Die größte Gefahr droht Zuhause
Frauennotruf unterstützt Betroffene nach Gewalterfahrungen
„Ich fand es sehr hilfreich zu hören, dass ich nicht die Einzige bin, die sich so fühlt und dass es mir besser gehen kann." Das war eine der Aussagen von Frauen, die sich im vergangenen Jahr mit ihren Anliegen an den Verein Frauennotruf- und -beratung Fürstenfeldbruck gewandt hatten. 292 Betroffene hatten insgesamt 660 Kontakte zur Beratungsstelle. Die Germeringerinnen machten bei den Beratungsgesprächen 11,7 Prozent aus. Das sind fünf Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Damit stellen Frauen aus Germering nach den Fürstenfeldbruckerinnen (40 Prozent) die zweithäufigste Gruppe.
Gewalterfahrungen sind bei 72 Prozent der Fälle der Grund für einen Kontakt mit „Frauen helfen Frauen“. Dabei ist keineswegs der fremde Mann der Haupttäter. „Die größte Gefahr sexualisierter Gewalt geht noch immer von nahe stehenden Personen und dem eigenen Partner aus“, heißt es im Jahresbericht. „Häusliche Gewalt“ steht mit 51 Prozent an oberster Stelle der Beratungen. 16 Prozent der Klienten haben sexualisierte Gewalt, fünf Stalking erlebt. Außerdem wenden sich viele Frauen in Trennungssituationen an „Frauen helfen Frauen“.
Stabilisieren, Stärken und Ermutigen
„Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Stabilisierung, das Stärken und Ermutigen der Frauen, die aus ihrer Situation heraus oft sehr verunsichert sind“, betonte eine der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, Ruth Lotter. Die Frauen bekommen Informationen über Therapien, zu rechtlichen Problemen, können eine Traumafachberatung und Beratungsgespräche wahrnehmen. Sie werden in Behördenangelegenheiten unterstützt und zu Ämtern und Gerichten begleitet.
„Nahezu alle Frauen berichteten von positiven Veränderungen durch die Gespräche, fühlten sich verstanden, gestärkt und gut unterstützt“, lautete das positive Ergebnis einer Fragebogenaktion. Neben der Krisenberatung bietet der Verein Angebote, um Frauen zu stärken. Gut besucht waren die Selbstbehauptungskurse. In diesem Jahr findet der nächste Ende Oktober statt. Außerdem gibt es unter dem Motto „Weiberkram“ an jedem ersten Montag im Monat, von 19 bis 20.30 Uhr, Gesprächsrunden in den Räumen der Beratungsstelle in Fürstenfeldbruck, Am Sulzbogen 56.
„Unser Weiberkram will stärken, informieren und gut tun“, betonte Sozialpädagogin Lotter. Die nächste Veranstaltung am 3. April steht unter dem Motto „Alles Porno? Internetsexsucht“. Alessandra Neumaier, Studentin der Sozialen Arbeit, klärt über Risiken des Internetsexkonsums auf und zeigt Wege aus der Suchtfalle. In Zukunft würde der Verein sein Angebot gerne für Frauen mit Behinderungen und für Flüchtlingsfrauen erweitern. „Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Kapazitäten sind diese zusätzlichen Aufgaben leider nicht möglich“, bedauern die Mitarbeiterinnen.
Den Frauennotruf- und Beratung gibt es seit 32 Jahren. Träger ist der Verein „Frauen helfen Frauen Fürstenfeldbruck“. Er betreibt auch das Frauenhaus Fürstenfeldbruck und die Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt. Die Öffnungszeiten des Frauennotrufs sind Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie Montag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. Telefon: 08141 / 290 850. Die Vollzeitstelle teilen sich die Sozialpädagoginnen Ruth Lotter und Anja Blobner. Sie werden von ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt.
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