Ohne Strumpf und ohne Schuh
Barfußpfad an der Kneipp-Anlage eingeweiht
Oberbürgermeister Andreas Haas ließ sich nicht lang bitten. Beherzt zog er Schuhe und Socken aus, um seinen Füßen ungewohnte Fühlerlebnisse zu ermöglichen. „Wann hat man schon die Möglichkeit so unterschiedliche Oberflächen zu erspüren?“, freute sich Haas. Badvorleger, Fliesen und vielleicht noch der Rasen im Garten, das seien seine typischen Barfußerlebnisse. Jetzt sind 13 neue dazu gekommen. Gemeinsam mit den Stadträten, Bauhofleiterin Monika Schindler, Thomas Wieser vom Umweltamt, Vertretern des Bauhofs und passionierten Besuchern der Kneipp-Anlage am Germeringer See eröffnete der Oberbürgermeister den Barfußpfad mit seinen 13 unterschiedlichen Fühlfeldern.
Die ehemalige CSU-Stadträtin Claudia Wiedemann hatte den Barfußpfad vor zirka drei Jahren im Stadtrat beantragt. Endgültig hatte der Umweltausschuss das Projekt vergangenen Herbst beschlossen. Als Standort bot sich eine Fläche direkt neben der Kneipp-Anlage im Holzbach neben dem Germeringer See an. „Wer kneippt, ist sowieso schon barfuß“, erklärte Haas. Daher sei der Barfußpfad eine ideale Ergänzung zur Kneipp-Anlage.
„Natur ist die beste Apotheke“
Die Garten- und Landschaftsbau-Gruppe des Germeringer Bauhofs hatte allerdings ganz schön tüfteln müssen, bis die Anlage eingeweiht werden konnte. Ein Problem war beispielsweise die benachbarte Grillstelle. „Wir hatten Angst, dass Holz beispielsweise zum Anfeuern in den Grills gelandet wäre“, berichtete Thomas Wieser. Außerdem hätten Glasscherben, die nach nächtlichen Partys in den Barfußpfad geworfen worden wären, eine Verletzungsgefahr dargestellt. Die Lösung war ein Barfußpfad mit einer festen Oberfläche, die leicht gereinigt und gekehrt werden kann. Was wie Holzbohlen und Rundhölzer aussieht, sind täuschend echt aussehende Beton- und Keramikteile. Holz würde sich wohl etwas wärmer anfühlen, aber sonst spüre man keinen Unterschied, war sich die städtische Delegation einig, die sich fast alle ebenfalls barfuß auf den Fühlpfad begeben hatte. Eifrig wurden glatte Flächen ertastet, runde Kiesel, Kopfsteinpflaster, Riffelplatten, ein Noppenboden. Sportliche konnten über einen Baumstamm balancieren, über Holzscheiben oder über kleine Hütchen aus Gummigranulat steigen.
Der Barfußpfad ist kein langer Weg. Die Felder sind nicht hintereinander, sondern nebeneinander zusammen gefügt worden, „sonst hätte der Platz nicht gereicht“, erklärte Wieser. Die Sinnesreize an den Fußsohlen seien übrigens besonders gut nach einem vorhergehenden Fußbad in der Kneipp-Anlage zu spüren, waren sich die Besucher einig. Eifrig krempelten sie die Hosenbeine hoch und wateten im Storchengang (ein Bein ist im Wasser, das andere wird hochgezogen) durch das Wasser. Gesund sei dies auf alle Fälle. Schließlich habe bereits Sebastian Kneipp betont: „Die Natur ist die beste Apotheke“. Das korrekte Kneippen steht auf der Hinweistafel neben dem Bach beschrieben. So soll das Fußbad beispielsweise nicht mit kalten Füßen begonnen werden. Wer diese hat, kann sie jetzt auf dem Barfußpfad warm laufen oder er klettert auf eine der beiden „Baumelbänke“ und lässt dank der erhöhten Sitzfläche die Unterschenkel schwingen. Das dient – laut Hinweistafel - der Entlastung der Knie- und Sprunggelenke, führt zu einer besseren Durchblutung der Beine und regt die Gelenkknorpelbildung an.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH