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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Chlor im Wasser
Vorsichtsmaßnahme soll Bakterien töten
Es ist geschehen, was nie hätte passieren dürfen: Gärsubstrat, das sind die Reste, die nach einer Vergärung in der Biogasanlage übrig geblieben sind, hat ein Arbeiter versehentlich auf einer Wiese im Wasserschutzgebiet ausgebracht. Rund zehn Tonnen sind auf dem ein Hektar großen Areal in der Wasserschutzzone II zwischen Germering und dem Ortsteil Nebel verteilt worden. Bei einer eilig einberufenen Krisensitzung im Rathaus berichteten Oberbürgermeister Andreas Haas, der Leiter des Gesundheitsamts Rudolf Summer und Vertreter der Germeringer Stadtwerke wie jetzt das Trinkwasser vor unerwünschten Keimen geschützt werden soll.
Glücklicherweise hatte der Landwirt, dem der Grund gehört, den Fehler schnell bemerkt, erklärte Haas. Denn eigentlich hätten die Gärreste auf einem anderen Feld verteilt werden sollen. Nach dem Unglück sei sofort zweimal gemäht worden und 30 Tonnen Gras, Erde und die trockene, torfige Substanz abgetragen worden. Trotzdem könnte sich noch ein Restbestand auf der Fläche befinden oder nach dem Regen aus der Oberfläche ausgewaschen worden sein.
"Alles mögliche Ungesunde"
Ob und wieviel ins Grundwasser gelangen könnte, „das weiß kein Mensch“, so Gesundheitsamtsleiter Rudolf Summer. Im schlimmsten Fall handele sich um „Darmkeime, Bakterien und alles mögliche Ungesunde“, so Summer. „Diese Unsicherheit wollten wir niemandem zumuten“, waren sich die Behördenvertreter einig, die bereits am Freitag, 13. Juli, die Chlorierung beschlossen hatten.
Glücklicherweise ist die Schicht des betroffenen Gebiets über dem Grundwasser relativ undurchdringlich. Nachdem das Niederschlagswasser durch die Humus- und Kiesschicht durchgelaufen ist, müssten laut Aussagen eines Geologens ein bis vier Meter Lehm und Lös durchdrungen werden. Das würde zehn bis 20 Tage lang dauern. Deswegen hat die Stadt Germering eine Woche nach dem Unfall damit begonnen das Grundwasser im Wasserwerk prophylaktisch zu chloren. Vier Wochen lang soll diese Maßnahme dauern. „Das Chlor tötet alle Keime ab“, versprach Summer. Bis das Wasser im Netz der Stadtwerke und in den Germeringer Haushalten angekommen sei, wären 0,15 Milligramm Chlor pro Liter übrig. „Diese Konzentration bewegt sich innerhalb der Grenzwerte“, versicherte Roland Schmid von den Stadtwerken. Es sei sogar zur Zubereitung für Babynahrung sowie für Haustiere geeignet, allerdings würde es „nicht gut riechen und schmecken“. Abkochen sei nicht nötig, dadurch würde sich aber das Chlor verflüchtigen. Einzig Aquarienbesitzer dürfen das Wasser nicht für ihre empfindlichen Tiere verwenden und manche Pflanzen mögen das Chlorwasser ebenfalls nicht.
Als Abhilfe haben die Stadtwerke am Bärenweg 13 eine Zapfstelle eingerichtet. Hier kann man seine mitgebrachten Kanister mit ungechlortem Wasser, das nicht aus der Gefahrenzone stammt, sondern vom Wasserbeschaffungsverband, füllen, so der Germeringer Wassermeister Michael Gogl. Außerdem haben die Stadtwerke eine Hotline unter der Telefonnummer 089 89419-299 eingerichtet. Das Gesundheitsamt Fürstenfeldbruck ist unter der Telefonnummer 08141 519800 erreichbar.
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