Neugotisches Schmuckstück
Der Friedhofskirche drohte vor einigen Jahren der Abriss
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es bei der Stadt Überlegungen die baufällige alte Pfarrkirche Sankt Martin an der Hörwegstraße abzureißen. Dabei kann das neugotische Schmuckstück auf eine Tradition zurückblicken, die bis in die Römerzeit reicht. Die heutige Friedhofskirche wurde im 14. Jahrhundert auf romanischer Grundlage erbaut, im 17. Jahrhundert verändert und Ende des 19. Jahrhunderts dem neugotischen Geschmack angepasst. Sie steht unter Denkmalschutz. Um die Kirche zu retten, gründete sich 2001 der Förderkreis Freunde der Alten Dorfkirche St. Martin, dessen Hauptziel die Erhaltung der Kirche war. Heute ist die renovierte Kirche das Herzstück des Friedhofs, eines der ältesten Gebäude der Stadt, dessen Turm sogar das Stadtwappen ziert, da er sich durch seine Form wesentlich von anderen oberbayerischen Kirchen unterschied.
Gebeine des frommen Marquart
Germering hat drei Friedhöfe: Den Waldfriedhof Unterpfaffenhofen, den Friedhof St. Jakob und den Friedhof St. Martin. Neben der Martinskirche hat der Friedhof noch weitere kunstgeschichtlich interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten. Neben dem hinteren Eingang zum Friedhof befindet sich das ehemalige Beinhaus, die heutige Marquartskapelle. Das Altargemälde zeigt den Germeringer „Dorfheiligen“ Marquart, einen frommen Klausner, den die Germeringer bei Unwetter und anderen Nöten anrufen. 1432 soll der fromme Mann an diesem Ort verstorben sein. 1776 wurde das Beinhaus, in dem die Gebeine des Eremiten aufbewahrt worden waren, immerhin zur Kapelle umgebaut. 1925 erhielt die Kapelle ihre heutige Form. In einem Glasschrein sind die Gebeine Marquarts aufgehoben. Trotz einiger Versuche ist Marquart zum Kummer vieler Germeringer Gläubigen jedoch weder selig noch heilig gesprochen worden.
Viel Spielraum bei der Gestaltung
Außergewöhnlich ist auch der 1962 von Professor Georg Brenninger gestaltete Ehrenhain für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde in den beiden Weltkriegen. Wie bei einem der großen Soldatenfriedhöfe sind liegende Gedenksteine aus Tuff um eine kreuzförmige Metallplastik gruppiert. Daran schließen sich die Reihen mit Gräbern, in denen die Germeringer ihre Verstorbenen beerdigt haben, an. Auf dem Friedhof werden unterschiedliche Formen der Bestattung angeboten. Das reicht von den bekannten Erdgräbern bis zu Urnenstelen. Bei der Gestaltung der Grabmale ist die Stadt großzügig. Die Grabmale dürfen aus Naturstein, Holz, Schmiedeeisen oder Bronze bestehen. Verboten sind Beton, Glas, Kunststoff, Gold, Silber, Aluminium und Edelstahl. Auf „aufdringlich große und serienmäßig hergestellte“ Symbole muss verzichtet werden.
Wie auf dem Wohnungsmarkt, so gelten auch auf dem Friedhof unterschiedliche Preise je nach Größe und Bestattungsart. Für ein Familiengrab mit vier Plätzen muss beispielsweise 1125 Euro bezahlt werden. Ein kleines Urnengrab kostet dagegen lediglich 370 Euro. Egal für welche Grabstätte man sich entschieden hat – vor Allerheiligen sieht man vor allen Gräbern Menschen, die Gestecke bringen, Lichter anzünden oder in stiller Andacht verharren. Die Gräbersegnung zu Allerheiligen findet um 14 Uhr statt.
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