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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Am Anfang steht Max Born
Schüler kreieren Ausstellung zur Schulgeschichte
Am Anfang bestand das Max-Born-Gymnasium (MBG) aus einem Direktor, drei Lehrern und drei fünften Klassen. Heute besuchen 1100 Schüler das Gymnasium, die von 103 Lehrkräften unterrichtet werden. Dazwischen liegen Unmengen von Ereignissen. Das P-Seminar „50 Jahre MBG“ hat seit September 2014 an einer Ausstellung gearbeitet, um an die Geschichte der Schule zu erinnern. Das Ergebnis ist ein „Zeitstrahl“, ein Art schmale Wandzeitung auf Acryltafeln. Bei einer Vernissage stellten die Schüler ihre Arbeit vor.
Angesichts der Flut an Quellen und Materialien zur Schulgeschichte mussten sich die Schüler auf eine Auswahl beschränken. Gemeinsam mit Lehrerin Eva Knobel-Spina sowie Historikern und Heimatforscher aus Germering verdichteten die Schüler die Quellen auf Eckpunkte, die ihnen wichtig erschienen. An zwei langen Flurwänden zieht sich nun das Geschichtsband mit Fotos und Texten entlang. Am Anfang steht der Namenspatron der Schule: Max Born (1882-1970), Nobelpreisträger für Physik, Mitbegründer der Quantenmechanik und Vorbild der Schule. Wer entlang des Zeitstrahls wandert, stößt immer wieder auf Begegnungen mit dessen Sohn und emeritierten Medizinprofessor Gustav Born.
Schönschreiben und Handarbeit
Ehrengast Ulla Gerlach, die erste Lehrerin der Schule, erinnert sich noch genau an die Anfangszeit. Die Erdkunde-, Biologie- und Chemielehrerin musste damals auch noch Handarbeit, Schönschreiben und Mädchenturnen unterrichten. „Es gab ja nur zwei weitere Lehrer“, erzählte sie und der erste Direktor der Schule, Konrad Hacker, besuchte am Weihnachtsabend nach der Christmette seine Lehrkräfte persönlich, um ihnen Geschenke zu überreichen.
Jürgen Biffar, ehemaliger MBG-Schüler und heutiger Unternehmer, erinnert sich besonders gut an die 70-er Jahre. Damals habe es viel Streit zwischen „Alt-68er“-Eltern und der Schulleitung gegeben, schmunzelte er. 1974 war die Schule mit 1764 Schülern übrigens das größte Gymnasium Bayerns. Die 22 Klassen hatten Schichtunterricht. 1981 vermeldet der Zeitstrahl das Abitur von Landrat Thomas Karmasin. 1983 gab es den ersten Abi-Streich. Kurz und knapp führen die kleinen Zeittafeln durch die Geschichte: 1995: der erste Computerraum; ein Großbrand wegen Feuerwerkskörpern gab es 1997 in der Gymnastikhalle. Der Wandfries über dem Haupteingang entstand 1998. 1200 Besucher schauten sich auf dem Gelände des MBG 1999 die totale Sonnenfinsternis an. Im Jahre 2000 wurde die Zweifachturnhalle eingeweiht. Die weltberühmte Violonistin und ehemalige MBG-Schülerin Arabella Steinbacher trat 2007 an der Schule auf. Auch die Wechsel der vielen Elternbeiratsvorsitzenden, Förderer und Schuldirektoren sind auf dem Geschichtsband verewigt. 2009 kam beispielsweise Robert Christoph an die Schule. Am Ende der Ausstellung steht die Belegung der Schulturnhalle mit Flüchtlingen.
Orientierung in der Bilderflut
Großes Lob spendete Schulleiter Robert Christoph den Schülern. „Schule lebt von der Vermittlung von Vergangenheit“, erklärte er. Sie stehe im Spannungsfeld von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Heute würden die Menschen in der Flut von Bildern schier ertrinken und es sei nicht immer ersichtlich, was wichtig sei. Hier biete eine solche Ausstellung Orientierung. Sie zeige, woher man komme, wie die Schule zu dem geworden sei, was sie heute darstelle.
Die Schüler selbst wollten sich ebenfalls in der Ausstellung verewigen. Auf einer dritten Wand haben sie dafür Plexiglastafeln angebracht, unter denen auf filigran wirkenden Papierzetteln in unterschiedlichen Farben die Namen aller bisherigen Abiturienten notiert stehen. Natürlich ist noch Platz für die nachkommenden Schülergenerationen. Am 20. Oktober gibt es einen Festakt zum Schuljubiläum in der Stadthalle. Dort wird auch der Zeitstrahl ausgestellt. Außerdem haben andere P-Seminar-Gruppen einen Film über die Schule gedreht und Interviews mit ehemaligen Lehrern und Schülern gemacht.
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