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"Ein einmaliges Vorbild"

Irmgard Germersdorf beendet nach 28 Jahren ihren Dienst als Schulweghelferin

Oberbürgermeister Andreas Haas (l.) dankt Frau Germersdorf (r.) für die 28 Jahre Dienstzeit. (Bild: jw)

28 Jahre lang, bei jedem Wetter, draußen stehen und Kindern über die Straße helfen: Irmgard Germersdorf hat eine erstaunlich lange Zeit im Dienste der Stadt Germering als Schulweghelferin gearbeitet. Und so stand sie an jedem Wochentag am kleinen Stachus in Germering, um die Schüler der Kleinfeldschule sicher über die Straße zu begleiten. Nun muss sie nach 28 Jahren Dienstzeit wegen einer Erkrankung ihre ehrenamtliche Tätigkeit beenden.

"Sie ist eine Institution"

Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas besuchte sie zu diesem Anlass und übergab ein Geschenk. „Frau Germersdorf ist ein einmaliges Vorbild, ich möchte ihr meinen Dank aussprechen“, betonte er. Vor allem werde ihm ihr Lachen und Winken fehlen, mit dem er jedes Mal bedacht wurde, wenn er am kleinen Stachus vorbeikam. „Sie ist eine Institution in Germering und die beste Werbung für die Tätigkeit als Schulweghelferin, gehört aber leider zu den Ausnahmen“, meinte der Oberbürgermeister.

Es werden durchgehend zuverlässige Kräfte gesucht, die den Kindern einen sicheren Schulweg ermöglichen. In den 28 Jahren, in denen Irmgard Germersdorf am Kleinen Stachus stand, ist nie etwas passiert. „Man muss immer sehr konzentriert sein, aber für einen Tratsch ist dann doch auch Zeit“, lachte die 73-Jährige.

Die Erinnerungen bleiben

Neben dem reinen Hilfsgedanken heißt Schulweghelfer sein, vor allem auch Empathie zeigen, Ansprechpartner sein, mitfühlen. Viele positive Erinnerungen bleiben, beispielsweise die kleinen Geschenke der Kinder, ob es nun ein Geldstück war, oder ein Schutzengel, „denn du brauchst auch einen!“. Neben diesen kleinen Aufmerksamkeiten sind Irmgard Germersdorf auch tragische Geschichten im Gedächtnis geblieben. An eine erinnert sie sich besonders: „Eines Tages kam ein Junge auf mich zu, das neben seiner Schultasche auch einen Rucksack dabei hatte. Als ich gefragt habe, ob er denn einen Ausflug machen werde, zog er, ohne etwas zu sagen, einen Morgenrock aus dem Rucksack. Er gehörte seiner verstorbenen Oma, und so trug er drei Tage seinen Rucksack mit in die Schule. An diesem Beispiel sieht man, wie Kinder Trauer verarbeiten." Bisweilen wurde der engagierten Helferin aber auch reichlich Geduld abverlangt, ob es nun um freche Kinder ging oder aber um Eltern, die vergaßen eben diese abzuholen. Aber es wurde ihr auch gedankt, in Form von Blumen von den Schülern, oder aber mit Urkunden und Medaillen.

Auch wenn sie in den letzten 28 Jahren selten krank war, muss sie nun jemand anderem das Amt übergeben. Abschließend meinte sie noch: „Wenn die Kinder mich schon über die Straße führen müssten, dann ist es Zeit für mich aufzuhören."


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