Hören – Sprechen – Sehen
Behindertenbeirat informiert über Hilfen im Alltag
Über viele Köpfe hinweg unterhalten sich zwei Besucher angeregt. Währenddessen spielt Musiker Claus Angerbauer im Rahmen der Vernissage des Behindertenbeirats einen seiner rockigen Songs. Was bei Konzerten normalerweise eine Ungehörigkeit wäre, stört in diesem Fall kein bisschen. Die beiden Besucher konversieren nämlich in Gebärdensprache, kein Laut stört die Musikdarbietung. In diesem Fall ist es ein Vorteil diese besondere Sprache zu können. Aber auch sonst haben behinderte Menschen heute vielfältige Möglichkeiten, um ihr Leben in der Gesellschaft aktiv zu gestalten. Angerbauer selbst ist bestes Beispiel. Der Weßlinger Gemeinderat und Musiker ist blind.
Seh- und Hörbehinderte stießen im Alltag allerdings auf viele Schwierigkeiten, berichtete Behindertenbeirätin Erika Malland. Ihr Schwerpunkt ist das Thema „Beeinträchtigung der Sinne“. „Hören – Sprechen – Sehen“ heißt die Ausstellung, die der Behindertenbeirat der Stadt Germering organisiert hat. In Vitrinen, auf Stellwänden und Tischen werden die verschiedensten Hilfsmittel für Schule, Alltag und Freizeit präsentieren. Das reicht vom Braille-Alphabet für Blinde bis zu technisch hochkomplexen Cochlea Implantaten, mit denen Schwerhörigkeit verbessert werden kann.
Interessiert begutachtete Oberbürgermeister Andreas Haas die Scanner, mit denen sich Blinde Schriftstücke laut vorlesen lassen können, Telefone, die für Gehörlose blinken statt zu klingeln und andere technische Hilfsmittel. In seiner Ansprache teilte Haas mit, dass die Stadt Germering in der Stadthalle und im Rathaus Induktionsschleifen einbauen lassen möchte, mit denen Menschen, die schlecht hören, besser verstehen können. Zunächst sollen das Bürgerbüro, der Trauungssaal und eventuell der Sitzungssaal nachgerüstet werden. Im nächsten Jahr sind das Einwohnermelde- und das Passamt an der Reihe. „Technik kann aber nicht alles ersetzen“, gab Haas zu bedenken.
Mehr Behinderte in die Politik
Neben der Ausstellung machten Fachvorträge auf die besonderen Probleme von Menschen mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen aufmerksam. Claus Angerbauer sprach über seine Aktion „Mutmachen“, bei der Menschen mit Handicap ermuntert werden, sich politisch zu engagieren. Es gab Informationen zu den neuesten induktiven Höranlagen und Hörhilfen, über Kommunikationstechnologien wie Online-Dolmetscher und über Augenerkrankungen, die zur Erblindung führen können.
Am Freitag, 18. März, stellt Jochen Müller, Kommunikationstrainer und Lebensberater für hörbehinderte Menschen, Strategien vor, die eine Kommunikation zwischen hörbehinderten und hörenden Menschen erleichert. Den Abschluss der Aktionswochen bildet am Dienstag, 22. März, eine Lesung von Audiotherapeutin Anna Krott. Sie liest aus der Biografie der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller. Die Veranstaltungen finden in der Stadtbibliothek Germering (Landsberger Str. 41) zwischen 15 und 16.30 Uhr statt. Die Ausstellung „Hören – Sprechen – Sehen“ kann noch bis zum 30. März besichtigt werden. Öffnungszeiten sind: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 19 Uhr; am Donnerstag von 15 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr. Der Behindertenbeirat steht für Schulen für Führungen zur Verfügung.
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