"Rassismus beginnt im Kopf"
Germeringer Gymnasien engagieren sich für Integration
Seit Herbst 2015 Jahren schmückt die Plakette „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR-SMC) den Eingang des Carl-Spitzweg-Gymnasiums (CSG) in Germering und seit dem Sommer 2017 hängt die Plakette auch im Max-Born-Gymnasium (MBG). „SOR-SMC – Was soll das denn heißen?“, hieß es anfangs noch oft, erinnert sich Lehrerin am CSG, Anne Halfmann. Sie betreut das Wahlfach „Schule ohne Rassismus“. Mittlerweile seien aber fast alle in der Schulgemeinschaft mit diesem Kürzel für das Projekt von und für Schüler vertraut. „Wir wenden uns gegen alle Ideologien der Ungleichwertigkeit. Wir beschäftigen uns mit Diskriminierungen aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung oder der sexuellen Orientierung“, zitiert Anne Halfmann aus dem Regelwerk.
„Ich halte es für wichtig, dass wir über den Tellerrand unserer behüteten bürgerlichen Normalität hinaus die Welt um uns herum wahrnehmen“, stimmt CSG-Schulleiter Georg Gebhard zu. Schulpate für das Projekt, der ehemalige deutsche Triathlet und mehrfacher Ironman-Sieger Faris Al-Sultan, dessen Vater 1958 aus dem Irak nach Deutschland kam, betonte bei der Verleihungsfeier "die Liebe zu dem Land, in dem man lebt, hängt weder von der Religion noch von der Hautfarbe noch von der Tatsache, dass Eltern oder man selbst in einem anderen Land geboren ist, ab, sondern davon, ob man sich sicher, heimisch und akzeptiert fühlt."
Integration in Germering
„Wie wollen wir in einem Land der Vielfalt zusammen leben?“ Diese Frage beschäftigt seitdem den Arbeitskreis SOR-SMC. Als Ergebnis sind mehrere Projekte herausgekommen. Die Gymnasiasten spielen mit Flüchtlingskindern und geben ihnen Nachhilfe, backen Plätzchen, es wird gemeinsam im Chor gesungen, es gibt Vorträge und ein Schulprojekt für Mädchen in Zimbabwe wird unterstützt. Regelmäßig beschäftigen sich Oberstufenschüler im Rahmen von P-Seminaren ( Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung) mit dem Thema" Integration von Flüchtlingen in Germering" . Dafür haben sie beispielsweise die interaktive Wanderausstellung „Only Human“ an die Schule gebracht, bei der es um Liebe, Gesundheit und Geschlechterrollen in den verschiedenen Kulturen ging. Im Sommer hat ein Aussteiger aus der rechtsextremen Szene von seinem Lebensweg erzählt und in einer Ausstellung wurden gruppenbezogene Vorurteile und was man dagegen tun kann, gezeigt.
Preise für Engagement
"Vor kurzem haben die Schüler mit Flüchtlingskindern Drachen gebastelt und Mitte Dezember ist ein Ausflug mit Schülern der Berufsintegrationsklasse in den Tierpark geplant", berichtet die Leiterin des P-Seminars, Tanja Matschina. Für ihr Engagement haben die Schüler einige Preise gewonnen. Im Jahr 2015/16 wurde das CSG beim Prämienprogramm des Landkreises Fürstenfeldbruck mit dem dritten Preis ausgezeichnet und ein Jahr später fand sich die Schule unter den acht Preisträgern des landesweiten Schulwettbewerbs „Learn Support Refugees“ des Landesschülerrats.
Antirassismus auch am Max-Born-Gymnasium
Auch das Germeringer Max-Born-Gymnasium darf sich seit Juni 2017 „Schule ohne Rassismus“ nennen. „Die Verleihung sollte ein Anstoß sein, Aktionen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu veranstalten und mehr über das Thema nachzudenken, denn: Rassismus beginnt im Kopf!“, erklärten die Vertreter der Schülermitverwaltung (SMV). Der Projektpate, Musiker Martin Kälberer, begleitet die Schule auch weiterhin. Er trat beispielsweise gemeinsam mit der Schulband auf.
Um die Aufmerksamkeit auf den Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus zu lenken hat das SOR-Team Anfang des Jahres Plakate gestaltet, die sich mit der Verfolgung von Minderheiten beschäftigen und darüber aufklären, was man gegen Rassismus machen kann.
Am wichtigsten sei es aber, Haltung zu zeigen. „Schaut nicht weg, wenn ihr merkt, dass jemand ausgegrenzt wird“, mahnt die SMV auf der Homepage. Der Titel sei kein schmückendes Beiwerk, sondern mit Verpflichtungen verbunden, ergänzte Schulleiter Robert Christoph.
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