"Gegenseitiger Respekt an erster Stelle"
Silke Kögler, MukuLe e.V. - Multikulturelles Leben und Lernen im Landkreis Fürstenfeldbruck
Wovor haben Sie Respekt?
Den größten Respekt habe ich vor zugewanderten Menschen, mit denen ich das Glück habe, jeden Tag zu arbeiten. Dabei ist es egal, ob sie wegen der Arbeit aus anderen Ländern der EU, als Fachkräfte aus Drittstaaten, als deren Ehefrauen und Ehemänner, wegen Familienzuzug, wegen der Liebe oder wegen Flucht kommen. Sie alle geben ihr familiäres und gewohntes Umfeld auf, sie verlassen ihre Komfortzone und müssen sich dann „auf uns hier“ einstellen, so wie wir uns auf sie.
Wenn man freiwillig kommt, fällt es im ersten Moment vielleicht leichter, aber auch hier erzählen die Menschen, wie schwer es ihnen teilweise fällt. Wenn man selbst einmal im Ausland für längere Zeit gewohnt hat, weiß man, dass das Gefühl der Heimat erst in der Fremde stark wird und man sich dort seiner Prägungen und Gewohnheiten bewusst wird. Auch das Heimweh entsteht hier.
Ganz großen Respekt habe ich vor Geflüchteten. Die Gründe der Flucht sind vielfältig, aber wir können sicher sein, dass niemand leichtfertig seine Heimat verlässt. Gerade diese Menschen brauchen noch mehr Kraft und Energie, um sich hier etwas aufzubauen, wo in der Heimat doch oft Schreckliches passiert. Vor diesem Hintergrund vermittle ich täglich in sehr gemischten Kursen die deutsche Sprache, versuche Kultur und Muttersprachen wertzuschätzen und Platz dafür zu lassen, um so einen Schritt auf die Menschen zuzugehen. Und diese Menschen kommen dann im Gegenzug auch auf uns zu. Dieser gegenseitige Respekt sollte gerade im heutigen Deutschland an erster Stelle stehen.
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