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"Man kann fast von einer Begegnung auf Augenhöhe sprechen"

Oberstufenschüler Thomas Matula über den Unterschied zwischen „Respekt vor etwas haben“ und „etwas res

Thomas Matula ist Schüler der Q12 am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering. (Bild: pr)

Thomas Matula ist Schüler der Q12 am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering. Im Gespräch mit Jana Althof erklärt er seine Gedanken zu Respekt.

 

"Es gibt die verschiedensten Arten"

Was bedeutet für Dich Respekt?

Thomas Matula: Es gibt ja die verschiedensten Arten von Respekt. Ich kann zum Beispiel Respekt vor einer Aufgabe haben, sie also schwer, anspruchsvoll finden. Respekt kann ich aber auch einer Person oder einem Objekt, wie öffentlichem Eigentum, gegenüber zeigen, wenn ich sie angemessen behandele. Respekt ist vieles: Angst, Demut, Ehrfurcht aber eben auch Akzeptanz und Anerkennung oder das aufschauen zu einem Vorbild.

"Aus eigener Kraft große Dinge leisten"

Wen oder was respektierst Du, kannst Du Beispiele nennen?

Thomas Matula: Generell respektiere ich jeden - und das muss auch mein Anspruch sein - der mir ebenfalls Respekt entgegenbringt. Im Speziellen aber habe ich großen Respekt vor Personen, die aus eigener Kraft große Dinge leisten und bewegen können, wie beispielsweise Menschen, die sich aus freien Stücken dafür entscheiden, ihr Leben der humanitären Hilfe in Krisengebieten zu widmen.

Respekt, der wohl mehr mit Ehrfurcht oder etwas wie „Angst“ zu tun hat, habe ich auch vor Autoritätspersonen, wie Polizisten aber auch Lehrern. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ich diese Personen dann immer auch respektiere. „Respekt vor etwas haben“ und „etwas respektieren“ sind wie gesagt zwei sehr unterschiedliche Dinge.

"Ein gewisses Verständnis für den Anderen"

Zurzeit wird oft Toleranz gefordert. Ist Toleranz etwas anderes als Respekt?

Thomas Matula: Ja, das würde ich schon so sagen. Etwas zu tolerieren heißt ja, etwas zulassen, jemandem Freiheiten und Freiraum lassen, ihn nicht einschränken oder diskriminieren. Respekt ist etwas anderes, eigentlich auch etwas Wichtigeres. Es beinhaltet ein gewisses Verständnis für den Anderen. Toleranz geht immer, Respekt nur, wenn man sich mit dem, was man respektiert zumindest in geringem Maße auseinandergesetzt hat. Eine andere Meinung zu respektieren fordert dabei auf gar keinen Fall, dieselbe zu teilen oder sich dieser zu beugen. Man sollte aber versuchen, ein Verständnis dafür aufzubringen.

"Es gibt einen signifikanten Unterschied"

Wenn Du Respekt vor jemandem hast, hast Du dann auch Angst vor ihm?

Thomas Matula: Wie erwähnt gibt es ja meiner Meinung nach einen signifikanten Unterschied zwischen Respekt vor etwas zu haben und etwas zu respektieren. Wenn ich nachts zum Beispiel auf einer leeren Straße einem Muskelprotz gegenüberstehe, der mich bedroht, habe ich Angst und Respekt vor ihm, da er mir aufgrund der gegebenen Umstände überlegen ist. Ich respektiere ihn aber nicht, da er mich mit seinem Verhalten selbst respektlos behandelt.

"Man demonstriert Überlegenheit"

Es gibt einen Ausdruck „sich Respekt verschaffen“. Geht das überhaupt?

Thomas Matula: Ja, im allgemein gebräuchlichen Wortsinne geht das, wenn man hier von einem Respekt spricht, der auf Angst und Ehrfurcht basiert. Man demonstriert seine Überlegenheit, was zur Folge hat, das die anderen „Respekt“ vor einem selbst haben. Anders funktioniert das auch, jedoch würde ich hier eher von „sich Respekt erarbeiten“ oder so sprechen. Wenn man dem Anderen respektvoll begegnet, sollte man auch im Normal- und Idealfall selbst respektiert werden. Das ist wie bei der Goldenen Regel: Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem Anderen zu.

"Das kann frustrieren"

Gab es Situationen, in denen Du das Gefühl hattest, selber nicht respektiert zu werden?

Thomas Matula: Ja, zu viele. Zum Beispiel Situationen, in denen ich aufgrund der Umstände wie geringeres Alter oder Introvertiertheit und daraus folgender Zurückhaltung nicht ernst genommen wurde. In Diskussionen und Unterhaltungen, bei denen ich alters- oder zahlenmäßig unterlegen war, wurde meine Meinung öfters übergangen, ignoriert oder mit einem Lächeln abgetan. Das kann frustrieren und dazu führen, dass man selbst den oder die Gesprächspartner nicht mehr respektiert.

"Zum allergrößten Teil positiv"

Würdest Du sagen, dass Lehrer und Schüler in Deiner Schule respektvoll miteinander umgehen?

Thomas Matula: Das ist von Fall zu Fall, von Lehrer zu Lehrer, von Klasse zu Klasse und Schüler zu Schüler unterschiedlich. Glücklicherweise muss ich aber zugeben, dass das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern zum allergrößten Teil durchweg positiv ist. In der Oberstufe kann man in vielen Situationen, trotz der Position des Lehrers als Autoritätsperson, sogar fast von einer Begegnung auf Augenhöhe sprechen.

"Die Schüler werden mehr respektiert"

Hat Respekt mit dem Alter zu tun? Wirst Du jetzt respektvoller behandelt als früher, zum Beispiel in der Schule?

Thomas Matula: Definitiv. Das Alter spielt, jetzt am Beispiel Schule, insofern eine Rolle, als dass man von einem älteren Schüler mehr Reife und mehr Wissen erwartet als von einem jungen. Vorschläge oder Hinweise auf Fehler werden so von den Lehrern mehr ernstgenommen. Die Schüler werden mehr respektiert.

In der 6. Klasse, in Mathe, bin ich bei einer Aufgabe auf ein anderes Ergebnis gekommen als die Lehrkraft. Als ich anmerkte, dass da wohl ein Fehler vorliegen müsse, zeigte die Lehrkraft kein Verständnis und meinte, dass ich mich bestimmt verrechnet habe. Als ich die Aufgabe zuhause mit meinem Vater nachrechnete, fand er bei mir keinen Fehler. Jetzt, in der 12. Klasse haben wir regelmäßig Diskussionen mit den Lehrern, die auch mal Fehler machen.

"Besseres Klima auf und neben dem Platz"

Du spielst selber aktiv Fußball. Wie findest Du die „Respect“-Kampagnen der Fußballverbände Uefa und Fifa? Führen Sie zu einem respektvollen Umgang auf dem Fußballplatz?

Thomas Matula: Eine Förderung des respektvollen Umgangs miteinander ist immer unterstützenswert. Zudem sind Fairness und Respekt zentrale Bestandteile des Sportsgeistes. Bemerkt man Streitpotential, erinnert man sich möglicherweise an eine der Kampagnen und greift schlichtend ein, anstatt die Situation weiter aufzuheizen. Die Kampagnen sensibilisieren die Spieler, Zuschauer und Trainer für das Thema und sorgen für ein besseres Klima auf und neben dem Platz.


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