Geschichte zum Anfassen
Besuch aus dem Alten Rom beim CSG
Dass so viele Finger hoch gehen, wenn eine Frage gestellt oder zum Fragen aufgerufen wird, hat Tanja Matschina, wie sie selbst sagt, noch nicht oft erlebt. Kein Wunder, war doch der Geschichtsunterricht, den die sechste Klasse des Carl-Spitzweg-Gymnasiums am Mittwoch erhielt, ein Unterricht der ganz besonderen Art. Um über das Leben der alten Römer zu erzählen, war nämlich eigens ein leibhaftiger Legionär nach Germering gekommen. Iulius Iosephus (37), Legionär bei „Monumentum Vividum“ in Regensburg, informierte in voller Ausrüstung über den damaligen Alltag der Legionäre. Nun heißt Iulius Iosephus im wirklichen Leben Joseph Geisberger und ist nicht Legionär, sondern Sachbearbeiter. Und das „Monumentum Vividum“ ist aus einem experimentellen Projekt der Universität Regensburg entstanden. Rund 20 bis 28 Personen sind heute Mitglied der Gruppe.
Das Leben der Legionäre
Geisberger besucht immer wieder Schulen, um den Schülern, meistens sind es Sechstklässler, etwa zehn Mal im Jahr anschaulichen Geschichtsunterricht zu geben, über hundert Mal hat er dies inzwischen getan. Und auch in Germering lauschten ihm die Schüler gebannt, wenn er erzählte, vorführte oder gar zum Mitmachen einlud. So erfuhr man etwa, dass ein Legionär bei Märschen, bis zu vierzig Kilo Gepäck bei Märschen mitführte. Diese Märsche beinhalteten etwa 30 bis 35 Kilometer am Tag. Manchmal konnten sie sich über mehrere hundert Kilometer erstrecken. Ein wenig leichter hatten es die Legionäre im Kampf. Hier hatten sie es mit „nur“ 20 bis 25 Kilo zusätzlichem Gewicht zu tun, denn alleine Helm, Rüstung, Kettenhelm und Schild wogen schwer. Hauptmahlzeit der Legionäre war ein Getreidebrei, der hin und wieder mit etwas Fleisch angereichert wurde. Zu trinken gab es in der Regel Wasser, das mit Essig versetzt war. „Das klingt ekelhaft, ist aber, wenn man sich an das Rezept hält, sehr erfrischend“, so Joseph Geisberger. Der Essig hatte den Zweck, eventuell im Wasser vorhandene Bakterien abzutöten, war also überaus sinnvoll.
Die Schüler durften aktiv werden
Die interessierten Schüler stellten zwischendurch immer wieder ihre Fragen, etwa, ob es auch Bogenschützen gab? Die gab es, erläutert Geisberger, sie waren aber keine Legionäre, sondern Hilfssoldaten. Als er erzählte, dass bei Kämpfen immer wieder die Reihen der in strenger Formationen vorgehenden Römer ausgetauscht wurde, kam die Frage auf, wann den getauscht worden sei. „Immer, wenn der Hauptmann sah, dass die Legionäre in der ersten Reihe müde oder geschwächt seien“, erklärt Geisberger. „In der Regel wurde sehr schnell gewechselt, etwa alle ein bis zwei Minuten.“
Die Schüler durften auch selbst einmal hinter den Schild und das Holzschwert ergreifen. Geisberger zeigte ihnen dabei die Vorgehensweise beim Kampf und demonstrierte die legendäre „Schildkröte“. „Anders als ihr das aber von Asterix und Obelix her kennt, waren die Seiten und der Rücken offen, denn sonst hätten die Legionäre ja zwei Schilder dabei haben müssen.“
„Das machen wir wieder“
Eine Schülerin wollte wissen, ob man bestraft wurde, wenn man bei der Wache eingeschlafen sei. „Da gab es natürlich Strafen“, sagt Geisberger, „auch harte Strafen, aber keine Todesstrafe,“ Das nämlich hatte die Schülerin vermutet.
Viel zu schnell waren die zwei Unterrichtsstunden für die Schüler vergangen, darin waren sich Laura, Jakob und Fabian, alle zwölf Jahre alt und in der sechsten Klasse, einig. Dieser Unterricht habe ihnen sehr gefallen. „Der hätte noch einmal eineinhalb Stunden dauern könne“, meinten sie.
Ob sie gerne zur Zeit der Römer gelebt hätten? Laura: „Nein, die hatten soviel Kriege“. Jakob: „Nein, die waren zu brutal und es gab zu wenig Technologie, zum Beispiel keine Handys.“ Und Fabian meint: „Wohl eher nicht, wenn ich an deren Attraktionen denke, etwa die Gladiatorenkämpfe – das war schon brutal.“
Was fanden sie toll an den Römern: Jakob weiß es sofort: Dass sie es geschafft haben, solch enorme Märsche zu unternehmen.“ Laura bewundert, „dass sie schon soweit entwickelt waren“.
Was war nicht so schön? Laura: Das schwere Gewicht, das sie mit sich herumschleppen mussten.“ Jakob moniert das „schlechte Essen“, das sie bekamen und Fabian sagt: „Ich finde es schlecht, dass sie so viele Menschen umgebracht haben.“
Tanja Matschina ist, wie ihre Schüler, hoch zufrieden und ist sich sicher: „Das machen wir nach Möglichkeit wieder!“
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