Sanduhr wird Traumhaus
Germeringer Schüler zeigen ihre Architekturvisionen

Vielleicht eine Idee für einen Schulanbau? Schulleiter Georg Gebhard lässt sich von Vincent Essler sein Modell erklären. (Foto: pst)
In einigen Monaten werden die Schüler ihr Abitur in der Tasche haben und dann zum Studium vielleicht in ein Studentenwohnheim ziehen. Tim Kritzenthaler vom Carl-Spitzweg-Gymnasium hat sich diese Funktionsgebäude schon einmal angeschaut. Die meisten fand der Schüler schlichtweg „hässlich“. Im Rahmen des P-Seminars „Architekturvisionen“ hat er einen Gegenentwurf kreiert: „Luxury learning“ nennt er sein Wohnheim. „Es hebt sich vom Üblichen ab und bietet etwas mehr Luxus, da es einer Villa ähnelt“, erklärt der Gymnasiast. Dach statt Kubus, eine heimelige grüne Hecke und sogar ein kleiner Garten sollen den Studenten ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln.
Viele inhaltliche Vorgaben hat Kunstlehrer Andreas Feiber den 16 Schülern seines Projekt-Seminars nicht gemacht. „Ich wollte, dass die Schüler Fantasien entwickeln und versuchen etwas zu gestalten, das völlig neu ist.“ Die Ideen wurden dann in den vergangenen eineinhalb Schuljahren in freihändige Entwurfszeichnungen, in kleine Tonmodelle und in dreidimensionale Architektenmodelle übertragen. „Spektakuläre Arbeiten waren genauso gefragt wie schlichte und unaufdringliche“, versicherte der Lehrer.
Die Ergebnisse stellten die Schüler bei einer Vernissage vor. Zum Beispiel Florian Hüttinger. Er hat sich bei seinem „Gyration Tower“ vom Eiffelturm inspirieren lassen. Über viele Etagen sind die kleeblattförmigen runden Wohnelemente aufgetürmt. Und Florian hat auch schon eine Idee, wo sich das Gebäude verwirklichen ließe: „Das Gebäude könnte perfekt in die moderne Umgebung Dubais integriert werden“, findet er. Als Beweis hat er eine Fotomontage angefertigt.
„Innovativ, nachhaltig, außerordentlich“
Silvia Stitzinger hatte gleich zwei Modelle ihres „Eckpunkts“ abgeliefert. Eines zeigt das Gebäude von außen. Es setzt sich aus Dreiecks- und Trapezformen zusammen. „Innovativ, nachhaltig und außerordentlich“ sei das Ganze, so die Schülerin. Es soll ein Treffpunkt für alle sein, im Zentrum einer Stadt. Museum, Café im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Stockwerken. In ihrem zweiten Modell hat sie einen Einblick in eine der Wohnungen gewährt. Wie in einem Miniatur-Puppenhaus präsentieren sich die Zimmer mit den winzigkleinen selbst gebastelten Einrichtungsgegenständen.
Zwei gläserne Pyramiden, die mit der Spitze aufeinander gestellt sind, so sieht Christina Webers Wohnvision aus. „Meiner Vision liegt eine philosophische Sichtweise zugrunde“, erklärt sie. Es soll eine Art Sanduhr und damit die Vergänglichkeit der Zeit symbolisieren.
„Das Haus soll auf einem Seegrundstück gebaut werden, damit man einen einmaligen Ausblick genießen kann“, erklärt Carla Wiedling. Ihr „Box-House“ ist aus mehreren rechteckigen Elementen zusammengesetzt. Viel Glas bewirkt, dass es aussieht, als ob das Dach schwebe.
Valentina Meissner hat bei ihrer Vision Tradition und Moderne kombiniert. Als Grundlage hat sie eine alte Fachwerkscheune genommen, die mit Hilfe von Glas, Holz und Beton modernisiert wurde. „Mir ist es wichtig, dass das Landschaftsbild nicht durch unstimmige Bauten gestört wird, deswegen wollte ich die Außenfassade des Gebäudes erhalten.“
Bei der Vernissage gab es neben den Architekturvisionen auch die Ergebnisse des W-Seminars zum Thema „Bewegung“ zu sehen. Körpersprache, Street-Art, Mode, Tulpen und Straßenszenen waren in Fotografien, Videos und Zeichnungen dargestellt worden.
Und dann gab es noch etwas zum Gruseln: Im Wahlkurs war ein Film entstanden, der die düsteren Seiten des Gymnasiumgebäudes aufzeigte. Den Film mit den Zombies werde er sicher nicht zum Elternabend für die neuen Fünftklässler zeigen, versicherte Schulleiter Georg Gebhard.
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