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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Ein Stück Germering geht verloren"
Stjepan Grahovac tritt seine letzte Reise an
Stjepan Grahovac – von seinen Freunden kurz Stefan genannt - starb am 25. Dezember im Alter von 73 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.
In Ilok in Kroatien geboren, war er als junger Mann Mitte der 1960er Jahre von dem Germeringer Strickerei-Betrieb Berner als Facharbeiter angeworben worden. Auch als Küchenbauer und Ausfahrer beim Möbelhaus Grollmus war er tätig - allerdings nicht lange. Stattdessen wurde er Kellner und arbeitete ab 1972 in den Ratsstuben im Erdgeschoss des Germeringer Rathauses. Zwölf Jahre später übernahm der Mann mit dem freundlichen Blick und dem hintergründigen Humor das Restaurant, servierte traditionelle Küche aus seiner Heimat und bayerische Schmankerl - und das an sieben Tagen die Woche. Einen Ruhetag gab es nicht. Einzig während seiner gelegentlichen Reisen nach Ilok blieben die Türen zu den Ratsstuben zu.
Verbundenheit zu Germering
Darauf angesprochen, pflegte der Stefan zu sagen: „Das ist mein Wohnzimmer.“ Ein Wohnzimmer, das in gemütlicher Atmosphäre Platz bot für Familienfeste und Stammtische Germeringer Vereine, für einen Ratsch bei einem Getränk und natürlich für ein reichhaltiges Mittag- oder Abendessen. Zu den vielen Gästen, die bei ihm ein- und ausgingen, gehörten seit jeher auch die Germeringer Stadträtinnen und Stadträte. Nach anstrengenden Sitzungen kamen sie kurz oder auch länger vorbei und ließen die eben getroffenen Entscheidungen Revue passieren. „Stefan hat in all den Jahren bestimmt viel gehört, aber nie etwas kommentiert und schon gar nichts weitergetragen“, erzählt Oberbürgermeister Andreas Haas.
Stefans Verbundenheit zu Germering zeigte er nicht nur in früheren Jahren mit seiner Teilnahme am Uli-Freutel-Benefiz-Fußballturnier im Trikot der Stadtmannschaft. Mit Freunden gründete er den Verein „Männer helfen“, der Germeringer Familien in Not unterstützte. Tag für Tag schuf er mit den Ratsstuben Germeringer Tradition.
Die Lichter sind aus
Die Corona-Krise hat auch Grahovac schwer getroffen. Viele Wochen saß er allein in seinem „Wohnzimmer“, las im Schein einer einzelnen Lampe Zeitung und sehnte den Tag herbei, an dem er seine Stammgäste wieder begrüßen konnte. Zunächst nur im Biergarten, dann auch an den Tischen in der Gaststube.
Jetzt sind die Lichter in den Ratsstuben aus und die Stühle hochgestellt. „Ein Stück Germering geht mit Stefan verloren und der einzig wahre bayerisch-kroatische Spitzbua tritt seine letzte Reise an“, so Haas.
Stefan Grahovac wird in seiner Heimatstadt Ilok beigesetzt werden.
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