Für einander bestimmt
Ehepaar Keil feiert Goldene Hochzeit
Er beginnt den Satz, sie spricht ihn zu Ende. Ingeborg und Gunther Keil sind seit fünfzig Jahren verheiratet und ein eingespieltes Team. Sie frönen den gleichen Hobbys, sie diskutieren sich noch heute die Köpfe heiß und ereifern sich besonders gerne über politische Themen, weshalb sie beide auch viele Jahre lang im Germeringer Stadtrat aktiv waren. Natürlich für die gleiche Partei, die Grünen. Er war Fraktionssprecher, später auch Ortsvereinssprecher und Kreistagsabgeordneter, sie, nachdem er ihr seinen Listenplatz überlassen hatte, Schulreferentin. „Eine der engagiertesten, die wir je hatten“, bestätigt Oberbürgermister Andreas Haas, der mit Blumenstrauß und Sekt erschienen war, um seinen ehemaligen Stadtratskollegen zur Goldenen Hochzeit zu gratulieren.
Impulsgeber und Unterstützer
„In dieses Thema bin ich hineingewachsen“, sagt Ingeborg Keil, die bis zu ihrer Pensionierung Deutsch, Englisch und später sogar noch Italienisch am Gymnasium in Gauting unterrichtete. Als Mutter dreier Kinder war sie zudem in so manchem Elternbeirat aktiv. „Auf diese Weise habe ich gelernt, die Dinge von verschiedenen Standpunkten aus betrachten zu können, als Lehrerin, als Elternteil und auf politischer Ebene. Das war ein großer Vorteil.“ Impulsgeber für ihr politisches Engagement war aber wie bei den meisten anderen Dingen ihr Mann Gunther. „Durch ihn habe ich erst so etwas wie Selbstbewusstsein entwickelt,“ gesteht Ingeborg Keil, obwohl das Image vom braven Mädchen heutzutage so gar nicht mehr zu ihr passen will. „Ich wurde dazu erzogen, zu schweigen, wenn Erwachsene sprechen. Ich hätte mich nie getraut, zu widersprechen. Mein Mann hat mich erst ermutigt, auch mal frech zu sein und mich durchzusetzen.“
Kreistanz ins gemeinsame Glück
Kenngelernt haben sich Ingeborg und Gunther Keil am 11.11.1966. Aber nicht der Fasching hat sie zusammengeführt, sondern ein Zettel am Schwarzen Brett des Studentenwohnheims in der Adalbertstraße, in dem die junge Ingeborg Keil damals lebte. Angeboten wurde ein Schnuppertag in einen Kurs für internationalen Volkstanz. Als Ingeborg mit ihrer Freundin dort auftauchte traf Ingeborg auf Gunther, aber auch ihre Freundin fand in ihrem damaligen Tanzpartner den Mann fürs Leben. Ingeborg und Gunther waren vom ersten Tag an unzertrennlich, gingen aus, fuhren gemeinsam Ski, wanderten in den Bergen, unternahmen Reisen und schon ein Jahr später, am 21. Dezember 1967 wurde geheiratet. Das gemeinsame Leben wurde bald durch Kinder bereichert und die junge Familie zog 1971 von Laim nach Germering und 1977, ebenfalls an einem 21. Dezember, schließlich ins eigene Häuschen, womit sich mit der Goldenen Hochzeit heuer auch der Einzug ins eigene Heim rundet.
Siebzig und kein bisschen leise
Neben seinem Job als Diplomkaufmann bei Siemens, war Gunther Keil schon immer politisch interessiert, ein echter 68-er, der sich schon früh in der Anti-Atom-Kraftbewegung David gegen Goliath engagierte und bei den Grünen seine politische Heimat fand. Ingeborg Keil bezeichnet sich als Lehrerin mit Leib und Seele, ist aber froh, heutzutage nicht mehr unterrichten zu müssen. „Die Zeiten haben sich sehr verändert,“ sagt sie. Getreu der Devise „Gehen, wenn es am Schönsten ist,“ haben sich die beiden längst auch aus ihren politischen Ämtern zurückgezogen, was nicht heißt, dass sie mit über Siebzig etwa tatsächlich schon im Ruhestand sind. Museums-Verein, Weltladen, Deutsch-Französischer Verein sorgen für jede Menge neue Verantwortlichkeiten, sodass die siebenfachen Großeltern manchmal kaum Zeit für die Enkel haben. Auch das Reisen ist ein gemeinsames Steckenpferd der Keils und für Ingeborg sind es vor allem die Sprachen, die ihren nimmer müden Geist auf Trab halten. „Ich habe ihr Sprachtalent und ihre unglaubliche Energie immer bewundert“, sagt Gunther Keil und verrät dabei ungefragt noch ein Detail seiner langen, glücklichen Ehe.
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