (STAgenda) hatte sich ein ungewöhnliches Konzept für die Veranstaltung in der Starnberger Schlossberghalle überlegt. Jeder Politiker bekam drei Minuten Redezeit. Wer diese überschritt, wurde mit tösendem Kuhglockengeläute zum Schweigen gebracht. Es gab keine Fragerunden, sondern jeder Kandidat zog eine Publikumsfrage aus einer Art „Lostopf“. „Wir wollen sehen wie die Kandidaten auf unbekannte Fragen reagieren“, sagte Schalper.
Kaum Wechsel möglich
Bei der Fragerunde betonte Michael Kießling (CSU), Bürgermeister aus Denklingen: „Ich weiß, was die Basis braucht“. Die europäischen Länder müssten gemeinsam agieren, um gegen die USA und China zu bestehen. Außerdem setzt er sich für die Vielfalt der Regionen ein und sprach sich gegen Zentralisierungen aus.
Britta Hundesrügge (Gauting) von der FDP will sich vor allem für Bildungsfragen stark machen. Eine „Leitkultur“ braucht sie nicht. Ihr Motto lautet „weltoffen sein“. Und sie wünscht sich ein Digitalisierungsministerium. Europa forderte sie auf, Trump die Stirn zu bieten, damit er nicht Dinge wie das Handelsabkommen TTIP „einfach canceln“ könne.
Der Gilchinger SPD-Kandidat Christian Winklmeier war mit seinen 25 Jahren der jüngste in der Runde. Der Student der Volkswirtschaft freute sich über die Frage „vertreten Sie die repräsentative oder die direkte Demokratie?“. Er verwies auf seine Erfahrungen mit Bürgerentscheiden, „da wird nicht immer mit ganz richtigen Wahrheiten gearbeitet“. Eine Amtszeitverkürzung für Bundeskanzler fände er gut, würde sie sogar auf alle Mandatsträger ausweiten. „Zwei Drittel der bisherigen Abgeordneten werden nach der Wahl weiterhin im Bundestag sein“, prognostizierte er. Dafür gab es Zustimmung von Harald von Herget von den Freien Wählern (Gauting). Eine Amtszeitbegrenzung sei „ein wichtiger Punkt“.
Kerstin Täubner-Benicke stammt aus Starnberg. „Ich will über die Zukunft meiner Kinder entscheiden“, betonte die Grünen-Kandidatin. Das bedeutet eine Absage an den „Flächenfraß durch immer neue Gewerbegebiete“, sagte sie, mehr Gleichberechtigung, ein Einwanderungsgesetz und die Ehe für alle. Diese hatte Herget zuvor abgelehnt. Dadurch würde der Begriff „Ehe“ entwertet. Gegen eine rechtliche Gleichstellung anderer Lebensformen habe er nichts, „aber die sollen sich bitte einen anderen Begriff dafür aussuchen“.
Senior in der Runde war der 79-jährige Heinz Thannheiser. Er tritt für die Bayernpartei an. Beim „bedingungslosen Grundeinkommen“ ist er der Meinung „die einen werden sich auf die faule Haut legen und die anderen werden sich ärgern“. Und dann gab es noch Claudia Ruthner. Die 52-Jährige sammelt noch Unterstützerstimmen für eine Kandidatur. Sie forderte einen Bundestag, in dem nur die Hälfte aller Abgeordneten einer Partei angehören, „dann stehen Sachfragen statt Fraktionszwang im Vordergrund“.
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