Lachen über Tod und Sterben
Hospizverein Germering zeigt Karikaturen in der Stadthalle
Auf dem Bild sieht man eine alte Bäuerin, die den Sensenmann gleich mal zum Mähen abkommandiert hat. „Sie hat mir der Himmel geschickt!“, ruft sie erfreut aus. Auf einem anderen ist eine Frau abgebildet, die fröhlich die Blumen am Grab gießt: „Seit du tot bist, hat unsere Beziehung irgendwie total gewonnen“, sagt sie. 45 Karikaturisten aus Deutschland, West- und Osteuropa sowie dem Iran haben für das zehnjährige Jubiläum der Hospiz-Akademie Bamberg Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer gezeichnet. Seitdem tourt die Ausstellung mit den 89 Zeichnungen durch die Lande. Bis zum 28. Juni zeigt sie der Hospizverein Germering in der Stadthalle.
Früher ein Tabuthema
Vorsitzender Dr. Peter Braun berichtete bei der Vernissage, dass in der Gesellschaft ein Wandel im Umgang mit dem Thema „Tod“ und „Sterben“ feststellbar sei. „Früher war es ein Tabuthema, heute ist es Teil des Lebens“. Die Karikaturenausstellung zeige jedenfalls, dass sich Humor und Tod nicht ausschließen. Im Gegenteil: „Oft ist es befreiend in Grenzsituationen zu lachen“, sagte Braun. Dem stimmten die Hospizbegleiter des Vereins zu, die sich auf der Vernissage angeregt mit den Gästen über ihre Aufgaben unterhielten. Die Sterbebegleitung sei keineswegs eine ausschließlich tieftraurige Angelegenheit. „Lachen ist nicht verboten“, so Vorstandsmitglied Ursula Leis.
Die Ausstellung nutzte der Germeringer Hospizverein auch dazu, um sich vorzustellen und um neue Mitglieder zu werben. Im Jahr 2000 wurde der Hospiz-Verein gegründet. Begleitet werden Menschen, die eine schwere Erkrankung haben und oder im Sterben liegen. Die Betroffenen wünschen sich in dieser Lebensphase häufig Unterstützung, um besser mit der Situation umgehen zu können. Viele Germeringer kennen den Hospizverein schon seit langem. Zum Beispiel Dritter Bürgermeister Helmut Ankenbrand. „Diese ehrenamtliche Tätigkeit ist so wichtig und wertvoll“, lobte er.
Unter den Gästen befand sich auch Kabarettist Jürgen Kirner von der Couplet-AG. In seinen Programmen findet sich ebenfalls viel schwarzer Humor. Dabei wird bei ihm sowie bei den Karikaturisten der Ausstellung nicht über die von Krankheit und Siechtum Betroffenen gelacht, sondern der Umgang der Gesellschaft damit humoristisch aufgegriffen. „Die Reaktionen auf die Karikaturen werden bei den Betrachtern je nach Lebenserfahrung unterschiedlich ausfallen“, prognostizierte Braun. Was auf die einen „makaber, verstörend oder verniedlichend“ wirke, könne bei anderen einfach nur lustig sein.
Wer sich für ein Engagement als Hospizhelfer interessiert, ist zum Infoabend am Donnerstag, 16. Juli, um 19.30 Uhr, in die Zweigstelle der Germeringer Insel, Leipziger Straße 8, eingeladen. Es gibt Informationen über die praktische Hospiz- und Palliativarbeit. Außerdem werden Ausbildung und Tätigkeiten der ehrenamtlichen Hospizbegleiter vorgestellt. Vorab kann man sich auf der Homepage in die Thematik einlesen unter www.hospizverein-germering.de. Der nächste Vorbereitungskurs auf die Tätigkeit zum Hospizhelfer beginnt im Januar 2016. Die Ausstellung „Sie hat der Himmel geschickt“ im Forum der Germeringer Stadthalle kann noch bis zum 28. Juni besichtigt werden. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 16 bis 21 Uhr, samstags und sonntags von 16 bis 19 Uhr. Es gibt einen Katalog mit den Karikaturen.
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