Böller lassen Feinstaubwerte explodieren
Umweltbeirat möchte Silvester-Feuerwerk an zentralem Ort
Um 20 Uhr ist am Silvesterabend 2015/2016 die Welt noch in Ordnung. Die Deutschlandkarte ist hellblau und nur an wenigen Stellen hellgelb eingefärbt. Das bedeutet, dass die Feinstaubbelastung gering ist. Ein paar Stunden später ist die Karte des Bundesumweltamts bedrohlich orange, rot und dunkelrot gefärbt. Das Silvesterfeuerwerk hat dem ganzen Land eine enorme Feinstaubbelastung beschert – auch der Bereich um München ist davon nicht ausgenommen. Seit 2002 kann man die am Jahreswechsel sich stündlich ändernde Feinstaubbelastung auf der Karte nachvollziehen (gis.uba.de/website/silvester/). Das Umweltbundesamt schätzt, dass die Feinstaub-Menge, die durch die Raketen in die Luft gejagt werden, ungefähr 15 Prozent des jährlich im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubs ausmachen. „Auch wenn das Feuerwerk an Silvester nur während einer Nacht des Jahres stattfindet, stellt es in Zusammenhang mit den davon ausgehenden Geräuschen sowie dem anfallenden Abfall eine starke Belastung für die Umwelt dar“, stellte der Germeringer Umweltbeirat fest. Er möchte etwas an der Situation ändern. Sein Vorschlag: Das Silvesterfeuerwerk in Germering sollte nur mehr an einem zentralen Ort abgefeuert werden dürfen.
Vom Asthma bis zum Lungenkrebs
Damit hofft das Gremium, den Feinstaub in der Luft zu reduzieren. Denn der ist gefährlich und kann zu Gesundheitsschäden von Asthma und Allergien, über Mittelohrentzündungen bei Kindern bis zu Lungenkrebs führen. Die Stadtverwaltung soll den Vorschlag nun prüfen und einen geeigneten Platz suchen. Mit einem Feuerwerk an zentraler Stelle hat die Stadt schon gute Erfahrungen gemacht, beispielsweise bei der Vorsilvesterparty der Unterpfaffenhofener Burschenschaft. Nicht nur wegen der Luft. Auch wären die Reste des Silvesterfeuerwerks dann nicht mehr über die ganze Stadt verteilt. Das würde wiederum den Bauhof freuen, der nicht mehr so viel Müll einsammeln müsse. Ein generelles Feuerwerksverbot wird die Stadt wohl nicht aussprechen können, sondern an die Freiwilligkeit der Bürger appellieren.
Generell sei die Luft in Germering „gut“ und die Lärmbelastung „erträglich“, so das Gremium. Eine Verschlechterung der Situation befürchtet der Beirat in den nächsten Jahren, da der Verkehr zunehmen und die Wohnbebauung immer dichter wird. Die Stadt Germering kann sich bei ihren Aussagen bezüglich des Feinstaubs allerdings nur auf Referenzwerte beziehen, „Mangels konkreter Messung und Auswertung ist die tatsächliche Belastung der Luft mit schädlichen Elementen jedoch leider unklar“, so der Umweltbeirat. Dass es eine gibt, steht aber außer Frage.
Der Umweltbeirat der Stadt Germering vertritt die Belange des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes und berät den Stadtrat. Das Gremium gibt es seit 1984. Der Beirat besteht aus 18 Vertretern verschiedener Verbände und Berufe, die einen Bezug zur Umwelt haben. Das sind beispielsweise der Bund Naturschutz, der Eigenheimerverein, die Jäger und Landwirte, der Landesbund für Vogelschutz und andere. Der aktuelle Umweltbeirat wurde 2015 für sechs Jahre vom Stadtrat gewählt. Er kann Anträge an den Stadtrat stellen.
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