Der G-Town-Slam etabliert sich
Mate Tabula und Ko Bylanzki verhelfen jungen Autoren zum Karrierestart als Poetry Slammer
Mit dem Germeringer Jugendzentrum Cordobar existiert seit vielen Jahren eine städtische Einrichtung, die Jugendlichen neben sozialpädagogischer Betreuung auch Motivation und Unterstützung für Eigeninitiativen bietet. Zudem stellt Jugendzentrumsleiter Erwin Zißelsberger seine Räumlichkeiten auch für Musikveranstaltungen, Band-Contest und andere Kulturprojekte abseits vom Mainstream zur Verfügung. Eines dieser besonderen Projekte ist der G-Town Poetry Slam, der am kommenden Freitag, 12. Januar, bereits zum dritten Mal in der Cordobar zu Gast ist. Die Initiatoren des modernen Dichterwettstreits in Germering sind der Münchner Slam Master Ko Bylanzki und der Germeringer Autor und Werbetexter Mate Tabula. „Wir möchten den G-Town-Slam als regelmäßige Veranstaltung institutionalisieren und jungen Slammern so die Möglichkeit bieten, ihre Texte vor Publikum vorzutragen“. sagt Mate Tabula (im Gegensatz zu Ko Bylanzki kein Künstlername) im Gespräch mit dem Parsberg Echo.
Parsberg Echo: Beim Poetry Slam tragen mehrere meist junge Autoren selbst geschriebene Texte vor Publikum vor. Der Applauspegel des Publikums kürt am Ende den Sieger. Was ist das Besondere an dieser Kunstform?
Mate Tabula: Poetry Slammen ist eine durch und durch demokratische Form der Literaturvermittlung. Der Dichter verlässt seinen Elfenbeinturm und lyrische Texte gelten nicht mehr als unzugänglich, sondern werden als lebendige, verfeinerte und zugleich witzige Performance für jedermann verständlich wahrgenommen. Der Poetry Slam bietet jungen Autoren zudem eine Plattform, sich selbst auszuprobieren und einen jeweils ganz eigenen Stil zu finden.
Hierzulande ist Poetry Slam noch eine ehe unbekannte Kunstform. Ist das der Grund, warum auch die teilnehmenden Autoren beim G-Town Slam noch sehr jung sind?
Wir wollen gezielt unbekannte Talente fördern und haben deshalb nur Autoren eingeladen, die unter zwanzig Jahre alt sind. Die Kunstform selbst ist aber gar nicht mehr so jung. Der Erfinder des Poetry Slam ist Mark Kelly Smith, der den „Uptown Poetry Slam“ bereits vor über dreißig Jahren (1984) als wöchentliche Veranstaltung in Chicago etablierte. In Deutschland gibt es inzwischen in rund 500 Städten eine engagierte Slammer-Szene. Ko Bylanzky, der mit mir zusammen den G-Town Slam organsiert und moderiert ist bereits seit zwanzig Jahren dabei und sein Munich Slam im Münchner Club „Substanz“ zählt zu den größten regelmäßig stattfindenden Slam-Veranstaltungen Europas. Er ist auch Begründer und Mitveranstalter der jährlich ausgetragenen Deutschen Slam Meisterschaften.
Benötigt man als Autor nicht besonders viel Selbstbewusstsein, um sich selbst und seine Texte dem Urteil eines zufälligen Publikums auszusetzen?
Mit eigenen Texten vor Publikum aufzutreten erfordert immer Mut. Aber die Schwellenangst beim Poetry Slam ist auf jeden Fall wesentlich geringer, als bei traditionellen Dichterlesungen. Das Slam-Publikum ist viel offener und ganz frei von hochtrabenden Erwartungen. Das gibt vor allen den ganz jungen Autoren die Möglichkeit, sich auszuprobieren, an ihren Texten zu feilen und vor allem auch an ihrer Performance arbeiten. Die Präsentation ist beim Slammen noch wichtiger als der Text.
Birgt das nicht die Gefahr, dass sich die Autoren zu sehr am Publikumsgeschmack orientieren und weniger an der Qualität der Texte?
Es gibt eine goldene Regel beim Slammen, die lautet „The best poet never wins“. Es gewinnt immer die beste Performance. Die Bühnenshow ist ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zum Erfolg. Aber sehr textstarke Autoren, die sich nicht oder noch nicht so gut darstellen können, werden von ihren Mitstreitern und den Veranstaltern, die selbst meist etablierte Slammer sind, konkret gelobt. Auch wenn sie am Ende nicht als Sieger von der Bühne gehen.
Ist bei einem Slam, an dem Sie als Poet oder Zuschauer teilgenommen haben, jemals schon jemand ausgebuht oder ausgelacht worden?
Niemals. Fairness ist das oberste Prinzip beim Poetry Slam. Jeder Autor, der sich traut, seine Texte vorzutragen, hat den vollen Respekt des Publikums. Ob einer tatsächlich das Zeug für eine große Karriere als Autor hat, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Das regelt sich von ganz alleine. Aber wie soll man das je erfahren, wenn man es nicht wenigstens probiert?“
Wurde das Jugendzentrum Cordobar gezielt als Veranstaltungsort ausgesucht?
Die Cordobar liegt ideal direkt gegenüber vom S-Bahnhof und ist somit für Künstler und Zuschauer auch ohne Auto leicht erreichbar. Der Eintritt wird ausschließlich zur Spesendeckung für die Künstler verwendet. Gage gibt es keine.
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